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Rezension - Saga 1 von Christian Recklies
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Besser kann es eigentlich nicht laufen. Die neue Serie von Brian K. Vaughan (u.a. Y-The last man) wird mit Auszeichnungen und Lobhuldigungen überhäuft, die Presse überschlägt sich mit positiver Berichterstattung und Cross Cult spricht sogar von einem "epischen Projekt".
Bei diesen Bewertungen fällt es schwer noch objektiv über Saga zu berichten.
Doch der Reihe nach.

Cvr_Saga1Vaughan betrachtet in dieser Serie ein junges Paar, das mitten in einem galaktischen Krieg zueinander findet. Dabei werden sie von beiden verfeindeten Seiten gejagt, lediglich aufgrund der Tatsache, dass diese Beziehung nicht erwünscht ist und folglich auch nicht geduldet wird. Der Autor kreiert hier somit eine Sci-Fi-Version von Romeo und Julia, was oberflächlich betrachtet erst einmal wenig spektakulär ist. Das Interessante an Saga sind vielmehr die einzelnen Protagonisten. Das äußerst wehrhafte, aber durch und durch pazifistische Pärchen, die skurrilen Kriegsparteien und die Personen, die irgendwie dazwischen stehen bzw. völlig losgelöst vom Konflikt agieren.
Der Autor startet die Serie mit der Geburt des gemeinsamen Kindes, welches sogleich die Rolle der Erzählerin einnimmt. Dieser an und für sich recht ruhige Moment wird just durch den ersten Auftritt der beiden Kriegsparteien unterbrochen. Im Anschluss daran beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel dass immer neue Protagonisten auf den Plan ruft und die Familie in gefährliche Gegenden treibt.
Gerade letzteres birgt ein gewaltiges Potential, denn Vaughan erschafft mit Saga ein komplett neues Universum, das er frei gestalten kann. Neben den teilweise ziemlich skurrilen Gegenden, dürften aber besonders die einzelnen Figuren das Interesse des Lesers wecken.
Sind das junge Pärchen Alana und Marko noch in SciFi-Maßstäben gemessen halbwegs normal, so sieht es bei deren Kontrahenten schon ganz anders aus. Sie werden beispielsweise von einem Prinz mit Monitor als Kopfersatz gejagt, welcher ziemlich skrupellos vorgeht. Kein Wunder, wenn er gerade seine Familienplanung pausieren muss und stattdessen irgendwelchen Nobodys hinterher zu jagen hat. Natürlich spielen bei so einem Fall auch Kopfgeldjäger eine Rolle. Die Pirsch und Der Wille vertreten diese Zunft in Saga. Letzterer bekommt sogar die Möglichkeit sich in einer Nebenhandlung von seiner gefühlvollen Seiten zu zeigen. Dafür reist er zu einem Sex-Planeten, um dort ein Stück weit für Recht und Ordnung zu sorgen. Durch diese Szene wird deutlich, wie breit der Autor seine Serie auslegt. Zwar steht weiterhin das Pärchen im Mittelpunkt, dennoch wurden mit den beiden Freelanzern Figuren geschaffen, die mitunter sogar interessanter sind.

So lesenswert und unterhaltsam Saga auch ist, der ganz große Wurf fehlt bislang. Die Idee von der Jagd auf ein Liebespaar, das von einer brenzligen Situation in die nächste stolpert, ist nicht gerade neu. Hier von einem wahren Klassiker zu sprechen ist doch ein wenig zu hoch gegriffen. Saga bietet unterhaltsame SciFi-Action mit einfallsreichen Figuren und, aufgrund eines komplett neu geschaffenen Universums, sicherlich auch noch viel Potential, dennoch fehlt dem Comic zurzeit noch die notwendige Brisanz. Dies äußert sich vor allem in der durchweg fehlenden prickelnden Spannung. Es gibt wenige Momente im Comic, wo die Gefahr beinah greifbar wird, doch dann wird vom Autor innerhalb weniger Panels der Spannungsboden schnell zerstört und die Situation aufgelöst. Ein fesselnder Lesegenuss auch über diesen Band hinweg stellt sich demzufolge nur marginal ein.

Als Zeichnerin wurde Fiona Staples für diese Serie engagiert. Ihr Fokus ist klar auf die Darstellung der Figuren ausgerichtet. Diese zeichnen sich durch ein wechselndes Spiel der Mimiken aus, was bei den vielen Dialogen im Comic gut zur Geltung kommt. Leider verzichtet Staples durchweg auf die Ausarbeitung komplexer Hintergrundgrafiken. Größtenteils gibt es hier lediglich verwaschene Farbmuster, was die Szenen stellenweise austauschbar macht.

Der Auftakt von Saga enthält folglich eine lesenswerte Story mit überraschenden Figuren, aber einem hinlänglich bekannten Grundschema. Dies führt dazu, dass die Jäger des futuristischen Romeo-und-Juli-Verschnitts die interessanteren Protagonisten sind. Saga fehlt es bislang noch an einen richtigen Spannungsbogen, der den Leser an die Story bindet. Bislang hangelt sich die Geschichte eher von Szene zu Szene. Aufgrund der einfallsreichen Basis von Saga dürfte die Serie jedoch weiterhin unterhaltsam bleiben.
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Special vom: 19.09.2013
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Interview mit Fiona Staples
Die wichtigsten Figuren im Schnellüberblick
Biografie - Brian K. Vaughan
Biografie - Fiona Staples
Leseprobe Saga 1
US-Covergalerie
Rezension - Saga 1 von Carsten Rittgarn
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