Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Mit Schirm, Charme und Melone
mitschirmcharmeundmelone1

Teil 1 der Fortsetzung der beliebten Artikel-Serie von Gerhard Förster und Winfried „WinSteed“ Secker aus den Comic-Fachmagazinen „Die Sprechblase“ Nr. 215 und Nr. 216 mit Gastbeiträgen von Michael „Cartney“ Köhler. Für die Übernahme in das HRW-Fanclub-Magazin und die sehr gute Zusammenarbeit bedanken wir uns bei Sprechblase-Chefredakteur Gerhard Förster.

Mit Schirm, Charme und Melone: Die Produktionsgeschichte
Dieser umfangreiche Beitrag ist in dem Comic-Fachmagazin „Die Sprechblase“ Nr. 215 (September 2009) abgedruckt.

Mit Schirm, Charme und Melone: Die Comics

Dieser Beitrag ist reich illustriert in dem Comic-Fachmagazin „Die Sprechblase“ Nr. 216 (Dezember 2009) abgedruckt.

Übersicht:
  • Vorspann
  • Neues Frauenbild im sich verändernden Zeitgeist von Michael Köhler
  • Die Hauptdarsteller Macnee und Rigg
  • Die wichtigsten Drehbuchautoren
  • Titelauflistung: 4. Staffel, KINOWELT 1. Edition
  • Die besten Episoden
  • Einige Bemerkungen zur kompletten Serie auf DVD
  • Abspann

Vorspann:
Hand aufs Herz!

Was hat Queen Elisabeth mit Pop-Ikonen wie Beatles, Kinks, Pretenders, Marc Bolan (von T-Rex) und Oasis gemein?

Blöde Frage: Sie sind alle „The Avengers-Mit Schirm, Charme und Melone“-Fans. In einem Interview konnte die Queen nicht verneinen, dass sie bei der Erstausstrahlung keine, wirklich keine Avengers-Episode je verpasst hätte. Im Beatles-Film „Help“ schauen die „Fab Four“ Emma Peel. Die Mitglieder der späteren Kinks trugen Jacken und Kinky Boots (anzügliche Stiefel) wie Cathy Gale (Steeds Partnerin vor Emma), als ein Angetrunkener ihnen zurief: „Nennt euch doch gleich die „Kinks“.

Sängerin Chrissie Hynde und die Pretenders verarbeiteten die Abschieds-Szene von Steed/Peel im Videoclip zu „Don´t Get Me Wrong“ mit Chrissie als Emma-Ersatz. Marc Bolan widmete sein Lied „The Avengers (Superbad)“ der Folge „Vorsicht! Raubkatzen“.

Und Oasis holten vor wenigen Jahren Patrick Macnee zu einem erneuten späten John Steed–Einsatz für einen Videoclip. Aber was ist mit Weltstars wie Donald Sutherland, Charlotte Rampling, Sir Christopher Lee? Welche  Verbindungen gibt es zu Robin Hood oder Mark Twain? Lest einfach weiter.

Neues Frauenbild im sich verändernden Zeitgeist - von Michael Köhler
Als die britische TV-Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ am 18. Oktober 1966 mit der Episode „Die Roboter“ erstmals über deutsche Fernsehschirme flimmerte, traf sie auf eine Realität, die weit davon entfernt war, ein neues Frauenbild, wie es Schauspielerin Diana Rigg in ihrer Rolle als professionelle Amateurdetektivin Emma Peel in einer Mischung aus Selbstbewusstsein, Schlagfertigkeit, Unabhängigkeit und Sexappeal verkörperte, zu verinnerlichen. Doch die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Ära des von Beat erschütterten Swinging London und von Hippies dominierten San Francisco lag als Zeitgeist schon in der Luft. Das bewiesen nicht nur die binnen weniger Monate einsetzende überschwängliche Fanbriefflut an den damals noch jungen Sender ZDF, der „The Avengers“ im vierzehntägigen Turnus mit der amerikanischen Reihe „New Orleans, Bourbon Street“ immer jeweils Dienstag um 21.15 Uhr ausstrahlte, sondern auch die nur wenigen negativen Reaktionen, die John Steeds und Emma Peels mitunter sarkastischer Britenhumor polarisierend entfachte. Besonders konservative Gemüter und die seinerzeit noch allgegenwärtige Kirche liefen Sturm gegen ein ihrer Meinung nach aus den Angeln gehobenes Weltbild, das bizarre Abenteuer im Bereich der Science Fiction mit diversen Todesopfern pro Folge unter Mitwirkung einer allzu selbstständigen Frau im hautengen Lederanzug mit außerordentlichen Kenntnissen der fernöstlichen Lehre Karate einfach so hinnahm.

mitschirmcharmeundmelone2

Als die Serie nach nur 13 Folgen am 18. April 1967 abgesetzt werden sollte – die Gründe dafür liegen im Dunkeln – entfachte dies einen Sturm der Entrüstung, der in Programmzeitschriften und Tageszeitungen monatelang thematisiert wurde, aber sich auch vehement bis massiv in diversen Unterschriftsaktionen an das ZDF ausdrückte. Es obsiegten schließlich die geneigten Fernsehzuschauer: In der Sommerpause von Juli bis August 1967 zeigte das Zweite nochmals vier weitere Folgen der schwarz-weißen Staffel, bis ab 28. August weitere 19 Episoden der von nun an in Farbe ausgestrahlten Reihe folgen sollten. Weitere neun monochrome Abenteuer blieben aber lange Jahrzehnte ungesendet, angeblich weil sie laut ZDF inhaltlich viel schlechter waren, was sich, nachdem die Serie komplett auf Video vorlag (und nun auf Video erhältlich ist), als knallharte Lüge erwies. Wie sehr der Einfluss der Kirche auf die damalige Programmgestaltung nachhaltige Auswirkungen haben konnte, wurde auch klar, als – wiederum auf vielfachen Zuschauerwunsch – ausgesuchte Folgen der schwarz-weißen Staffel ab Herbst 1968 jeweils am Samstagnachmittag gegen 17 Uhr gesendet werden sollten. Von sieben anvisierten Episoden gelangten lediglich vier zur Ausstrahlung – angeblich weil zu brutale Szenen gezeigt wurden, an denen die vorzugsweise um diese Uhrzeit vor dem Bildschirm sitzenden Kinder hätten Schaden nehmen können.

In den Genuss der kompletten Serie kam der deutsche TV-Konsument erst 1998, als der Privatsender SAT 1 erstmals alle 26 Folgen ausstrahlte. Auch die fünf Folgen der farbigen 5. Staffel, die bis dahin vom ZDF ignoriert wurden, kamen ebenfalls zum Zuge wie die noch fehlenden Episoden mit der Emma Peel-Nachfolgerin Tara King. Von den insgesamt produzierten 33 Tara King-Folgen waren die ZDF-Zuschauer mit nur 10 Krimis abgespeist worden, und diese wurden erst ab August 1970 gezeigt, als die Serie nach neun Produktionsjahren und 161 Folgen im Heimatland schon längst eingestellt worden war. Was in Deutschland nur wenige Eingeweihte bis heute wissen: Die emanzipierte Emma Peel und ihre leider nicht ganz so schlagfertige Nachfolgerin Tara King hatten eine legendäre Vorgängerin: Dr. Catherine Gale. Dargestellt von der britischen Schauspielerin Honor Blackman erlebte Mrs. Gale ihre Blüte von 1962 bis 1964 nicht nur auf der Insel, sondern auch im Sendebereich des britischen Commonwealth (Kanada, Australien, Neuseeland).

Anfänglich musste die knallharte Judoexpertin, die noch vor Emma Peel schwarzes Leder für die moderne Frau alltagsfähig machte, sich ihre Aufgaben mit Dr. Martin King und Nachtklubsängerin Venus Smith teilen. Doch die Begeisterung, die Cathy Gale und John Steed, Trading-Card der sehr selbstbewussten Anthropologin vom englischen Fernsehpublikum entgegenschlug, ließ die Produzenten nach Staffel 2 zur Ansicht gelangen, dass ab Season 3 Catherine Gale ausschließlich mit John Steed Seite an Seite immer kniffligere und utopischere Fälle lösen durfte. Die regelmäßig an Samstagen nach 22 Uhr vom britischen Privatkanal ITV (später Thames Television) ausgestrahlte Serie, die Honor Blackman und Patrick Macnee zu nationalen Stars mit diversen Trophäen avancieren ließ, erwies sich als absoluter Publikumsrenner.

Weiter geht es im HRW-Magazin 32...


Special vom: 28.07.2010
Autor dieses Specials: Winfried Secker mit Gastbeiträgen von Michael Köhler
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial
Ein Rückblick auf 12 Jahre HRW-Fanclub
Wäschers Buffalo Bill im Ausland
Klaus Dill
Die Fernsehbücher des Engelbert Verlags
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>