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Interview mit Dana Simpson
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Heavenly_Nostrils

„Ich habe kurze Ideen“ - Himmlische Nüstern

Comics sind seit jeher Teil von Dana Simpsons Leben. Für ihre eigenen Webcomicstrips wie Ozy and Millie hat die Amerikanerin bereits diverse Preise gewonnen. Ihr neuester Daily-Strip auf www.gocomics.com heißt Heavenly Nostrils und handelt von einem kleinen Mädchen und seinem besten Freund, einem Einhorn. Auf den ersten Blick klingt das ziemlich kitschig – allerdings kombinieren die Strips um Phoebe und Marigold Heavenly Nostrils (dt.: Ringelblume Himmlische Nüstern) wunderbar den warmherzigen Charme und den cleveren Witz von Bill Wattersons Calvin und Hobbes mit dem Fabelwesen, das Peter S. Beagles’ Das letzte Einhorn unsterblich gemacht hat. Keine Frage: Heavenly Nostrils, das seit April 2012 online erscheint, ist einer der besten jüngeren Comicstrips da draußen.
Im Interview spricht Simpson über ihre Vorbilder, Syndikation in Zeiten des Digital-Booms und das Update von Archetypen.

Hallo Dana. Wie wurde aus Dir eine Comic-Künstlerin? Sana_Simpson
Ich mochte Comics schon immer. Ich nehme an, dass es normal ist, als Kind Comics zu mögen - es ist ein sehr kinderfreundliches Medium. Bereits mit fünf Jahren machte ich meine ersten eigenen Comics, genauso in der Grundschule, und mit elf hatte ich einen Comicstrip, der jeden Monat in der fotokopierten Schulzeitung erschien. Ich habe gerne gezeichnet, ich hatte etwas zu sagen, und ich wollte nie unbedingt mit anderen in der Gruppe zusammenarbeiten, also waren Comics immer irgendwie perfekt für mich.

Dass Bill Watterson zu Deinen Einflüssen zählt, ist offensichtlich. Wer noch?
Yeah, es ist schwer, als Cartoonist nach 1985 nicht von Watterson und Calvin und Hobbes beeinflusst worden zu sein. Watterson ist ein Riese, und ich liebe seine Kunst. Auch an Charles M. Schulz’ Peanuts kam ich nicht vorbei. Meine Eltern hatten einen riesigen Sammelband, den ich als Kind verschlungen, ja regelrecht studiert habe. Walt Kellys Pogo war ebenfalls wichtig für mich. Der Strip endete Jahre vor meiner Geburt, aber die örtliche Bücherei hatte Sammelbände, und so verliebte ich mich in die Serie. Das Artwork ist wundervoll, die Charaktere süß und charmant, und ich war fasziniert, wie Kelly Cartoon-Humor mit aktuellen Themen vermischte. Berkeley Breatheds Bloom Country war ein genauso gewaltiger Einfluss (und er ist der einzige Cartoonist in der Top 10 meiner Einflüsse, bei dem ich die Ehre hatte, ihn persönlich zu treffen). Es war für mich als Kind zu politisch, um es zu verstehen, doch das machte es bloß noch reizvoller.
Nicht all meine Einflüsse sind Comicstrips. Die erste Staffel der Simpsons war auch ganz groß für mich, während britische Fernsehserien wie Black Adder oder Fawlty Towers und auch das MAD Magazine meinen Humor geprägt haben. Ich lerne bis heute noch immer dazu und finde neue Einflüsse. Die TV-Serie My Little Pony: Friendship is Magic hat mir eine Menge darüber beigebracht, wie man cartoonige Pferde zeichnet.

Gehörte das erste Einhorn, das Du gesehen hast, Peter S. Beagle?
Möglich! Ich sah in jungen Jahren die Anime-Version von Das letzte Einhorn. Der Film hinterließ einen ebensolchen Eindruck wie das Buch, das ich ein paar Jahre später las. Heute sind Peter und ich Freunde, was sich noch immer total unglaublich anfühlt. Ich schätze, ich bin im Einhorn-Club. Ich mag seit jeher mythologische Tiere, besonders auch Drachen. Ich denke, wenn ein Tier erfunden ist, fühle ich mich eher berechtigt, selbst zu entscheiden, wie es sich verhält.
Wäre der Strip über eine Katze, würde ich immerzu denken, dass sich meine Katze doch gar nicht so verhält. Aber wer weiß das schon bei einem Einhorn? Da kann ich es für mich selbst festlegen.

Igitt


Wie kamst Du auf die Idee eines Strips über ein Mädchen und ein Einhorn?
Zuvor habe ich ein Jahrzehnt lang den Webcomic-Strip Ozy and Millie gezeichnet, der auf GoComics derzeit noch einmal veröffentlicht wird. Ein Jahr, nachdem ich diesen Strip beendet hatte, ergab sich unerwartet die Möglichkeit einer Syndikation, und ich brauchte ziemlich lange, um herauszufinden, was für einen Strip ich als nächstes machen sollte. Das Mädchen war zuerst da. Im ersten Entwurf sollte der Strip Girl heißen und sich um ein Mädchen drehen, das womöglich Phoebe geworden wäre und ursprünglich mit vielen sprechenden Tieren im Wald hinter seinem Haus interagieren sollte.
Während des Entwicklungsprozesses stellte sich dann ein Einhorn vor und ließ verlauten, dass es hier bleiben würde. So was tun Charaktere manchmal. Es ergab sofort Sinn für mich. Wenn „Junge und Tiger“ der quintessenzielle Strip darüber ist, ein kleiner Junge zu sein, dann ist „Mädchen und Einhorn“ fraglos das weibliche Gegenstück.

Wie viel von Dir steckt in Phoebe und Marigold?
Fast all meine Figuren, besonders die Hauptfiguren, sind im Grunde ich. So schreibe ich den Strip. Ich rede letzten Endes mit mir selbst.

chrakterskizzen


Wie kamst Du auf den Namen Marigold Heavenly Nostrils?
Der Name stammt aus einem Online-Einhorn-Namen-Generator.
Das Syndikat wurde mit dem Namen nie richtig warm - er ist unverwechselbar und schräg, doch sie fürchteten, dass er abstoßend wirken könnte. Das finde ich nicht, meine Mutter aber schon, also ist es vielleicht abstoßend, wenn du 60 bist, obwohl ich noch ältere Fans habe, denen es egal ist. Ich mag den Namen nach wie vor.

Wie entsteht ein neuer Strip?
Strips nehmen ihren Anfang häufig auf Papier, als kleine Thumbnails im Skizzenbuch, oder manchmal bloß als Ideen, die ich in Textform niederschreibe. Dann setze ich mich an den Rechner und erstelle die fertigen Versionen. Ich nutze das Programm Manga Studio, das gut genug ist, um in Interviews wie diesem kostenlos Werbung dafür zu machen. Es erleichtert es, Panel-Layouts zu erstellen. Das war auf dem Papier eher lästig und mühsam. Ich lettere den Strip größtenteils in einem Schriftfont, den ich selbst kreiert habe, was leichter war, als ich annahm.

Wie muss man sich das ökonomisch mit einem durch ein Syndikat vertriebenen Webcomic vorstellen?
Im Moment kriege ich Tantiemen für die Web-Veröffentlichung und einen Anteil an den Online-Werbeinnahmen. Allerdings stehe ich ganz vorne in der Schlange von Strips, die als nächstes den Sprung in den Print-Vertrieb schaffen sollen.

Der Platz für Comicstrips in Zeitungen wird seit Langem immer kleiner. Was ist ein gedruckter Strip heute noch wert?
Gute Frage. Ich weiß es nicht. Ich lese inzwischen keine gedruckten Strips mehr - ich lese meine Nachrichten online, weil das wesentlich praktischer geworden ist. So geht es vermutlich den meisten Menschen, die so alt sind wie ich oder jünger. Digital scheint die Zukunft von Comics zu sein, wie generell von allen Zeitungsinhalten.
Vielleicht gibt das der Kunstform Hoffnung, da es weniger Beschneidungen beim Format und der Anzahl der Strips bedeutet.
Ich arbeite noch immer im klassischen Zeitungscomicstrip-Format, da man das momentan noch muss, wenn man diese Art von Karriere anstrebt, doch vielleicht verändert sich das ebenfalls. Und da ich bereits online arbeite, fühle ich mich schon jetzt befähigt, Details zu den Strips hinzuzufügen, die online funktionieren, sich jedoch nicht genauso gut auf Print übertragen ließen.

Weiter geht es in ZACK # 176 ...

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Special vom: 26.01.2014
Autor dieses Specials: Christian Endres
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Volker Reiche
Das Allerletzte
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