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Interview mit Herausgeber Mike Loos
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Nach 2 Jahren Pause liegt nun endlich eine neue Strichnin-Ausgabe vor und dann auch noch eine runde Nummer. Dazu haben zahlreiche mike_loosehemalige Studenten Gastbeiträge verfasst und Glückwünsche beigesteuert. Wie sehen Sie rückblickend die Entwicklung des Magazins?
Im Rückblick kann ich sagen, dass sich die meisten Zeichner innerhalb des Projekts sehr gut entwickelt haben, womit die Hauptzielsetzung erreicht wäre. Nach dem Studium muss jeder  zunächst mal Geld verdienen, weshalb nun alle Talente derzeit in Illustrationsjobs stecken. Yi Luo, Katharina Netolitzky und Sarah Stowasser sind aber noch immer dem Medium verbunden und veröffentlichen weiterhin Comics – wenn auch ohne entsprechende Honorierung. Paul Rietzl und Moritz Schmid machen gerade Ihre Bachelorarbeiten und haben sich jeweils große, sehr interessante Comicprojekte vorgenommen. Die bisher vorliegenden Seiten sehen absolut fantastisch aus. Vielleicht wird das Strichnin-Projekt ja doch noch für den einen oder anderen Absolventen zum Sprungbrett in eine erfolgreiche Comickarriere ...

Was verbinden Sie persönlich mit sieben Jahren Strichnin?
Spaß, spannende und heftige Debatten über gestalterische Qualitätsstandards, Schlafmangel und leider auch viele Tiefschläge und Enttäuschungen.

Anja KastIst das Magazin mittlerweile ein Selbstläufer? Ist die Einschreibeliste für die "Comicwerkstatt" schnell voll?
Ja. Die Nachfrage ist stetig vorhanden. Nur die Finanzierung des Heftes ist weiterhin ein riesiges Problem.

Die fünfte Ausgabe enthält wieder sehr unterschiedliche Beiträge. Wer wählt die Comics aus und wie wichtig ist dabei die Balance zwischen den unterschiedlichen Stilen und Konzepten?
Als Projektleiter, Herausgeber und Finanzier des Magazins wähle natürlich ich die Comics aus. Eine ausgewogene Mischung aus unterschiedlichen inhaltlichen und formalen Herangehensweisen ist mir wichtig. Aber in erster Linie geht es um Qualität.

In den vorangegangenen Heften haben Sie noch das Layout übernommen. Nun haben die Studenten das Zepter vollständig in der Hand. Ist dies ein weiterer Schritt, um den Studenten neben der Illustration auch das ganze Drumherum bei einer Produktion aufzuzeigen?
Das bleibt ein frommer Wunsch. Im Prinzip ist die Heftproduktion (redaktionelle Nachbearbeitung, Layout, Druckvorbereitung, Pressearbeit und Vertrieb) ein eigenes riesiges, semesterfüllendes Projekt. Ich kann das aber in keines meiner Fächer (Zeichnen und Illustration) einbinden. Das müsste im Fach Typografie oder in einem Projekt Editorialdesign gemacht werden, für das andere Kollegen zuständig sind. Die haben aber andere Interessen, als sich um Strichnin zu kümmern. Darum habe ich diesen Part bisher immer in meiner Freizeit abgewickelt. Das kann ich auf Dauer nicht mehr leisten, zumal ich nun auch noch das „Keuner-Projekt“ nebenbei an den Wochenenden betreue. Im Wintersemester habe ich deshalb zwei der Zeichner aus Heft 5 (Paul Rietzl und Karl Dechert) als studentische Hilfskräfte angestellt. Die beiden haben das also außerhalb des Unterrichts gemacht und dafür ein Honorar erhalten. Das reichte gerade mal für einen Teil der redaktionellen Arbeit und die Layouterstellung. Druckabwicklung und Vertrieb lagen dann wieder bei mir. Das würde ich aber liebend gern auch abgeben. Es findet sich leider niemand, der das unentgeltlich übernehmen würde.

Zwischendurch wurden an der Hochschule Augsburg zwei Bände von "Geschichten vom Herrn Keuner" produziert. Wie kam es zu dieser Produktion?
Augsburg, Bertolt Brechts Geburtsstadt, veranstaltet ein jährliches Brecht Festival. Vom Augsburger Brechtshop und der Festivalleitung kam die Anfrage, ob es nicht möglich wäre, dass Augsburger Studenten irgendetwas illustratives zum Festival beisteuern. Gemeinsam mit Kurt Idrizowic, dem Herausgeber der Reihe, haben wir beschlossen, uns an die Keuner-Geschichten zu wagen und ein kleines, illustriertes Leseheft zu verlegen. Das erste Heft kam sehr gut beim Publikum an, war sehr schnell ausverkauft und wurde darüber hinaus letztes Jahr vom Art Directors Club Deutschland in der Kategorie „studentische Illustration“ mit einer Auszeichnung prämiert. Gute Gründe, das Projekt fortzusetzen. Heft 2 erschien dieses Jahr im Februar. An den Inhalten für einen dritten Band arbeiten wir gerade.

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Die Grafiken in den Heften sind äußerst reduziert. Welche Vorgaben gab es von Ihnen an die Studenten in Bezug auf den Umfang der Darstellungen?
Vorgabe war: kein oberflächlicher Schnick-Schnack. Kein seichtes Augenfutter. Das würde Brecht nicht gerecht werden, dem Inhalte stets wichtiger waren, als belanglose Verzierungen. Stattdessen: Ideen und formale Klarheit!

Nun geben die Keuner-Geschichten aufgrund ihrer Kürze oftmals wenig Spielraum für eine grafische Begleitung. Wie schwierig fiel es den Studenten hier kreativ zu wirken?
Die Texte sind oftmals sehr kurz und erzählen eigentlich auch keine Geschichte, sind also keine „Unterhaltungslektüre“. Stattdessen öffnen sie Themenfelder, die ein Nachdenken über philosophische und soziale Fragen im Hinblick auf gesellschaftliche Zustände ermöglichen. Wenn man Illustration nur als begleitende Verzierung zu Texten versteht, hat man tatsächlich wenig Spielraum für Bilder zu den Keuner-Geschichten. Wenn man sich auf die darin liegenden Themen einlässt, öffnen sich Wege. In den Texten geht es häufig um Haltungen. Wichtig war für die Studierenden, die Texte gedanklich zu durchdringen und selbst zu einer Haltung zu gelangen. Und, ja, das war ein sehr schwieriger Prozess.

Erlangen rückt immer näher. Was plant die Hochschule Augsburg für den Comicsalon?Luo_S1_small
Wir werden wieder einen Stand haben, das aktuelle Strichnin Heft (und auch die älteren Ausgaben), das Keuner Heft, und erste Konzeptskizzen zu neuen Comicbeiträgen für Strichnin 6 präsentieren. Ebenfalls wird es wieder alle  Coverentwürfe für Strichnin 6 zu sehen geben und das Publikum kann die Entwürfe mit einem Punktesystem bewerten.

Und abschließend noch zu Ihnen. Sie arbeiten seit einiger Zeit an einen Comic namens "Das kleine Tier". Die ersten Seiten sind bereits online einsehbar, wann folgt der Rest und was behandelt die Geschichte?
Es geht in der Geschichte eigentlich um eine Auseinandersetzung mit einer Grundproblematik von Beziehungen: wie sehr kann man sich auf die andere Person einlassen, sein Leben teilen, ohne sich selbst zu verlieren? Ein junger Mann findet ein seltsames, kleines, schutzbedürftiges Wesen und beginnt sich darum zu kümmern. Doch die Situation verändert sich. Das Wesen wird größer, spricht, mischt sich ein, nimmt sich mehr Raum, wächst rasant, bekommt immer weiblichere Formen.
Beide Figuren durchlaufen dabei diverse Metamorphosen.
Die Story ist angelegt auf 5 Kapitel mit jeweils 10 Seiten plus einem Prolog und einem Epilog.
Im Februar 2013 hatte ich 3 Wochen Freizeit (weil ich Strichnin 5 nicht produziert, sondern auf 2014 verschoben habe), in denen das Konzept und die ersten 10 Seiten entstanden sind. Derzeit liegt das Projekt auf Eis, weil ich mich um Strichnin 5 und das Keuner Heft 2 gekümmert habe. Und für dieses Jahr stehen noch diverse andere Konzeptrealisierungen für die Hochschule an. Frühestens im nächsten Februar (2015) kann es weitergehen. Es wird also noch dauern.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

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Special vom: 26.05.2014
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Infos zum Comicmagazin
Vorwort aus Strichnin # 5
Leseprobe
Rezension
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