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Im Gespräch mit Franz Zumstein
Mit „Der Stern von Afrika“ erfolgt der Vorabdruck einer neuen realistischen Fliegerserie von Franz Zumstein in ZACK. Der Stern von Afrika ist nicht nur ein Fliegerabenteuer, sondern auch eine Liebesgeschichte und ein Familienmelodrama im zweiten Weltkrieg und beginnt in Libyen im Frühjahr 1942. Der Kampf zwischen den Briten und der deutsch/italienischen Allianz in Nordafrika wogt hin und her: Wir befinden uns in Martuba, dem großen Feldflugplatz der Deutschen und Italiener in der Nähe der Hafenstadt Derna. Der Fliegerheld Hans-Joachim Marseille ist auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Er wird glühend verehrt vom 18jährigen Nordafrikaner Ali.

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Eigentlich heißt dieser Alessandro und ist in Wirklichkeit deutsch/italienischer Abstammung. Der von Flugzeugen begeisterte Junge kommt tat sächlich mit seinem Idol in Kontakt. Die Geschichte nimmt seinen Lauf …

Franz Zumstein (Jahrgang 1959), der Autor von „Der Stern von Afrika“, lebt zusammen mit seiner Frau Stephanie in Balsthal, dem Tor zum schweizerischen Jura, mit Blick auf die mittelalterlichen Burgen Alt- und Neu-Falkenstein. Nach der Ausbildung zum Primarlehrer und zwei Jahren Praxis besuchte er 1983 den Vorkurs der Kunstgewerbeschule Zürich. Danach arbeitete er aber weiter als Lehrer und zeichnete nur nebenbei. Eine erste Bilderausstellung gab es 1982 in Kappel, eine erste Comicveröffentlichung erfolgte 1985 in „BD-CH“, einem experimentellen Comicmagazin aus der Romandie. 1997 beendete er seine Lehrtätigkeit endgültig und wandte sich vollberuflich dem Zeichnen zu. Als Comiczeichner arbeitet er für schweizerische, deutsche und französische Verlage und als Illustrator für Firmen im In- und Ausland. 2002 zeichnete er den offiziellen Werbe-Comic für die Schweiz: „Im Land, das die Zukunft erfand“.

Zurzeit ist er ausschließlich Comiczeichner und hält gelegentlich Vorträge über das Medium. In seiner Freizeit ist Sport ein wichtiges Thema. Er hat im Keller seines Hauses ein eigenes Fitnessstudio, das er auch regelmäßig benutzt. Er tritt in die Pedale des Rennvelos oder Mountainbikes und ist beinahe täglich zu Fuß auf den Wanderwegen des heimischen Juras anzutreffen. Außerdem freut er sich nach eigener Aussage jeden Monat auf das “ZACK”-Magazin und liest daneben auch mit Begeisterung Fachmagazine über historische Flugzeuge und Plastikmodellbau. „Es gibt nichts Beruhigenderes als den Bericht eines Bastelcracks vom Öffnen der Schachtel über jeden kleinsten Bauabschnitt bis zum liebevollen Bemalen eines Flugzeugmodells in Wort und Bild zu studieren, diese penible Detailverliebtheit gefällt mir”, meint Zumstein schmunzelnd zu seinem ausgefallenen Lesevergnügen. Das Interview mit dem Autor führte Michael Hüster im Januar 2009.

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ZACK: Fliegercomics sind deine Leidenschaft. Warst du in deiner Jugend Fan von klassischen Fliegercomics wie Dan Cooper, Biggles, Tanguy & Laverdure
und Buck Danny?


Franz Zumstein: Aber sicher! Ich hatte die “Rex Danny” von Bastei lückenlos, bis sie einem Freund, dem ich sie ausgeliehen hatte, vom Moped fielen. Dan Cooper verfolgte ich im ZACK ebenso wie “Mick Tangy”.

ZACK: In Deutschland bist du vor allem durch deinen Fliegercomic „Die Himmelsstürmer“ bekannt, von dem bisher 11 Geschichten erschienen sind, und der auch schon im ZACK-Magazin abgedruckt wurde. Wie entstand die Serie?


Franz Zumstein: 1987 erhielt ich von meinem Freund Cuno Affolter, dem bekannten Comic-Journalisten und Ausstellungsmacher, den Tipp, dass das Schweizerische Jugendschriftenwerk (SJW) Comics produzieren wolle. Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich als Journalist und Illustrator, zeichnete Kurzcomics und fotorealistische Bilder. Ich schlug zwei Kinderserien vor: Die eine hatte Pani, einen kleinen Panther zur Hauptfigur, die andere hieß Rexi Cool und handelte von einem jungen Piloten. Beide Serien sollten im kindgerechten Funny-Stil gezeichnet sein, der mir auch eine gewisse Freiheit von Vorlagen, wie man sie für realistische Arbeiten braucht, versprach. Der damalige Leiter des SJW, Heinz Wegmann, entschied sich für die Fliegergeschichte, wünschte jedoch einen schweizerischen Titel. Ich ließ mehrere Schulklassen unter verschiedenen Serientiteln auswählen. Sie entschieden sich für “Die Himmelsstürmer”. Das sind Megi und Maxi, ein Mädchen und ein Junge, die beim Erfinder Noldi und seiner Partnerin Erika auf dem kleinen Flughafen in Olten leben. Die erste Geschichte, “Auf der Spur des Geisterflugzeuges”, erschien 1988 als SJW-Heft Nr. 1819. Dieser Comic schlug ein wie eine Bombe und so folgte im Jahr 1990 der Folgeband, SJW Nr.1942: “Dinosaurier in der Stadt”. Zurzeit druckt das SJW gerade wieder 20.000 Exemplare dieses Titels nach und das bereits zum siebten Mal! Ein echter Dauerbrenner! Nach zwei dieser kleinformatigen Heftchen wollte ich die Himmelsstürmer als farbiges Album sehen, trennte mich von SJW und gab “Gefangen im Weltraum” im Eigenverlag heraus. Von diesem Band sind bis heute über 5000 Exemplare verkauft worden.

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ZACK: Doch nun zur aktuell in ZACK erscheinenden Story. Was war die Initialzündung für das Comic-Projekt “Der Stern von Afrika”? Wie bist du auf das Thema gekommen? Du zeichnest das Abenteuer in einem realistischen Stil…

Franz Zumstein: Seit meinem Entschluss, als Zeichner selbständig zu werden, herrschte bei mir immer Vollbeschäftigung, bis mich Ende letzten Jahres die Coop-Zeitung “entließ” (Wegfall der Vorveröffentlichung von „Die Himmelsstürmer“) und ich endlich freie Kapazität für meinen Jugendtraum Fliegercomic hatte. Realistisch habe ich schon immer gezeichnet, außer wenn ich bewusst in den Funny-Stil wechselte, als es darum ging, ein Kinderpublikum anzusprechen. Heute kommt mir das wie eine Art Verirrung vor. Ich liebe seit jeher den realistischen Stil. Schon in der Kunstschule haben sich die Lehrer über meinen Naturalismus aufgeregt, als sie aus uns ausdrucksstarke Expressionisten machen wollten.

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ZACK: Du hast für den Beginn der Handlung das Jahr 1942 gewählt. Alles beginnt mitten im 2. Weltkrieg. Warum hast du diese Zeit für deine Story ausgesucht?

Franz Zumstein: Der zweite Weltkrieg fasziniert mich, weil er auch mir als Schweizer nah ist. Meine Eltern kannten Verdunkelung, Anbauschlacht, Verpflegungsmarken, Aktivdienst und erzählten uns von dieser sorgenvollen Zeit. Wenn ich im benachbarten Ausland bin, denke ich oft daran, dass in diesen heute friedlichen Dörfern und Städten vor nicht allzu langer Zeit Krieg und Verwüstung herrschte. Andererseits kommen mir in Zeitdokumenten die Menschen aus den 40er Jahren immer als besonders gefühlvolle Seelchen vor. Da schwingt immer so eine Sentimentalität und Romantik mit, die in einem unverständlichen Gegensatz zu den Kriegsgräueln steht. Zu guter Letzt finde ich das Design und die Mode dieser Epoche echt schön, vor allem natürlich die schönen Formen der Flugzeuge.

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ZACK: Einer deiner Helden der neuen Serie ist Hans-Joachim Marseille, genannt “Der Stern von Afrika”. Wie bist du auf die schillernde Persönlichkeit des deutschen Fliegerasses, einer damals real existierenden Person, gekommen? War der berühmte Flieger selbst optische Vorlage für den gezeichneten Helden?

Franz Zumstein: Ich besitze schon seit langer Zeit viele Dokumente und einige Filme über dieses Fliegerass. Er muss ein sensibler und eigenwilliger
Mensch gewesen sein. Das hat mich interessiert. Natürlich wollte ich ihn so ähnlich wie möglich portraitieren, an Vorlagen fehlt es mir ja nicht. Auch Generalfeldmarschall Rommel oder Staffelkommandant Neumann zeichnete ich mit dem größten Vergnügen von Fotografien ab.

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ZACK: Stelle doch bitte die wichtigsten Charaktere kurz vor. Gab es reale Vorbilder für Ali und Aisha?


Franz Zumstein: Ali und Aisha sind du und ich, die Identifikationsfiguren für den Leser und die Leserin. Ein normales Liebespaar mit Problemen aus der Vergangenheit, die sie heute lösen möchten, und das große Träume für die Zukunft hat. Beide Personen sind frei erfunden. Sie sind das attraktive Paar, das die Sympathien auf sich vereinen soll. Marseille ist Marseille, der kaltblütige Schütze und geniale Flieger, dem das Kriegshandwerk eigentlich zu hart war, der monatelang die gleiche romantische Platte hörte und von seiner Liebsten träumte, während er gleichzeitig Gegner um Gegner umbrachte, im Wissen, dass er selber der Nächste sein könnte. Ich lasse ihn Zukunftsvisionen für Ali träumen, was die Widersprüchlichkeit seiner Figur noch verstärkt. Mahmud ist der Daniel Düsentrieb, der Professor Bienlein, der Q aus James Bond, der Tüftler und Erfinder, den ich in so vielen Geschichten liebe. Aziz ist der treue Freund, der immer etwas im Schatten steht, “Harry Klein, das arme Schwein, der immer so daneben steht und sein Sätzlein aufsagt” heißt es in einem schweizerischen Popsong.

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ZACK: Mit Ali stellst du Marseille einen Protagonisten zur Seite, der im Verlauf der Handlung selbst ein Held wird. War das von Beginn an so geplant?

Franz Zumstein: Ja, absolut, ich liebe Tellerwäschergeschichten!

ZACK: Ein geschickter Schachzug für die Handlung war von dir, dass es bei Mahmud Flugsimulatoren gibt, auf denen Ali trainiert hat. Das erklärt seine Fähigkeit, den britischen Jäger zu fliegen …

Franz Zumstein: In Luzern gibt es das Verkehrshaus, ein Museum, das vom Fahrrad bis zur Weltraumrakete alle Verkehrsmittel ausstellt. Dort steht seit Jahren ein sehr einfacher, mechanischer Flugsimulator. Vorne ist ein Modellflugzeug mit beweglichen Klappen, das den Bewegungen der Steuerelemente folgt, die man dahinter betätigt. So was wollte ich schon immer mal zeichnen. Natürlich habe ich auch Nächte mit virtuellen Luftkämpfen und Autorennen auf der Spielkonsole verbracht und wollte mit einem Augenzwinkern darauf hinweisen, dass es das schon in den 1940er Jahren gab.

Das vollständige Interview könnt Ihr in Zack 118 nachlesen...


Special vom: 22.03.2009
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Im Gespräch mit Jean Van Hamme
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