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Interview mit Olivia Vieweg
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Hallo Olivia. Vor kurzem ist das zweite "Subway to Sally Storybook" erschienen. Warum hat der Nachfolger so lange auf sich warten lassen?
Das hatte vor allen Dingen den Grund, dass wir das Buch gerne wieder in Kooperation mit einem größeren Verlag gemacht hätten. Das Subway-Projekt ist einfach etwas das eigentlich die Möglichkeiten eines Kleinverlags übersteigt. Wir können keine große Werbung machen und nicht so große Auflagen fahren. Nachdem dann aber die Verhandlungen immer wieder im Sand verlaufen sind, haben wir es selbst in Angriff genommen!

Olivia_ViewegWarum gerade Subway to Sally? Wie hat die Band auf deine Idee zum Comic reagiert bzw. wie ist der Kontakt zustande gekommen?
Subway to Sally ist meine Lieblingsband, also war es kein so langer Gedankengang auf das Projekt zu kommen. Vor allem weil die Lieder alle sehr bildgewaltig sind aber die Band kaum Musikvideos hat - somit sind die Texte noch kaum "verarbeitet" worden. In der Mangaszene gab es schon lange Leute die gerne Songs der Band illustriert haben.

Anhand deines Beitrages "Das schwarze Meer" kann man gut erkennen, wie unterschiedlich die Liedtexte von StS stellenweise aufgefasst werden können. Wie bist Du bei dem Beitrag ans Werk gegangen? Hast Du das Lied in Endlosschleife während des Zeichnens gehört?
Endlosschleife zum Glück nicht! Aber häufig hören war schon gut. Ich hab lange ein anderes Lied umsetzen wollen, doch als sich Bodenski vom neuen Album auch "Das Schwarze Meer" gewünscht hat, bin ich umgeschwenkt. Bei der Interpretation war ich dann etwas zu überschwänglich, ich glaube man versteht es gar nicht. Jedenfalls geht es um die anfängliche Macht, die das Mädchen dem Meer gegenüber spürt, doch dann schwimmt sie plötzlich inmitten toter Fische und alles ist voller Öl. Auf den nächsten Seiten trifft sie auf einen unheimlichen Fremden, der sie gewaltsam küssen will. Erst wehrt sie sich, doch dann gibt sie nach. Das letzte Bild zeigt sie an der Tankstelle mit einem tropfenden Zapfhahn. Einerseits wollen wir das schöne Meer, aber die Vorzüge, die uns das Öl bietet, sind einfach zu verlockend.

cover_200pxViele der Zeichner des ersten und zweiten Storybooks sind noch Studenten oder zu mindestens recht neu im Comicbusiness. Nach welchen Kriterien hast Du die Beiträge für die Storybooks herausgesucht und wie sind die Künstler auf das Projekt aufmerksam geworden?
Ich hab über die Jahre natürlich viele Kontakte zu Zeichnern gesammelt, vor allem zu Leuten von Animexx. Da beobachte ich natürlich schon eine Weile, was die so treiben und hab mir, genau wie beim ersten Buch, einige rausgepickt. Ein paar Zeichner sind mir auch empfohlen worden, aber die meisten sind einfach in meinem Kopf gespeichert.

In den Storybooks schreibt Bodenski, der Texter der Band, jeweils einen kurzen Kommentar zum Lied. Standen Dir diese Erklärungen und Ausführungen vor dem Entwurf der Comics zur Verfügung, oder basieren die gezeichneten Geschichten lediglich aus dem Verständnis der Künstler für das jeweilige Lied?
Die Kommentare hat Bodenski erst nach der Fertigstellung der Songs geschrieben, deshalb passen manche Kommentare zum Comic, wie die Faust aufs Auge, andere geben eher eine neue Sichtweise preis. Ich find es ganz gut so, sonst wäre Bodenski von der Umsetzung vielleicht auch nicht mehr überrascht!

Könntest Du Dir diese Art von Comics auch für andere Bands vorstellen? Gibt es diesbezüglich bereits Ideen?
Darüber haben wir viel und lange nachgedacht... Es ist aber gar nicht einfach eine Band zu finden, die gute Texte schreibt, berühmt ist, aber eben nicht schon 1 Million Musikvideos produziert hat. Mit Rammstein hatten wir geliebäugelt, aber die sind eine extrem populäre Band, und ob die Verhandlungen da so angenehm, wie bei Subway gewesen wären, ist nicht klar. Element of Crime, Schandmaul und einige andere standen auch schon zur Diskussion. Aber konkret ist es nie geworden.

subway_2_15_blogDie Comics im Storybook sind vorrangig in schwarz/weiß gehalten. Lediglich kleine Farbtupfer, wie bspw. rotes Blut, erhellen die Szenerie. Warum hast Du Dich für diese zurückhaltende Farbgebung entschieden?
Der erste Grund ist wahrscheinlich ein Kostenfaktor, ein Buch im Vierfarbdruck ist immer noch teurer als im Zweifarbdruck. Außerdem bedeuten reduzierte Möglichkeiten oft eine Chance, und ich finde die Zeichner haben ihre in den Büchern genutzt und es kommt ein stimmiges Gesamtbild heraus. Bei vier Farben hätte es sehr unruhig und weniger "stylisch" werden können.

Vom ersten Storybook wurden über 9.000 Exemplare verkauft. Für eine Independent-Produktion ein unglaublicher Erfolg. Wie erklärst Du Dir das? Haben die StS-Fans nur auf diesen Comic gewartet?
Manche Fans haben sicher nicht drauf gewartet, die sehen alles, immer alles, unglaublich skeptisch und wollen neuen Dingen keine Chance geben. Aber einige Fans waren total begeistert. Die meisten Käufer haben wir in der Gruppe, die beides mag - Manga und Subway to Sally. Und davon gibt es gar nicht wenige! 

Kommen wir nun zu deinen eigenen Projekten. Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse wurden Rainbow_Alliance_AmaliaLeseproben deines Roman-Projektes "Rainbow Alliance" verteilt. Um was geht es in der Geschichte? Und warum erscheinen die Kapitel momentan lediglich online?
Wenn man noch keinen Namen als Autor hat, ist es heute unglaublich schwierig etwas bei einem großen Verlag zu veröffentlichen. Die "Rainbow Alliance"-Geschichte schwirrt mir schon seit Jahren im Kopf herum, deshalb hab ich angefangen sie aufzuschreiben. Es handelt sich um eine Magical Girl Geschichte, also praktisch um weibliche Superhelden, die parallel zu ihrer Krieger-Identität noch ihren Alltag bewältigen müssen. In meiner Geschichte sind es wiedererweckte Göttinnen aus der Antike, die durch einen Fluch in einer alten Burg schlafen müssen, bis eine Bedrohung die Erde heimsucht an der die Menschheit keine Schuld trägt - und das kann natürlich dauern, doch nun ist es eingetreten. Hauptfigur ist Amalia, ein zorniger Rotschopf, dem jegliche Fähigkeiten im sozialen Umgang fehlen, doch nach und nach wird sie von ihren alten Freundinnen unterstützt. Natürlich kommt auch langsam ans Licht, was damals in der Antike wirklich passiert ist, und was für Auswirkungen es auf die heutigen Mädchen hat.
Und weil man online heute auch ganz schöne Möglichkeiten zur Präsentation hat, habe ich das genutzt. Mal sehen, vielleicht klappt es irgendwann in gedruckter Form, das wäre natürlich genial! Aber erst mal muss man hart an der Qualität der Geschichte arbeiten, das ist noch mal was ganz anderes als Illustrieren oder Kurzgeschichten für Comics schreiben.
endzeit_olivia_vieweg
Auf deinem Blog hast Du vor ein paar Tagen zu einer Coverwahl für deinen neuen Comic "Endzeit" aufgerufen. Auch hier die Bitte, etwas zum Inhalt der Veröffentlichung zu sagen.
"Endzeit" ist ein knapp 80seitiger Zombie-Comic und er war mein Diplom an der Bauhaus-Uni. Die Geschichte beginnt ganz lokalpatriotisch in Weimar, drei Jahre nach einer Zombieapokalypse. Zwei Mädels müssen mit dem Zug von Weimar nach Jena fahren, die eine freiwillig, die andere unfreiwillig. Und es kommt, wie es kommen muss, der Zug bleibt mitten auf offener Strecke stehen. Nun sind die beiden den Zombies schutzlos ausgeliefert.
Mir ging es vor allem um eine flüssig zu lesende Geschichte und eine interessante Stimmung, es spielt in der größten Sommerhitze, wo man eigentlich nur im Liegestuhl liegen und nicht gegen Zombies kämpfen will.
Ein neues Comicprojekt von mir kommt nächstes Frühjahr wenn alles klappt - und zwar beim Suhrkamp-Verlag, darüber kann man ja noch mal quatschen, wenn es konkreter wird. ;)

Ich bedanke mich für die Beantwortung der Fragen und wünsche weiterhin viel Erfolg bei deiner Arbeit!


Mehr Infos zum zweiten Storybook: www.schwarzerturm.de/subway.html
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Special vom: 03.05.2012
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Alle Infos zur Veröffentlichung
Die Zeichner über ihre Arbeiten
Rezension Subway to Sally Storybook Band 1
Rezension Subway to Sally Storybook Band 2
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