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Der Rückblick
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"Vorsicht, Buch!"
So der Titel einer Marketingkampagne der deutschen Buchbranche, die zum Start der Leipziger Buchmesse der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das warnende Gelb-Schwarze Logo leuchtete dem Besucher der diesjährigen Buchmesse in jeder Halle entgegen. Abschreckend kann dieser Warnhinweis wohl nicht gewirkt haben, denn die diesjährige Buchmesse schloss am 17.03.13 mit einem neuen Rekord von 168.000 Besuchern.
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Dass es ungewöhnlich voll ist, konnte schon am Buchmesse-Freitag wahrgenommen werden. In der Regel tummeln sich an diesem Tag viele Schulklassen auf dem Gelände, was natürlich in Halle 2, wo die Kinder-, Schulbücher und Comics präsentiert wurden, zu einem vermehrten Andrang führte. Doch auch in den restlichen Hallen war ein stetiger Besucherstrom zu verzeichnen.

Nachdem im letzten Jahr für Comicfans irgendwie der Wurm drin war und die Anzahl der Aussteller, sowie die Form der Präsentation enttäuschte, wurden unsererseits für 2013 die Erwartungen auf ein Minimum reduziert. Die Ankündigungen der Leipziger Messe und der Verlage ließen derweil Gutes hoffen. Einige interessante Gesprächsrunden standen an, diverse neue Comics hatten ihren Verkaufsstart und einige Künstler waren auch zugegen.

Am frühen Freitagvormittag war schon ein reges Treiben in Halle 2 zu verzeichnen. Neben den für Leipzig typischen Cosplayern, wuselten auch die besagten Schulklassen durch die Gänge. Auf dem schwarzen Sofa hatten derweil Flix und Ralf Ruthe Platz genommen, welche eine Lesung zu dem neuen Werk "Ferdinand, der Reporterhund" abhielten. Während Flix die hummelcomicOff-Texte vorlas, übernahm Ralf Ruthe die Vertonung der Sprechblasen. Im Hintergrund konnte der Zuschauer zudem das jeweilige Panel sehen. Diese Form der Lesung bot aufgrund der visuellen und akkustischen Darbietung viel Abwechslung und gepaart mit den humorvollen Einlagen der beiden Künstler wurden einige unterhaltsame Minuten geboten.

Nach dieser "Lesung" stand der erste Messerundgang an. Im Grunde genommen bot sich hier wenig Neues. Die großen Manga-Verlage glänzten mit enormer Präsenz und die restlichen deutschen Comicverlage mit gewohnter Abwesenheit.

Gut, ganz so schwarz/weiß kann man das Bild der "Comics-in-Leipzig" Ecke nicht zeichnen. Carlsen, Tokyopop, EMA und KAZE sind in Leipzig nun mal die traditionellen Platzhirsche. Doch dass sich gerade die großen Comicverlage abseits des Manga-Business so gut wie gar nicht in Leipzig präsentieren, erzeugt jedes Jahr aufs Neue ein immenses Kopfschütteln. Hatte Panini vor zwei Jahren wenigstens noch einen Buchstand, so fiel dieser im letzten Jahr schon aus. Stattdessen werden die Panini-Erzeugnisse bei diversen Händlern feil geboten. Etwas besser, aber im Ergebnis genauso desaströs sieht der Gemeinschaftsstand von Cross Cult, Splitter, Schreiber & Leser, Edition 52 und anderen aus. Der Besucher konnte hier in den diversen Veröffentlichungen der Verlage blättern, aber das war es schon. Persönliche Betreuung? Fehlanzeige! Warum seit Jahren an dieser Art der Darstellung festgehalten wird, ist fraglich, denn für den Besucher ergibt sich keinerlei Mehrwert und die Veröffentlichungen gehen in der Masse der Comics unter.

Hervorzuheben sind 2013 hingegen die Graphic Novel Verlage. Reprodukt und bilderr__tseldie Edition Moderne hatten es sich wieder abseits der Comic-Ecke bequem gemacht, was für mich anfangs etwas unverständlich war, aber mittlerweile doch vollkommen Sinn macht. Die beiden Verlage platzierten sich nebeneinander in Halle 5. Bei Reprodukt konnte in die neuen Kindercomics reingeguckt werden und auch Chris Wares “Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt” lag aus. Letzteres sah wirklich beeindruckend aus und entlockte schon beim bloßen Durchblättern einige Lacher. In den weiteren Hallen verteilt hatten sich noch der Atrium Verlag (Laika, Logicomix), Knesebeck (Zahra's Paradise, Edgar Allan Poe von Gris Grimly) und der kleine Jaja-Verlag. Die Berliner Verlegerin Annette Köhn hatte die neue vielversprechende Graphic Novel "Hinter den sieben Burgen" von Alexander von Knorre mit im Gepäck. Zudem gab es diverse künstlerische Produkte und Bücher.

So gab es wenigstens einige Lichtblicke, wenn auch für Superheldenfans die Leipziger Buchmesse wohl weiterhin ein rotes Tuch bleiben wird.

diskussionAuf dem schwarzen Sofa stand zwischendurch die nächste Veranstaltung an. Schwarwel und thowi vom Leipziger Comicstammtisch moderierten eine Mitmach-Aktion von Susanne Gläser, die Bilderrätsel zeichnete. Die Zuschauer sollten die Rätsel lösen und konnten anschließend die Grafik mit nach Hause nehmen. Der Autor dieses Berichtes versagt hierbei gnadenlos.

Gegen Mittag stand die erste Diskussionsrunde an. Eggi vom Butter & Cream Verlag moderierte eine Diskussion zum Thema "Kinderpornografie im Comic und Manga". Anwesend war die Mangaka Fahr Sindram (Losing Neverland), welche sehr polarisierte und stark mit Shotacon- und Lolita-Mangas in Gericht ging. Leider war Daniela Winkler (Grablicht) nicht erschienen, welche angeblich eine etwas andere Meinung vertritt. So stand eine recht einseitige, aber dennoch nicht uninteressante Diskussion an, die ein wirklich wichtiges Thema anfasste.

Anschließend stand noch eine kleine Runde durch die Messehallen an. Doch bereits nach wenigen Metern stockte es. Bei Tokyopop lief gerade die Auslosung zur Signierrunde von Tite Kubo (Bleach) an und die Schlange der Wartenden war wirklich extrem lang. Doch bis zu diesem Ereignis sollten noch einige Stunden vergehen, die man damit verbrachte, Schwarwels Live-Illustrationen bei der Illustratoren Organisation e.V. zu bewundern oder bei den Ausstellungen der Kunststudenten in Halle 3 vorbeizuschauen. Dabei fiel noch einmal auf, dass es in diesem Jahr keinerlei Comicbezogene Ausstellungen gab. Konnten im letzten Jahr noch diverse Karikaturen von Schwarwel und Comics aus Finnland betrachtet werden, so boten sich schwarwel2013 dem Betrachter nur schwarze Rückwände. Nichts los. Da fragt man sich doch wirklich, mit wie viel Ernst und Engagement das Thema Comics beim Veranstalter verfolgt wird.

Den Abschluss des Tages stellte die Signierrunde von Tite Kubo dar, welche stark abgesichert wurde. Fotografieren verboten! Warum, wird wohl nur Tokyopop wissen. Und beim Schreiben dieser Zeile fällt schon der nächste Kritikpunkt ein. Den ganzen Freitag über sahen die Signiertische größtenteils verwaist aus. Lange Schlangen suchte man hier vergebens, Künstler eigentlich auch. Doch laut dem aushängenden Zeitplan sollte es zu mindestens ein paar Leute geben, die hier die Comics mit ihren Unterschriften und Zeichnungen veredelten. Gesehen haben wir jedoch niemanden!

So gesehen hat die Leipziger Buchmesse eigentlich nur mal wieder bewiesen, dass sie für das Medium Comic weiter an Bedeutung verliert. Zwar zeigen die Manga-Verlag weiterhin viel Präsenz auf großer Fläche, doch alles was darüber hinaus geht, ist nicht mehr als ein Hintergrundrauschen. Lediglich die Graphic Novel-Verlage überzeugten durch persönliche Betreuung und guter Standgestaltung.

Zum Glück hat der Buchmarkt sehr viele interessante Veröffentlichungen und Aktionen zu bieten, so dass man als Besucher die Halle 2 auch getrost für einige Stunden verlassen konnte, ohne etwas zu verpassen.

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Special vom: 19.03.2013
Autor dieses Specials: Christian Recklies
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