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Interview mit Frauke Pfeiffer
t524.jpgSplashcomics: Beginnen wir mit ein paar persönlichen Fragen. Wie alt bist Du und seit wann bist Du bei Comicgate mit dabei?

Frauke Pfeiffer: Ich habe vor nicht allzu langer Zeit die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen verlassen. ;)
Bei Comicgate bin ich schon seit Anfang an, also seit mittlerweile sechs Jahren.
Ich war ja schon bei der Vorgängerseite Image Rules! dabei, und als Martin Jordan und Fritz Saalfeld Comicgate gründeten, bildeten wir zusammen mit Sascha Thau die Chefredaktion. War eine schöne Zeit. :)
Vor etwa drei Jahren bröselte dieses Vierergespann aber aus beruflichen Gründen und verschobenen Schwerpunkten auseinander, und Comicgate stand kurz vor der Auflösung. Ich wollte das alles aber nicht aufgeben und habe deshalb alleine weitergemacht. ZUm Glück stieß Thomas Kögel irgendwann dazu, und so teilen wir uns seit etwa zwei Jahren die Chefredaktion, was sehr gut funktioniert.

Splashcomics: Seit wann geistert die Idee des eigenen Printmagazins schon durch Eure Köpfe?

Frauke Pfeiffer: Uh, so ganz entfernt im Hinterkopf schon ziemlich lange. Ich fand das auf Messen immer faszinierend, wie die Leute ihre eigenen Sachen in den Händen halten konnten und glücklich durch ihre druckfrischen Comics blätterten (und hoffentlich nachher die Leser auch, hehe). Einen eigenen Stand als Anlaufstelle zum Plaudern mit den Lesern hätte ich auch mal gerne gehabt - nur, was soll man als Webmagazin anbieten? Und dann habe ich so einige vielversprechende Zeichner im Comicforum gesehen, bei denen es schade schien, dass sie ihre Sachen immer nur online zeigten... Und so kam die Idee zu einem Printmagazin immer mehr ins Rollen.

Splashcomics: Und ab wann lief die konkrete Planung fürs Heft, wann wurden die ersten Inhalte erstellt und wieviel Zeit ist insgesamt in das Heft geflossen?

Frauke Pfeiffer: Das war ganz lustig. Thomas und ich hatten letztes Jahr im Sommer beide unabhängig die Idee gehabt, vielleicht was auf dem nächsten Comic-Salon präsentieren zu wollen, und uns dann ganz vorsichtig die Idee gegenseitig unterbreitet. Man glaubt ja zuerst, man wäre nur alleine so größenwahnsinnig. ;)
Die ersten Anfragen an Zeichner, die ich ins Auge gefasst hatte, gingen im Spätsommer oder Herbst 2005 raus. Bis dann wirklich was passierte, vergingen aber noch ein paar Monate. Ernsthaft arbeiteten die meisten Leute ab Januar, Februar dran.
Wie viel Zeit letztendlich für's Magazin benötigt wurde, ist schwer zu sagen. Es war schon einiges zu tun, gerade weil ich ja keine Ahnung von Druckvorstufen hatte und mich da erst einarbeiten musste. Ist halt doch was völlig anderes, als im Netz zu arbeiten, und ich konnte nur abends und am Wochenende was dafür machen.
Aber es war auch eine sehr interessante Erfahrung, und wenn man es komplett fertig hat, ist es auch sehr befriedigend zu wissen, dass man so etwas hinbekommen hat (obwohl ich zwischendurch mehr als einmal geflucht habe).

Splashcomics: Wieviele Mitarbeiter waren an dem Heft beteiligt?

frauke_passfoto.jpgFrauke Pfeiffer: Von der Comicgate-Redaktion waren es ich, Thomas, Björn Wederhake, Christopher Bünte, Benjamin Vogt und Johnny Speer (der sich als Autor für eine der Comicgeschichten verantwortlich zeigt). Dazu kamen Jan und Stefan Dinter, die einen "Röhrender Hirsch spezial" für das Magazin verfasst haben. Und dann noch neun Zeichner - zehn, wenn man Ralph Ruthe mitzählt, der uns einen Comicgate-Hasenmann spendiert hat.

Splashcomics: Einen kleinen Abstecher in Richtung Print hattet Ihr ja schon vor vier Jahren gemacht. Die Comicgate Edition #1 war ein Variantcover von New Arden Chronicles. Wie gut war das damals angekommen? Gibt es Pläne, das zu wiederholen?

Frauke Pfeiffer: Da kann ich leider nichts Genaues zu sagen, denn damals hatte sich Martin Jordan noch darum gekümmert und das Ganze angeleiert. Mit einem wunderschönen Variantcover von Timo Würz... Bei Fritz (www.fastfoodfiction.de) kann man es noch käuflich erwerben, glaube ich.
Schade übrigens, dass man von den Final-Art-Leuten, die ja hinter New Arden Chronicles stehen, nichts mehr hört. Die hatten mich auf meiner ersten Messe (Comic-Salon 2000), als ich noch niemanden außer Martin kannte, supernett aufgenommen. :)

Splashcomics: Wie schwer oder einfach war es, Künstler für das Heft zu finden? Wurde Euch die Bude eingerannt - was ich mir jedenfalls vorstellen kann ;-) ?

Frauke Pfeiffer: Nun ja, ich habe mir die Freiheit erlaubt und Leute angefragt, dessen Stil mir persönlich gefällt. Dabei versuchte ich mein Glück mit einer Mischung aus "Amateuren" und Profis. Fantastischerweise hat eigentlich jeder zugesagt. Bis auf einen Profi, der zu viel zu tun hatte, und einen Zeichner, der sich selber noch nicht so weit sah, als dass seine Arbeiten hätten gedruckt werden können ... Da hätte ich mir schon in den Hintern beißen können, denn derjenige hat einen tollen dynamischen Mangastil drauf. Da ich mich nicht mit jeder Mangazeichnung anfreunden kann, fand ich auf die Schnelle keinen, der mir vom Stil her genauso sehr zusagte, und deswegen haben wir nun leider keinen Manga drin.
Thomas war nach dem 24-Stunden-Comic 2005 ganz begeistert von Anna-Maria Jung. Zum Glück hat sie auch sofort zugesagt.

Splashcomics: Habt Ihr die Comicgeschichten mit entwickelt oder haben die Zeichner und Autoren einfach fertiges Material geliefert und Ihr habt gesagt Ja oder Nein?

frauke_tauchen.jpgFrauke Pfeiffer: Mal so, mal so. Manchmal habe ich Feedback gegeben, manchmal habe ich einfach die fertigen Seiten bekommen. Nur an Arnd Böhms Piratengeschichte bin ich nicht unschuldig. Er hatte eigentlich einen Münchner Comickrimi à la Tatort geplant. Bald merkte er aber, dass die Geschichte dank des vielen Textes nicht für unser DIN A5-Format geeignet ist, und so schlug er mir als Alternative eine Mafiastory vor. Das gefiel mir aber nicht wirklich. Also fragte ich ihn, ob er sich auch was mit Piraten vorstellen könnte. Zum Glück war Arnd und sein Umfeld da sehr flexibel... :)

Splashcomics: Habt Ihr für das Heft einen besonderen Themenschwerpunkt? Das Cover ließe Piraten vermuten.

Frauke Pfeiffer: Nee, es gibt keinen Schwerpunkt. Es ist sogar eher so, dass wir möglichst vielfältig sein wollten. Von schwarz-weiß bis farbig, von Drama über Horror bis Cartoons, von realistisch bis Funny-Stil ist alles drin. Man muss mal warten, wie das bei den Lesern ankommt. Gegen einen Schwerpunkt hätten wir prinzipiell auch nichts einzuwenden.
Das Covermotiv an sich lehnt sich halt an die sechseitige Piratengeschichte von Arnd an.

Splashcomics: Hat alles reingepasst, was Ihr an Material hattet, oder habt Ihr noch etwas, was Ihr direkt weiter verwenden könntet?

Frauke Pfeiffer: Von einem unserer Redakteure war ein Artikel zu "Comics an Hochschulen" geplant, bei dem ihm aber irgendwie der rote Faden fehlte. Auch Sascha hatte noch was in petto, fiel aber aufgrund seines plötzlichen Krankenhausaufenthaltes aus (mittlerweile geht's ihm glücklicherweise wieder gut). Und ich arbeitete an einem Artikel über Rollenspielillustratoren. Als wir dann von unserer Druckerei einen früheren Termin als anvisiert bekommen haben, habe ich den Artikel erstmal sein gelassen, denn was Halbgares auf die Schnelle wollte ich nicht ins Magazin stecken. War vielleicht auch ganz gut so, denn mir war nicht wirklich klar, wie wenig Text auf eine DIN A5-Seite passt. Auch ohne diese Beiträge sind es insgesamt schon achtzig Seiten geworden - mehr, als wir geplant hatten. Insofern ist das schon ganz okay so.
Kann gut sein, dass das ein oder andere irgendwann online auf Comicgate erscheint.

Splashcomics: Wie kam die Idee zum Cover?

logo_cg_magazin1.jpgFrauke Pfeiffer: Ach ja, das Cover ... Das jetzige Cover ist eigentlich ein "Ersatzcover", weil mich der Zeichner, der sich eigentlich dafür bereit erklärt hatte, sitzen gelassen und nicht mehr auf meine mails reagiert hatte (glücklicherweise der Einzige). Es musste also innerhalb von zehn Tagen ein neues Cover her. Und da habe ich Arnd dann angehauen, ob er uns aus dieser Misere raushelfen könne. Was er dann tatsächlich gemacht hat. Danke nochmals, Arnd!

Splashcomics: Von Online zu Print, das ist gar nicht so einfach. 10.000 Dinge müssen beachtet werden, das Layout muss druckfähig sein. Habt Ihr das alles selbst gemacht?

Frauke Pfeiffer: Ja. Um das Layout und die Druckvorstufe habe ich mich, bis auf ein paar Rückmeldungen von Thomas und den anderen, von unserer Seite aus alleine gekümmert. Allerdings mit ungefähr zehntausend hilfesuchenden mails und Telefonanrufen bei Michael Vogt von INKplosion, der sich da supernett meinen Anfängerfragen gestellt und mir weitergeholfen hat. Auch Andreas Mergenthaler (Cross Cult), Stefan Heitzmann (Eidalon), Stefan Dinter (Zwerchfell) und Horst Gotta haben mir Fragen beantwortet.
Ich hab's zwar schon ins Forum geschrieben, aber auch an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an die Profis, die mir schnell und unkompliziert weitergeholfen haben und von denen ich viel gelernt habe! Toll zu wissen, dass es nicht nur Einzelkämpfer gibt, sondern sich Leute immer noch gegenseitig unterstützen.
Und nach diesem Projekt habe ich auf alle Fälle viel mehr Respekt für sämtliche Printerzeugnisse. War ein Erlebnis. ;)

Splashcomics: Ihr druckt 800 Exemplare, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Druckkosten bei der Hälfte des Coverpreises liegen, kommt doch eine ziemlich große Summe zusammen. Habt Ihr Sponsoren gefunden, die Euch dabei finanziell unter die Arme greifen? Wieviele müßt Ihr verkaufen, damit zumindest die Kosten wieder reinkommen?

comicgate_magazin01_cover_klein.jpgFrauke Pfeiffer: Ein paar Anzeigenkunden haben wir, ja. :) Bis auf zwei Verlage, von denen überhaupt keine Reaktion kam, haben sich alle von uns angeschriebenen Leute direkt interessiert daran gezeigt und jeweils eine Anzeige geschaltet. Nun wollten wir auch nicht alles mit Werbung vollkleistern und zuviel Geld können wir ja auch nicht für so ein "Anfängermagazin" verlangen, deshalb schießen den Großteil Thomas und ich vor und hoffen, dass wir zumindest plus minus Null da rausgehen. Dafür müssten wir knapp die Hälfte verkauft bekommen.

Splashcomics: Dann drücken wir die Daumen, dass das klappt und hoffen, dass dieses Special etwas dabei hilft. Werden wir jetzt des Öfteren das Comicgate-Magazin erleben dürfen? Was ist da für die Zukunft geplant? Oder seid Ihr froh, erst einmal das erste Heft hinter Euch zu haben ;-) ?

Frauke Pfeiffer: Wir sind schon froh, erstmal die eine Ausgabe fertig zu haben, hehe. Im Endeffekt sind wir aber recht stolz auf das Ergebnis, und wenn das Magazin einigermaßen gut angenommen wird, dann würden wir uns schon überlegen, ob es irgendwann auch eine Nummer 2 gibt. Mal abwarten.

Splashcomics: Abschließend: Gibt es irgendwelche kleinen oder großen Anekdoten, die im Verlauf der Erstellung des Heftes passiert sind?

Frauke Pfeiffer: Oh, jede Menge. ;)

Zum Beispiel: Wie vielleicht manche (qualvoll ;) ) wissen, bin ich ein ziemlicher Rechtschreibfanatiker und schaue daher Texte recht gründlich durch. Dass mir in so einem Magazin sicherlich trotzdem der ein oder andere Fehler durch die Lappen gegangen ist, damit muss ich leben - aber dass Thomas und ich beide nicht gemerkt haben, dass ewig lange zweimal die Seite 2 von Tony Moores Comic im PDF stand und dafür die Seite 1 fehlte, da sackt mir jetzt noch das Herz in die Hose. Nur durch einen dummen - oder cleveren, wie man es sehen will - Zufall habe ich diesen Fehler noch entdeckt. Das wäre schon etwas sehr peinlich gewesen.

Toll fand ich auch die Sache mit Tonys Comic selber. Der gute Mann ist Profizeichner und hat sich ja schon einen gewissen Namen gemacht mit The Walking Dead. Dass er dann wirklich zugesagt hat, uns was kostenlos zur Verfügung zu stellen, da bin ich immer noch baff. Er meinte, er habe eine kurze Geschichte, die müsse aber noch neu gelettert werden - ob ich sie direkt auf Deutsch haben wolle? Ich hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass ich seine Seiten übersetzen und letten müsste. Aber das war gar nicht nötig. Denn er hat einen deutschen Freund, der ihm das übersetzt hat, und jemand anderes hat es dann gelettert. Und so haben wir seinen Comic dann quasi fix und fertig bis vor die Haustüre geliefert bekommen. =)

Und natürlich muss hier auch das nette Angebot von Ralph Ruthe (mit dem wir ja ein Interview im Magazin bringen) erwähnt werden, dass er 25 der vorbestellten Magazine signieren wird, um uns unter die Arme zu greifen. Allerdings sind diese 25 Stück schon alle reserviert dank der netten, fleißigen Vorbesteller.

Splashcomics: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und wünschen Euch mit ganzem Herzen viel Erfolg mit dem Magazin.

Frauke Pfeiffer: Vielen Dank! Ich bedanke mich für das Interesse von Splashcomics und hoffe, dass sich viele Leute unseren ersten Versuch mal anschauen - Stand 74 auf dem Comic-Salon. Wir freuen uns auf Euch!


Special vom: 09.05.2006
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
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