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Die Leute von der SHILOH RANCH
Wer aus der Generation 50+ kann sich nicht an die SHILOH RANCH erinnern? An den Virginian alias James Drury,  an Trampas bzw. Doug McClure, an Richter Garth alias Lee J. Cobb. SHILOH RANCH nahm einen gewichtigen Platz unter den Westernreihen jener Tage ein. Anlässlich der Veröffentlichung auf DVD wollen wir nicht nur die Serie unter die Lupe nehmen, sondern auch die berühmte Quelle des TV-Klassikers.

Die Buchvorlage

Shiloh_Ranch_1_Virginian_11902 schuf der amerikanische Schriftsteller Owen Wister (1860-1938) seinen berühmtesten Roman „The Virginian“ (dt. „Der Virginier“, Awa 1955 sowie Heyne 1970). Er prägte damit den in dieser Zeit entstandenen Mythos vom Wilden Westen mit und gab den Stil für unzählige Westernromane vor. Wikipedia: „‚The Virginian‘ ist die Geschichte eines einzelgängerischen Cowboys in Wyoming um 1880, der sich trotz des im Westen vorherrschenden Faustrechts an seinen persönlichen Ehrenkodex hält und so allerlei Unbilden übersteht. War der Roman in den USA lange Schullektüre, so erscheint er nach heutigen Maßstäben eher als chauvinistisches Machwerk mit ausgesprochen reaktionärer Tendenz.“ Im Gegensatz zu den früheren Dime Novels war Wister, der selbst ausgedehnte Reisen nach Wyoming unternahm und eigene Erlebnisse in seine Romane einfließen ließ, ziemlich realistisch, was allerdings auch die Rechtfertigung gewisser Lynchpraktiken mit einschloss: Der Virginian überwacht die Erhängung von Viehdieben, unter denen sich auch sein gestrauchelter Freund Steve befindet. Er weint zwar, als er seiner entsetzten Verlobten Molly davon erzählt, bereut aber nichts. Steve hatte ihn nicht um Hilfe gebeten, er hätte sie ihm allerdings auch nicht gewährt, wie er ausdrücklich betont. Er tröstet sich mit der Behauptung, dass dieser Steve nicht mehr der Gleiche war, mit dem er einst geritten ist. Der Roman hat die Amerikaner jahrzehntelang mit seiner romantischen Schilderung der kaum berührten Natur und seinem Plädoyer gegen die überzüchtete Zivilisation fasziniert.

Deutsche Comicfans kennen das Buch vor allem durch seine Adaption in den ILLUSTRIERTEN KLASSIKERN (Nr.79). Doch dieser, von Norman Nodel passabel gezeichnete Comic, gibt den Roman unüberbietbar armselig wieder. Auf  verstümmelte und unbeholfene Weise werden vor allem die Auseinandersetzungen des Helden mit der Viehdiebbande eines gewissen Trampas, den der Virginian am Schluss tötet, geschildert. Von Flair und Substanz des Buches ist absolut nichts übriggeblieben. Ohne die Nostalgiebrille betrachtet sind viele ILLUSTRIERTE KLASSIKER leider bloß sterile, lieb- und lustlos hergestellte Fließbandprodukte.

Die Verfilmungen

Die erste Verfilmung realisierte Cecil B. DeMille 1914, mit Dustin Farnum in der Titelrolle. 1923 folgte der Film von Tom Forman, mit Kenneth Harlan. Die von der Kritik am meisten gelobte Verfilmung ist die von Victor Fleming von 1929 (lief nie in deutschen Kinos; war erst 1981 im TV als „Der Mann aus Virginia“ zu sehen). Der junge Gary Cooper spielte hier den Virginian. Die Rolle brachte Cooper den Durchbruch und befreite ihm vom Etikett des It-Boys (attraktiver No Name). Hier wurde sein Image des wortkargen, aufrechten Westerners geschaffen. Und wie im späteren Meisterwerk „High Noon“ musste er sich an seinem Hochzeitstag mit seinem Todfeind duellieren.
Shiloh_Ranch_2_DVD_Cover
Solide gemacht, aber ohne große Ambitionen, ist der Film von 1946 von Stuart Gilmore (dt. „Der Mann aus Virginia“; auf DVD erhältlich), mit Joel McCrea in der Hauptrolle. Ein Amazon-Kundenrezensent, der den Film mit dem Roman vergleicht: „ Von der mythischen Komponente, der symbolischen Aufladung der Figuren, der Natur und der Konflikte zwischen Gut und Böse ist in diesem Film rein gar nichts zu spüren.“

1958 kam es zu einer weiteren Adaption in einer Folge der kurzen, anthologischen Reihe DECISION, die das Sommerloch füllte. Den Virginian spielte ausgerechnet James Drury, der Darsteller des Virginian in der späteren der TV-Serie. Doch dieser Virginian unterschied sich krass von dem in Drurys Serienversion, war er doch ein geschniegelter Ostküsten-Dandy.

Die neueste Fassung ist eine TV-Produktion aus dem Jahr 2000. Regie führte der bekannte Schauspieler Bill Pullman („Independence Day“), der auch den Virginian verkörperte. Der Film ist nur in Englisch und auf VHS weiterverwertet worden. Pullmans Werk wird in einer Internet-Rezension positiv bewertet. Er soll den naturverbundenen Geist Owen Wisters eingefangen haben. Um alle Details zu verstehen, wird jedoch empfohlen, das Buch vorher zu lesen. Eine gewisse Modernisierung fand insofern statt, dass der Held im Gegensatz zum Original stärker mit Zweifeln zu kämpfen hat.

Die Fernsehserie

Schöpfer der TV-Reihe THE VIRGINIAN dürfte der Produzent Winston Miller sein, der sie dem Studio-Giganten Universal vorgeschlagen haben soll. Oft wird allerdings auch Charles Marquis Warren als wichtigster Produzent genannt. Mit NBC fand man die geeignete Fernsehstation. Von September 1962  bis März 1971 entstanden 249 Farbfolgen in neun Staffeln. Gedreht wurde in Kalifornien, in den Studios von Universal. Die Außenaufnahmen fanden primär in der Umgebung von Los Angeles statt. SHILOH RANCH gehört mit 275.000 Dollar pro Folge zu den teuersten Serienproduktionen jener Jahre. Die Serie entstand zwar nach der Buchvorlage von Owen Wister, hat aber letztlich wenig mit dem Roman zu tun.

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Special vom: 11.09.2011
Autor dieses Specials: Gerhard Förster
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