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Comic-Besprechung - Ausgetrickst

Geschichten:

Autor und Zeichner: Alex Robinson



Story:
Im Mittelpunkt des Comics stehen gleich sechs grundverschiedene Personen – ein Rockstar mit Kreativblock, eine Kellnerin mit Beziehungsproblemen, ein Autogramm-Fälscher, ein mehr als nur neurotischer Musikfan, eine etwas unbedarfte Büroaushilfe und ein verschlossenes Mädchen auf der Suche nach einem Menschen aus seiner Vergangenheit. Während alle mit ihren ganz persönlichen Problemen kämpfen, verknüpfen sich ihre Geschichten immer enger, beeinflussen sich gegenseitig - bis es zu einem Mord kommt...

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Alex Robinson? Nie gehört... Was macht der denn so? Hat ’ne Serie namens „Box Office Poison“ herausgebracht und bereits einige Preise eingeheimst... Na gut, dann schauen wir mal... Hey, das ist ja ein richtiger Wälzer!

In der deutschen Comic-Szene ist man ja teils noch etwas unschlüssig, was denn nun unter die Bezeichnung „Graphic Novel“ bzw. „Comic-Roman“ fällt, aber Ausgetrickst scheint sich allein mit seinen 360 Seiten Umfang für diese Kategorie anzubieten. Während der Lektüre dämmert einem aber bald, dass die Bezeichnung Comic-Roman auch in anderer Hinsicht einfach verdammt gut passt. In Sachen Charakterisierung erreicht Robinson hier nämlich eine Tiefe, die den meisten Comics einfach abgeht. Seine Figuren sind schmerzhaft realistisch, voller Fehler und Schwächen, sie treffen falsche Entscheidungen und sind alles andere als heldenhaft – und gerade deswegen gehen einem ihre Erlebnisse so nah.

Auch die Welt, die der Künstler um seine Protagonisten entworfen hat, scheint zu atmen mit ihren Dutzenden Nebenfiguren, deren Hintergrundgeschichten oft ebenfalls angeschnitten werden, und all den akribisch ausgearbeiteten Details. Allein die Geschichte der fiktiven Rockband The Tricks, die eine wichtige Rolle für den Lauf der Handlung spielt, ist so liebevoll entworfen, dass man am liebsten loslaufen und ihre Alben kaufen möchte. Doch trotz all der Seitenpfade und Umwege, die der Autor mit seiner Geschichte einschlägt, verliert er nie den roten Faden und der Leser nie den Durchblick. Je weiter die Erzählung fortschreitet, desto mehr wird man hineingezogen in den Robinsonschen Mikrokosmos. Immer gebannter verfolgt man das Schicksal der Figuren, die einem in ihrer Menschlichkeit näher ans Herz wachsen als man es anfangs für möglich gehalten hatte – bis es einem beim finalen Showdown vor Spannung geradezu den Hals zuschnürt.

Das Schönste an Ausgetrickst ist wohl, dass die Geschichte und ihre Umsetzung in Bilder perfekt harmonieren. Alex Robinson ist ein begnadeter grafischer Erzähler, der mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit alle Mittel des Mediums nutzt, um die Gefühle seiner Figuren zu transportieren und Atmosphäre zu kreieren. Und das macht er so gekonnt, dass einem beim ersten Lesen kaum auffällt, wie viel Ausgetrickst eigentlich optisch zu bieten hat. Die Geschichte und die Figuren funktionieren einfach so fabelhaft, dass man beinahe zu beschäftigt ist, um zu registrieren wie viele der Seiten kleine Comic-Meisterwerke für sich darstellen. Über die perfekt komponierten Bilder, gepaart mit gnadenlos guten Dia- und Monologen, wird man tief in die Psyche der Protagonisten gezogen und kann nicht nur die Realität des lethargisch-zugedröhnten Rockstars Ray nachempfinden, sondern sogar die des immer mehr in den Wahnsinn abgleitenden Steve.

Beim Lesen drängte sich der Vergleich mit Filmen wie Alejandro Ińárritus Babel, Paul Haggis’ L.A. Crash und Robert Altmans Short Cuts geradezu auf. In den USA wird Alex Robinson nicht umsonst gern als „Robert Altman der Comics“ bezeichnet. Zugegeben, derartige medien-überspannenden Vergleiche hinken oft, können aber hier einen guten ersten Eindruck vermitteln, mit was man es bei Ausgetrickst zu tun hat: Einer komplexen, fesselnden Geschichte bestehend aus tollen Bildern und Dialogen, die ihre Kraft aus den vielfältigen Figuren und ihrer Menschlichkeit zieht.


Fazit:
Komplex, innovativ, zutiefst menschlich und obendrein wunderbar gezeichnet. „Ausgetrickst“ ist einer der seltenen Comics, die einerseits ein Muss für Comic-Liebhaber sind und andererseits auch jeden Nicht-Comicleser völlig begeistern dürften. Denn einer derart erstklassig erzählten Geschichte sollte eigentlich niemand widerstehen können.

Ausgetrickst - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ausgetrickst

Autor der Besprechung:
Andreas Völlinger

Verlag:
Edition 52

Preis:
€ 22

ISBN 10:
3935229542

ISBN 13:
978-3935229548

360 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • tolle Figuren
  • faszinierendes Handlungsgeflecht
  • zeichnerisch fantastisch umgesetzt
  • schmerzhaft gute Dialoge
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(6 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 14.11.2007
Kategorie: One Shot
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