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Teil 2 des Interviews mit Hagen Flemming

remory_kontinuumBeim diesjährigen Gratis-Comic-Tag wird es im Rahmen des Holzhof-Heftes auch eine neue Remory-Story namens „Kontinuum“ geben. Kannst und willst Du uns darüber schon etwas verraten?

„Kontinuum“ ist wieder in Zusammenarbeit mit Dirk Seliger entstanden und soll die Möglichkeiten an Geschichten aufzeigen, die in der Remory-Serie denkbar sind. Das ist natürlich auf nur 8 Seiten ein schwieriges Unterfangen, aber ich glaube, Dirk hat das sehr gut gelöst. Ausgangspunkt ist die Marsstadt Remory, wo sich die gealterten Protagonisten zu einer Geburtstagsfeier treffen und darüber diskutieren, was der „Virtomat“ eigentlich ist: eine „Zeitmaschine“, eine „Virtuelle Realität“ oder ein Tor in eine andere „Dimension“?

Dabei erinnern sich Xi, Tau und Omikron an vergangene Abenteuer und begegnen solch prominenten Leuten wie Joseph Haydn, Jules Verne, Jesus von Nazareth, Jack the Ripper, Sherlock Holmes und Dr. Watson.

Die kurze Geschichte soll vor allem neugierig auf Remory machen, und der Sinn des Gratis-Comic-Tages ist es ja vor allem, neue Leser zu gewinnen.

Bitte gehe kurz auf den Produktionsablauf eines Remory-Heftes ein. Inwieweit hat sich dieser Prozess in den letzten vier Jahren verändert, also wo hast Du gemerkt, dass dieses oder jenes eventuell anders herum besser funktioniert?

Die Produktion eines Remory-Heftes ist eigentlich ein nahezu unmögliches Unterfangen. Ich wundere mich selbst immer wieder, dass es trotzdem gelingt. Dazu muss man wissen, dass ich das Comiczeichnen nur in meiner Freizeit betreibe, also kein Profi bin, der damit seinen Lebensunterhalt bestreitet, und dass es nahezu ein Ein-Mann-Unternehmen ist. Denn vom Text, über die Zeichnung bis hin zum fertigen Druck bin ich selbst dafür verantwortlich zu machen. Es gibt also keine Arbeitsteilung von mehreren Leuten, wie man das von ähnlichen Heftserien kennt, wo ein Zeichner für den Hintergrund zuständig ist und der nächste für die Figuren.

Trotzdem unterscheidet sich die Herangehensweise nicht von den gängigen Arbeitsabläufen, die einfach notwendig sind, um einen Comic entstehen zu lassen. Das beginnt bei der Bildrecherche, dem Scribble, dem Seitenaufbau, der Zeichnung, dem Inken und Kolorieren und endet mit der druckfertigen Seite.

Da ich nur am Wochenende zeichne, brauche ich zunächst etwas Zeit, um mich wieder in den Comic hineinzufinden und meine Hand locker zu machen. Wenn ich dann eine Seite in Angriff nehme, beginne ich immer mit einem Scribble, um die Anzahl der Panels und den Bildaufbau festzulegen. Dann wird die Seite auf A3-Papier vorgezeichnet. Eine gezeichnete Seite ist so nach ungefähr ein bis zwei Tagen fertiggestellt. Das Ganze wiederholt sich 32-mal, bis das Heft komplett ist. Bei den Zeichnungen habe ich seit Heft 2 die Unterstützung von Michael Vogt, denn es ist wichtig, dass ein anderer Sachverständiger sich die Seiten ansieht, um eventuelle Fehler, die man selbst übersehen hat, aufzudecken. Nach den ersten Korrekturen wird das Heft komplett geinkt, danach eingescannt und am PC koloriert. Auch dieser Prozess kann ein bis zwei Tage pro Seite dauern.

Danach finden noch einmal Endkorrekturen statt, wie z.B. die Rechtschreibung und die Überprüfung der druckfertigen PDF. Auch hier habe ein paar fleißige Helfer im Hintergrund wie zum Beispiel Dirk Seliger, der die Rechtschreibung korrigiert, oder Sven R. Schulz, der mich in Fragen der Druckvorstufe unterstützt. Ist das Heft in der Druckerei, beginne ich mit der Werbung, erstelle einen YouTube-Trailer, aktualisiere die Website und lade eine Leseprobe auf mycomics hoch. Thowi und Helmut Müller unterstützen mich da, indem sie auf ihren comicrelevanten Webseiten für Remory die Werbetrommel rühren.

Dieser Produktionsablauf ist seit dem ersten Heft nahezu gleich geblieben. Natürlich ist vieles leichter geworden und geht besser von der Hand. Zum Beipiel brauchte ich für die Kolorierung einer Seite früher etwa 8 Stunden, heute durch den Einsatz eines speziellen Filters im Photoshop nur noch drei Stunden. Das sind einfach Erfahrungswerte, die im Laufe der Zeit dazukommen.

Zu jedem Remory-Heft gibt es auch einen YouTube-Trailer und eine Leseprobe bei mycomics. Heft 1 ist sogar komplett online lesbar. Siehst Du Online-Comics als verkaufsfördernd an und damit quasi als reines Werbemittel, oder gibst Du diesem Comiczweig eine größere eigenständige Zukunft? Wird es evtl. einmal „Die Virtonauten von Remory“ vorab als Online-Version geben, wie es der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag vormacht?

Ich denke schon, dass Online-Comics als Ergänzung zum Printprodukt eine Zukunft haben, z.B. als interaktiver Comic. Ich selbst nutze, wie schon erwähnt, das Internet als Werbemöglichkeit. Aber ehrlich gesagt mache ich mir darüber als „Just-for-Fun-Zeichner“ keine weiterführenden Gedanken, ob man Remory generell als Onlineversion zugänglich machen sollte. Das würde sich sicher nur bei einer größeren Leserschaft lohnen.

Wenn ich jetzt als Comickonsument spreche, der ich ja auch bin, dann haben Online-Comics keine Bedeutung für mich. Ich bevorzuge nach wie vor das gedruckte Format.

Im Comicforum habe ich erfahren, dass Du vor einiger Zeit geplant hattest, die Remory-Abenteuer auch in Buchform herauszubringen. Wie weit ist dieser Plan bereits ausgereift, oder hat sich diese Idee wieder zerschlagen?

Dieser Plan besteht nach wie vor. Ich schreibe seit geraumer Zeit die Remory-Comics als Roman um. Wann das aber in welcher Form erscheint, dazu kann ich noch nichts Konkretes sagen.

resized__213x400_remory_sucht_zeichner_grAuf deiner Homepage suchst Du neue Zeichner für die Remory-Serie. Hast Du schon jemanden gefunden und wie würde die zeichnerische Arbeit dann verteilt werden?

Diese Suche ist sehr kompliziert, da Remory kein Comic ist, der sich aus den Verkäufen finanzieren würde. Es ist ein reines Liebhaber-Produkt und kostet mich eine Menge Geld.

Geld, das dann nicht mehr zur Verfügung steht, um eventuelle Zeichner für ihre Arbeit zu entlohnen. Aber da Remory zeichnerisch doch zumindest einen semiprofessionellen Anspruch hat und es selten Hobby-Zeichner gibt, die diesen Anspruch erreichen würden und trotzdem nur für ein Dankeschön arbeiten, ist diese Suche offenbar illusorisch. Zudem ist es nicht einfach, sich einem anderen Zeichenstil zu unterwerfen, denn Remory müsste natürlich auch bei einer Arbeitsteilung immer noch nach Remory aussehen. Ein zusätzlicher Zeichner müsste aus einem Scribble selbstständig eine gezeichnete Seite ausarbeiten können. Und er bräuchte zumindest Grundkenntnisse in Perspektive, Proportionen und Bildaufbau.

Ich hatte bei Heft 4 „Geheimbund Federkrone“ erstmals eine Unterstützung beim Kolorieren durch Guntram Kodlin. Die Zusammenarbeit erwies sich als schwierig, aber machbar. Der Zweck dieser Zeichnersuche wäre natürlich, mehr Hefte als nur eins im Jahr herausgeben zu können. Ich stehe dem also trotz aller Schwierigkeiten immer noch offen gegenüber und bin für jede Hilfe dankbar.

Weiter geht es in Teil Drei des Interviews...

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Special vom: 22.01.2011
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Kurzinfo zu Hagen Flemming
Interview mit Hagen Flemming
Teil 3 des Interviews mit Hagen Flemming
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