"I knew I needed a perfect name for a monstrous, potentially murderous hulking brute who - and then I stopped. It was the word "hulking" that did it. It conjured up the perfect mental image. I knew I had found his name. He had to be: The Hulk."
- Stan "The Man" Lee
Unter all den Superhelden, die Stan Lee in den Sechzigern erdachte, besaß der Hulk auf den ersten Blick wohl die wenigsten
Helden-Attribute. Okay, Spider-Man war nur ein trotteliger Teenager mit Spinnenkräften, die X-Men gar gefürchtete
Mutanten, aber hier hatte man ein grünes Monster, das mit Panzern um sich warf. Was machte einen furchteinflößenden
Giganten mit ungebändigten Wutanfällen und dem Intellekt eines Kleinkindes zur Titelfigur eines weiteren
Superheldencomics? War der Hulk überhaupt ein Held? Die Frage scheint gar nicht so unberechtigt. Beschäftigt man sich
nämlich etwas eingehender mit den Ursprüngen der Serie, drängt sich das Gefühl auf, dass Stan Lee nach der Erfindung
der Fantastischen Vier beim Hulk etwas ganz anderes im Sinn hatte, als einen weiteren Superhelden zu kreieren.
Nach dem durchschlagenden Erfolg von Lees erster Superhelden-Serie "Fantastic Four" entwarf der Autor zusammen mit
seinem Zeichen-Partner Jack Kirby die Story des sanftmütigen Wissenschaftlers Bruce Banner, der sich nach einem
Strahlungsunfall in ein muskelbepacktes Monster verwandelt.
Lee hatte nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, dass er die Inspiration für viele seiner Comic-Figuren in
Literatur-Klassikern oder Mythologien gefunden hatte. So bestätigt er heute auch freimütig seine Vorbilder für den Hulk:
"Der einzige Zweck der Serie war, ein Monster zu zeigen, das nichts gegen sein Monster-Dasein tun kann, das nicht
wirklich böse ist, sondern missverstanden - genau wie das Frankenstein-Monster im alten Karloff-Film. [Boris Karloff spielte
Frankensteins Monster in der berühmten Verfilmung von 1932.] Ich wollte es empfindsamer und dreidimensionaler machen,
es war also nicht einfach nur eine Geschichte über ein Monster, das Heft für Heft durch die Gegend rennt." So kam es,
dass sich auch Zeichner Jack Kirby an dem von Boris Karloff dargestellten Film-Monster orientierte, als er die erste Version
des Hulk entwarf. Für den inneren Konflikt der Figur hatte sich Lee eine weitere tragische Romanfigur auserkoren: "Ich dachte, es wäre
interessant, ihn jemanden wie Jekyll und Hyde sein zu lassen, der sich von seiner nor malen Identität in ein sogenanntes
Monster verwandelt und wieder zurück. Am Anfang hasst er, was geschieht, aber später genießt er es beinahe dieses
Monster zu sein, weil es Spaß macht, all diese Macht zu besitzen."
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