"Daredevil ist nur ein Mensch. Wenn Du ihn erschießt, stirbt er. Seine Menschlichkeit und Schwächen sind der Nährboden für sein moralisches Dilemma." - Mark Steven Johnson
Comic-Autor Stan Lee liebte es schon immer, seinen erfundenen Helden markige Attribute anzuhängen. "The Amazing Spider-Man", "The Uncanny X-Men", "The Incredible Hulk" oder eben "Daredevil - The Man Without Fear". Ein weiteres Markenzeichen Lees war es, dass seine Helden neben ihren übermenschlichen Kräften nur allzu menschliche Schwächen oder sonstige Handicaps besaßen. Zweifelsohne einer der Hauptgründe für den jahrzehntelangen Erfolgszug von Lees Kreationen, denn wäre Spider-Man so beliebt geworden, wenn seine Comic-Storys nicht auch gezeigt hätten, wie er im Privatleben als introvertierter Außenseiter die Highschool durchlitt? Oder hätten die Abenteuer der X-Men so viele Fans gefunden, wenn die mutierten Gerechtigkeitskämpfer in ihrer Serie nicht von aller Welt wegen ihrer Andersartigkeit gehasst worden wären? Wohl kaum. Denn tadellose Supermänner gab es in den 60ern, als Stan Lee seine bekanntesten Helden aus der Taufe hob, schon genug in der Comiclandschaft. Bei Daredevil , mit bürgerlichem Namen Matt Murdock, den Lee mit Zeichner Bill Everett im Jahr 1964 schuf, ging er sogar noch einen Schritt weiter. Der neueste Marvel-Held hatte nicht nur auf traumatische Weise den Vater verloren, sondern vorher auch noch das Augenlicht.
Der "Mann Ohne Furcht" ist ohne Zweifel einer der menschlichsten Superhelden. Nicht nur wegen seiner Blindheit. Auch der Umstand, dass sich seine besonderen Fähigkeiten auf eine Art von Radarsinn beschränken, lässt ihn kräftemäßig eher als Leichtgewicht in Marvels Heldenriege erscheinen. Und das macht auch einen Teil der Faszination des Charakters aus: Daredevil (was auf deutsch soviel wie "Draufgänger" bedeutet) ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, den eine Pistolenkugel genauso töten kann, wie jeden anderen. Keine stählerne Haut, keine Superstärke und keine futuristische Rüstung, nur ein blinder Athlet mit überproportionalen Sinnen. Und nur diese verstärkten Sinneswahrnehmungen und ein hartes Martial Arts - Training trennen Daredevil bei jedem Kampf vom Tod. Ein Umstand, der den rotgewandeten Helden aber nicht hindert, seinen erbitterten Kreuzzug gegen das organisierte Verbrechen zu verfolgen. |