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„Mocht´s es euch bequem, wäul jetz kummt da John Wayne...“

"Mocht´s es euch bequem, wäul jetz kummt da John Wayne..."

John_Wayne... sangen 1971 in Wien die Madcaps (Musik/Text: Georg Danzer) über die vor der Scheibe sitzenden Pantoffelhelden. John Wayne war zu dieser Zeit bei vielen zum gehassten Symbol für Amerikas Imperialismus geworden. Sein Film „Die grünen Teufel“ (1968) und sein Sager, dass man den Vietnamkrieg doch mit der Atombombe beenden könnte, hatten ihn endgültig zum Erzreaktionär gestempelt. Doch mir war die Politik damals wurscht, eine wuchtige Vaterfigur wie Wayne war genau das was meinem komplizierten Leben fehlte. Besonders ergriffen war ich vom Film "Die Cowboys" (1972), in dem Wayne – wer hätte das gedacht? – stirbt, nachdem er einer Schar Jungspunde das Viehtreiben und Kämpfen gegen übles Gesindel beigebracht hatte (meisterhaft als sadistischer Bandenboss: Bruce Dern). Wenige Jahre später, nachdem mein politisches Interesse so halbwegs erwacht war und ich fleißig auf Demos gegen die Stationierung der Pershing-Raketen protestierte, war Wayne auch für mich zur Unperson geworden – offiziell, denn insgeheim mochte ich ihn ja immer noch.

Heute, mit dem Abstand so vieler Jahre, sehe ich den „Duke“ differenziert. Howard Hawks herausragendes Werk "Rio Bravo" (1959) wird für mich auf ewig mein Lieblingswestern bleiben (neben dem völlig unbekannten "Zwei Mädchen und die Doolin-Bande" mit Burt Lancaster). Und "Der schwarze Falke", John Fords minutiöse Schilderung der Suche eines verbitterten Indianerhassers nach dem roten Entführer seiner Nichte, ist nicht zu Unrecht in Joe Hembus´ berühmtem Westernlexikon der einzige Film, der vier Sterne erhielt. Es ist schon erstaunlich, dass hochangesehene Filmemacher (auch Herbert Achternbusch, der sicher nicht dem rechten Lager zuzuordnen ist) Fords Wayne-Western so in den Himmel hoben, immerhin sind Streifen wie "Der Teufelshauptmann" eine einzige Huldigung an die Armee. Doch man sollte eben nicht alles in politischen Kategorien sehen. Fords Regiearbeit war zweifellos wegweisend und Wayne hatte nun mal eine kolossale Leinwandpräsenz, mit der im Westernfach (in späteren Jahren) nur noch Clint Eastwood mithalten konnte. Auch spielte Wayne in manchen Filmen weit tiefgründiger, als es seinem Image entsprach. "Land der tausend Abenteuer" (1960) von Henry Hathaway kommt mir ebenfalls in den Sinn. Das ist eine ganz wunderbar leichtfüßige Komödie (aus dem Film stammt der Hit "North to Alaska" von Johnny Horton). "McLintock!", eine weitere Komödie des "Duke", ist jedoch ein Beispiel für jenen Wayne, der mit seiner alkoholgetränkten Selbstgefälligkeit bisweilen nerven konnte (Wayne privat: "Ich traue keinem Mann, der keinen Alkohol trinkt."). Persönlich habe ich auch seinen Monsterschinken "Alamo", bei dem er Regie führte und sein ganzes Geld reinsteckte, bis er fast daran bankrott ging, nie gut verkraftet. Da ist mir einfach zuviel Pathos drin, zuviel Sprücheklopferei, zuviel Sendungsbewusstsein.

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Special vom: 14.05.2012
Autor dieses Specials: Gerhard Förster
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