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Masken - Ein schnörkelloses Frühwerk

Glaubt man den wöchentlichen Newslettern des Wiesbadener Comicfans Michael Marschall, dann gehörten die „Dedicases“, die Stefano Casini auf dem Comicfestival in München anfertigte, zu den schönsten und aufwändigsten der ganzen Veranstaltung.


Der amMasken_1 3. Juni 1958 in Livorno geborene Italiener war anlässlich seiner Serie Hasta la victoria, deren vier Bände in der ZACK Edition erscheinen, zum Festival in die bayerische Hauptstadt gekommen. Doch ist Casini kein Neuling auf dem deutschen Comicmarkt.
Bereits im Jahr 2001 war bei Kult Editionen sein SF-Thriller Caleb unter dem deutschen Titel Welt im Schatten erschienen, den er 2001 für den Verlag Semic als Serie konzipiert hatte.
Allerdings war bereits nach dem ersten Band Schluss.
Der Künstler, der durch einen eleganten Strich mit großer Wirkungskraft besticht, verdient sich seine Brötchen mit Arbeiten an dem italienischen SF-Comic-Klassiker Nathan Never für den Verlag Sergio Bonelli. Bisher stammen etwa 26 Alben aus seiner Feder. Mit dieser festen und gesicherten Einnahmequelle kann er sich Ausflüge in den Autorencomic leisten und für Verlage wie Glénat USA, Mosquito oder aktuell Dargaud arbeiten. Die daraus resultierenden Arbeiten sind fesselnde Erzählungen um Charaktere mit komplexer Psyche, die in Beziehungen oder Ereignisse verwickelt werden, welche großen Einfluss auf ihren weiteren Lebensweg haben.
Ob es die farbige Prostituierte, der Musiker und der alte Boxer in Moonlight Blues sind, Nero in Hasta la victoria! oder Lester in Masken, alle diese Menschen sind auf der Suche nach Etwas und werden durch ihre Richtungslosigkeit zu Akteuren in Dramen, die oft nur ein melancholisches Happy End finden. Doch Casini steht auf ihrer Seite und zeichnet sie sympathisch in ihrer Tristesse und ihrer Getriebenheit.

demon masques
Stefano Casini, der ursprünglich ein Studium zum Industriedesigner absolviert und für Werbung und Mode gearbeitet hatte, sieht sich in der Tradition der großen italienischen Meister wie Sergio Toppi. Seine Kolorierung ist zwar elegant und leicht, aber die wahre Stärke seiner Bilder liegt in der ausdrucksvollen Schwarzweiß-Technik, die auch Einflüsse von Milton Canniff und anderen Größen des amerikanischen Zeitungsstrips nicht verleugnen kann.
Masken zeugt von diesem Können, auch wenn der Krimi, der von einem Hauch Quentin Tarantino durchweht wird, ein Frühwerk des Zeichners ist. Die Erzählung um Lester, einen Jugendlichen, der seinem Elternhaus in die Großsadt entflieht, ist schonungslos in seiner Härte und Direktheit. Man spürt den Einfluss von Pulp Fiction und erschrickt über den Pessimismus der Originalerzählung, die komplett in Schwarzweiß gehalten ist. Doch hat Casini der 14 Jahre alten Geschichte einen leicht eingefärbten Prolog und Epilog gegeben und nimmt ihr damit ein wenig das Negative. Irgendwo am Ende blitzen Hoffnung und Optimismus auf, auch wenn nicht alles gut wird.

Text & Zeichnungen: Stefano Casini
Übersetzung: Uwe Löhmann

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Special vom: 16.08.2011
Autor dieses Specials: Christian Recklies
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