Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Calle Claus - Der Künstler der leisen Töne
portrait_calle_claus.jpgComics werden gemeinhin als die künstlerische Symbiose von Text und Bild verstanden. Dass dies aber nicht generell so ist, belegen vor allem europäische Künstler schon seit langem. Ob die „Holzschnitt-Romane“ des Engländers Lynd Ward oder das Stundenbuch des Belgiers Frans Masereel.

In Deutschland tut sich derzeit vor allem Calle Claus beim Zeichnen von Comics ohne Worte hervor. Mit dem Band „Finderella - Die Königin der Unterwelt“ (soeben erschienen bei der EDITION 52) hat sich der Hamburger nun eindrucksvoll zurückgemeldet. Hierbei handelt es sich um ein 144-seitiges Mammutwerk, das gänzlich ohne Texte auskommt.

„Ich zeichne, weil ich dazu einen inneren Zwang verspüre, und mache mir eigentlich keine Gedanken zum "Markt". Mit verschrobenen Comicalben kann man ja, zumal in Deutschland, eh kein Geld verdienen“, behauptet er von sich selber.

Geboren wurde Calle Claus in Braunschweig. Lange Jahre seines Lebens verbrachte er in Hannover. Seit frühester Kindheit interessiert sich der 35-jährige für Comics. So ist es nur eine logische Konsequenz, dass er auch das Lesen anhand von Mickey Maus-Heften erlernte. Später kamen Geschichten von Carl Barks hinzu, sowie die Abenteuer von Asterix und Tim und Struppi.

Ab 1994 studierte er in Hamburg Illustration. Schon mit seiner Diplomarbeit, zeigte er wo er sein späteres Betätigungsfeld sieht: Im Comic. „Elbsirene“ heißt das Comic, dass er als Abschlussarbeit abgab und die seinerzeit bei Jochen Enterprises erschienen ist.

BILDNIS.jpgDen deutschen Comicmarkt schätzt Calle Claus alles in allem positiv ein. „Ich habe das Gefühl, dass zumindest im Indiebereich im Moment sehr viel los ist. Es gibt viele sehr gute neue Zeichner, und eine Menge wirklich spannende neue Bücher. Ich merke auch, dass im kommerziellen Bereich im Moment wieder viel mehr geht als noch vor drei bis vier Jahren. Comics sind wieder gefragt, auch bei Zeitungen und Zeitschriften“, resümiert er.
Seine größten Einflüsse sieht er derzeit bei den Fantagraphics-Amis. „Namentlich begeistern mich Joe Matt, Seth, Chris Ware, Daniel Clowes und Charles Burns. Wegen den Leuten habe ich vor knapp zehn Jahren selber ernsthaft angefangen, Comics zu zeichnen und zu veröffentlichen“, erläutert Calle Claus.

Den Stellenwert deutscher Comicschaffender sieht er eher kritisch. Deutschland ist für ihn aber immer noch ein Entwicklungsland in Sachen Comics. Deutsche Ware wird in Europa immer noch etwas kritisch angeschaut. „Bei den Franzosen hab ich immer das Gefühl, die ertrinken selber dermaßen in hoffnungsvollen Jungtalenten, dass ihnen ein deutscher Zeichner gerade noch gefehlt hat“, so Calle Claus. Aber Resignation klingt nicht aus seiner Worten: „Aber letztlich ist es doch eh immer so, dass Leute, die wirklich über Jahre hinweg gutes Zeug abliefern, auch irgendwann im Ausland wahrgenommen werden – hoffe ich zumindest!“

Dabei konstatiert er auch eine gewisse Bewunderung bei den Franzosen gegenüber dem deutschen Comicmarkt, denn deutsche Texter und Zeichner seien viel freier als beispielsweise ihre Kollegen in Frankreich „Das liegt vielleicht daran, dass einem Comics hierzulande nicht im eigentlichen Sinne "gelehrt" werden, und dass die deutschen Zeichner eher Autodidakten sind, die ihr eigenes Süppchen kochen“, überlegt er. Dies sieht er auch als den eigentlichen Grund, dass es keinen deutschen Stil bei den Comics gibt. Die meisten Comiczeichner sind wohl doch eher Einzelgänger.

Für Calle Claus gibt es keine Schubladen und keine festen Stilrichtungen. Für ihn zählen einzig Qualität und eine gute Idee. Dass er da seine Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft hat, zeigt sich an seinem Durst auf alles Neue und Ungewohnte. „Im Moment finde ich gerade viele asiatische Sachen inspirierend, das ist eine ganz neue, eigene Welt, die ich gerade erst beginne zu entdecken!“


Special vom: 29.03.2007
Autor dieses Specials: Bernd Hinrichs
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Reinhard Sergio Kleist
Ulf K.
Uli Oesterle
Jule K.
Alex Fechner und Miguel E. Riveros
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>