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Nick Knatterton: Ein Freiherr als Detektiv

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von Thomas Dräger

1950 – der erste Präsident der Bundesrepublik ist erst seit einem Jahr im Amt, und während man die Wunden des Krieges beseitigt, lauern die nächsten Furcht einflößenden Feindbilder: das geldgierige Finanzamt und der die Jugend verblödende Comic-Strip.

Dem Letzteren zu begegnen schuf der Karikaturist Manfred Schmidt die Serie Nick Knatterton und empfahl sich wegen des damit verbundenen weltweiten Erfolges auch bald dem Ersten. Während Mecki den griesgrämigen Muselmanen die deutsche Jägerzaunkultur erklärte, erklärte Nick als kongeniale Fusion aus Slapstick-Humor, der Schlagkraft eines Hans Albers und der Denkgewaltigkeit eines Sherlock Holmes der deutschen Unter-, Politik- und Finanzwelt den Kampf.

Nick_1Drei Schlüssel zum Erfolg:
Warum wurde Nick auch im Ausland aufgelegt, warum zierte seine markante Nase Spielkarten, Abziehbilder und Apfelsinen; was war der Grund, warum dieser Comic den Sprung in die deutschen Kinos schaffte?
Vielleicht waren es die Frauen an Nicks Seite. Hier gleicht Schmidt dem Südtiroler Milo Manara, denn alle Frauen bei Schmidt sind subtile Variationen einer, möglicherweise seiner, Traumfrau mit üppigen Hüften, zierlicher Taille und einer enormen, oft durch ein weit ausgeschnittenes Oberteil betonten Oberweite. Man sagt dem Zeichner sogar einen „Busenstempel“ nach, doch einen solchen dementierte er Zeitlebens.
Orthografisch kennt Schmidt keine Gnade. Unerbittlich unterwirft er sich dem Diktat des begrenzten Platzes und reduziert seinen spürbaren Erzähldrang wo es nur geht. „Schrei Evelyn’s verklingt lautlos in Nackie Nutt’s hohler Hand“ oder „Fahrer glaubt, dass Nick vom Gas betäubt ist …“, das erzeugt einen eigenen Charme.
An was sich aber jeder Knatterton-Leser immer erinnern wird, sind die schmidtschen Erklärungsbilder, in denen er zeitliche Abläufe, Beschriftungen und Zusammenhänge zeichnet, mit Pfeilen hervorhebt und mit lakonischen Kommentaren das offensichtliche benennt.
Diese Mischung macht aus der beabsichtigten Karikatur einer Literaturform etwas unvermeidbar erheiterndes Eigenes.

Knattertons Weg zu immerwährendem Ruhm:
Nach knapp zehn Jahren mit seiner Figur setzte Schmidt dem Schaffen Nicks ein Ende und legte den Comic-Zeichnstift nieder. Aber das kann eine Figur vom Format eines Knatterton natürlich nicht beeindrucken, und so fand der stets kombinierende Ermittler den Weg ins Kino. Nick Knattertons Abenteuer - Der Raub der Gloria Nylon sorgte für begeisterte Fans in den deutschen Lichtspielhäusern. Allerdings verwehrt sich aus unerfindlichen Gründen dieses Kleinod des heimischen Filmschaffens bisher der Veröffentlichung auf modernen Medien.  

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Special vom: 23.05.2011
Autor dieses Specials: Thomas Dräger
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
Interview mit Stephan Hagenow
„Die Chronik der Unsterblichen“: Der Kampf geht weiter
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