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Comic International 2012 | |
Asterios PolypEin Architekt lernt die Bescheidenheit kennen, und ein Publikum die Fülle. So könnte man „Asterios Polyp“ zusammenfassen, würde der Graphic Novel aber trotzdem nicht in allen Facetten gerecht werden. Der Titelheld ist ein angesehener Architekturprofessor in New York, der seine Jugendliebe geheiratet hat. Auf der anderen Seite ist er ein reiner „Papierarchitekt“, noch kein einziger seiner Entwürfe wurde tatsächlich realisiert. Sein Hochmut macht ihn einsam, seine Frau verlässt ihn. Als ein Blitzschlag seine Wohnung zerstört, verlässt er die Stadt und heuert irgendwo in der Provinz als Automechaniker an. Früher hatte er die Menschen, unter denen er nun lebt, verachtet. Aber vielleicht, ganz vielleicht gibt es auch für ihn so etwas wie Erlösung und eine zweite Chance. David Mazzucchelli zeigt „ein Genie auf dem Weg nach unten“, wie es eine Besprechung formuliert. Und das tut er auf beeindruckende Weise. Der ehemalige Zeichner unter anderem des blinden Superhelden Daredevil lotet in seinem 344-Seiten-Band die Grenzen dessen aus, was graphisches Erzählen leisten kann. Mal zeichnet er „normal“, mal mit beinahe glühendem blauen oder rotem Strich, so dass man unwillkürlich an den Begriff „Blaupause“ denken muss. Mal verwendet er ein relativ übliches Layout und unterteilt die Seite in Panels, mal lässt er ein kleines Auto über einen überdimensionalen Strickschal fahren. Seine Hauptfigur Asterios Polyp, die eigentlich nach einem klassischen Unsympathen klingt, wächst dem Leser nach und nach dann doch ans Herz. Wo so mancher andere Comic maximal für einen Abend Unterhaltung bieten, ist dieser Band ein wirklicher „graphischer Roman“ und bringt Lesestoff für längere Zeit. All das und mehr bringt die verdiente Nominierung für den Sondermann 2012 in der Kategorie Comic International. David Mazzuchchelli Feuer und Stein – Eine Liebe in den HighlandsNoch eine Literaturadaption, aber diesmal aus einer ganz anderen Ecke. Diana Gabaldon gehört zu den erfolgreichsten Autoren dessen, was man abwertend „Schmachtschinken“ nennen könnte: Dicke Bände, gerne ganze Serien über starke Frauen, die sich in sehr attraktive, aber problembeladene Männer verlieben und mit ihnen Abenteuer und Schwierigkeiten durchstehen. Aber auch solche Seelenschmeichler können gut oder weniger gut sein, und Diana Gabaldons „Outlander“-Serie kommt jedenfalls gut bei der Leserschaft an. „Feuer und Stein“ ist der erste Band mit den Erlebnissen der frisch verheirateten Claire, die ein mysteriöser Steinkreis aus dem Jahr 1945 in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts befördert. Dort ist sie mit all dem, was sie bisher aus den Geschichtsbüchern kennt, ganz real konfrontiert – Hexenverbrennung, Seuchen, Folter und Krieg. Entsprechend schnell möchte sie zurück in ihre Zeit, jedenfalls bis sie den Schotten Jamie kennenlernt. Claire verliebt sich heftig in ihn, bleibt natürlich in der Vergangenheit und erlebt in bisher insgesamt sieben Bänden viele weitere Abenteuer. Einen neuen Blickwinkel auf den ersten Teil gibt die Graphic Novel, die der amerikanische Zeichner Hoang Nguyen nach Diana Gabaldons ausführlichen Anweisungen gezeichnet hat. „Feuer und Stein – Eine Liebe in den Highlands“ legt, im Vergleich zum ersten Romanband, das Augenmerk eher auf Jamie und dessen Patenonkel Murtaugh. Nguyens romantischer Zeichenstil dürfte nicht unerheblich dazu beitragen, dass die Graphic Novel wie die Vorlage Erfolge feiert und sich eine Nominierung für den Sondermann 2012 in der Kategorie Comic International sichert. Diana Gabaldon, Hoang Nguyen HabibiMan könnte sagen, er ist der Mann für die dicken Dinger: Craig Thompson sorgte bereits mit seinem Meisterwerk „Blankets“ für Begeisterung. „Habibi“ könnte optisch noch opulenter sein, spielt es doch in (und graphisch mit) einer Welt wie aus Tausendundeiner Nacht. Die junge Dodola versucht, sich in einer Welt zu behaupten, in der Gewalt gegen Frauen selbstverständlich erscheint. Aufrecht erhält sie dabei vor allem die Hoffnung, den kleinen Zam wiederzusehen, den sie als Kleinkind vor der Sklaverei rettete. Ihre Abenteuer schildert Thompson auf satten 672 Seiten, an denen er sieben Jahre arbeitete. Das Ergebnis ist beeindruckend. Die Graphic Novel ist nicht nur äußerlich regelrecht wuchtig mit goldenen Lettern auf dem dunkelroten Cover und einem Lesebändchen. Das Innere erfüllt auch alle Versprechen, die die üppige Verpackung macht. Aber auch thematisch bringt „Habibi“ Gewicht auf die Waage, denn Thompson beschränkt sich nicht auf wunderbar erzählte Märchen in orientalischem Ambiente. Vieler seiner Figuren erleiden sexuelle Traumata. Man könnte sagen, der Künstler erforscht die dunklen Orte der Sexualität. Ein weiterer der vielen Aspekte des Bandes ist der Umweltschutz. Man kann die Graphic Novel auch als Meditation über die arabischen Religionen lesen. Welche der vielen Facetten man auch immer in den Vordergrund stellt, als Leser kann man aus dem Vollen schöpfen. Das haben so viele getan, dass der Band es auf einen der drei Nominiertenplätze zum Sondermann 2012 in der Kategorie Comic International schafft. Craig Thompson |
Special vom: | 27.08.2012 |
Autor dieses Specials: | Henning Kockerbeck |
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