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Kommisar Eisele Kripo Stuttgart
eisele_pistoleeisele_coverLesern der ersten „neuen“ ZACK-Nummern ist er kein Unbekannter - Martin Frei hat nach seinem 1999 vorveröffentlichten Gregor Ka (3 Bände bei comicplus+) einen weiteren Comic vorgelegt, der in seiner Heimatstadt Stuttgart spielt. Aber dieses Mal ist es keine Science Fiction, oder wie zuletzt eine Fantasygeschichte (Asanghia bei Epsilon), womit uns Frei überrascht. Wie bei einem seiner ersten Alben, dem Schimanski-Tatort (Ehapa Comic Collection), haben wir es auch diesmal mit einem „normalen“ Krimi zu tun - aber nur auf den ersten Blick. Denn mit Kommissar Eisele bekommt Mord im Comic nicht nur ein neues Gesicht. Frei nimmt das Genre des „Regionalkrimis“ beim Wort und findet so auch zu einem neuen ungewöhnlichen Ansatz für Krimi-Comics.

In der Literatur ohne Bild sind sie spätestens seit „Tannöd“ Bestseller: Regionalkrimis liefern dem heimatverbundenen Leser das eine oder andere Déjà Vu. Denn hier findet der Mord in der direkten Nachbarschaft statt. Im Comic spielt dieser Aspekt schon lange eine noch größere Rolle, denn hier (wenn es sich nicht um reine Fantasy handelt) bekommt der Leser Hintergründe zu sehen, die sich mehr oder weniger leicht realen Schauplätzen zuordnen lassen. Meistens jedoch ist der Ort hier aber nur Kulisse, die Handlung könnte auch irgendwo anders spielen.

Anders in Martin Freis neuem Comicband KOMMISSAR EISELE KRIPO STUTTGART, der dieser Tage bei Gringo-Comics erscheint.  Hauptfiguren sind Gustav Eisele, ein alter Stuttgarter Kommissar, und seine Kollegin Klara Fietjen, die aus Hamburg in die Schwabenmetropole
gezogen ist. Beide ermitteln als Beamte der Kripo in Stuttgarter Mordfällen, die so wohl nur in der Landeshauptstadt Baden Württembergs möglich wären. Denn in Freis Krimis spielen die lokalen Hintergründe sehr stark in die Handlung hinein, beeinflussen sogar das Geschehen. Und so bekommt der Leser ganz nebenbei ein bisschen Stadtgeschichte geboten. Dabei wird aber dennoch darauf Wert gelegt, dass die Dramaturgie der Handlung nicht leidet. Am besten wird dies in Kommissar Eiseles erstem Fall deutlich: „Das Spätzle-Schätzle“. Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden und die

Ermittler kommen auf die Spur des Verbrechers, als sie erkennen, dass ein Stück Stadthistorie zur Lösung des Falles führt. Denn der aktuelle Mord hat etwas mit dem Tod einer in Stuttgart vor 100 Jahren tatsächlich lebenden Opernsängerin zu tun, die damals so populär war, dass später zu ihrem Gedenken sogar ein Denkmal errichtet wurde ...

Kommissar Eisele Kripo Stuttgart beinhaltet drei in mörderischem Schwarz/Weiß gestaltete Kurzgeschichten. Zu der letzten, „Der Casanova-Code“, hat Autor und Zeichner Martin Frei umfangreich recherchiert, um den kurzen Aufenthalt von Giacomo Casanova in Stuttgart umzusetzen. Der Frauenheld hat damals in der Stadt nicht nur Liebesabenteuer erlebt, ihm wurde von den Schwaben übel mitgespielt! Da er seine Schulden vom Kartenspiel nicht bezahlen konnte, wurde er sogar inhaftiert. Casanovas Flucht aus seinem Gefängnis wird in einer kurzen Rückblende erzählt. Doch wie sah Stuttgart zur Zeit von Casanova aus? Welche Gebäude gab es? Lässt sich die Stadt im Barockzeitalter glaubhaft rekonstruieren? Dieser Frage ging Martin Frei ausgiebig nach.

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„Ich war mir klar, dass in einem Stuttgart-Krimi die Stadt eine tragende Rolle spielen soll. Deshalb habe ich großen Wert auf realistische Hintergründe gelegt. Für Szenen, die in der Gegenwart spielen, ging ich natürlich vor Ort und fotografierte alles Notwendige. Doch für die historischen Teile der Geschichte habe ich mich mit einschlägiger Literatur beschäftigt und im Stadtarchiv recherchiert.“ Dabei kamen außergewöhnlich detailverliebte Stadtansichten heraus. Erstmals tuschte Frei die Hintergründe nicht, sondern fertigte nach Fotos und anderen Bilddokumenten nuancierte Bleistiftzeichnungen an, die dann am Computer mittels Photoshop in die Panels mit den in Tusche gezeichneten Figuren hineinkopiert wurden. Durch diesen Kontrast der zeichnerischen Mittel - getuschte Figuren vor Bleistifthintergründen - entsteht eine neue Plastizität. Hierbei wirken die Figuren karikierter als von früheren Arbeiten Freis im realistischen Stil gewohnt (seine Arbeiten für das Satiremagazin MAD einmal ausgenommen). „Der Mix aus Realismus und Karikatur hat einen besonderen Reiz“, sagt Frei. „Er führt dazu, dass man bereits Bekanntes - nämlich die eigene Stadt - in neuem Licht sieht.“

Davon kann der Leser sich nun in einem exklusiv für Zack gezeichneten Kommissar Eisele Zweiseiter überzeugen, der in Zack 114 abgedruckt wird. Und der natürlich zu Füßen des Stuttgarter Fernsehturms angesiedelt ist ...

Martin Frei
Kommissar Eisele Kripo Stuttgart
Drei Kurzgeschichten incl. Making Of
ca 100 s/w Seiten
ISBN 978-3-940047-84-7
9.80 Euro
Gringo-Comics


Special vom: 16.11.2008
Autor dieses Specials: Mosaik Steinchen für Steinchen
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Mäx - Im Gespräch mit Tobi
Vorschau auf 2009
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Die Serien im Heft
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