Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Empfehlungen von Jons Marek
«  ZurückIndex
elenderkriegAlle Jahre wieder stellt man sich die Frage, was man wohl zu Weihnachten verschenken soll. Was dürfte wohl dem lieben Verwandten gefallen und was lohnt sich da? Und was würde einen selber interessieren, damit man sich das liebevoll ausgesuchte Geschenk auch mal selber ausleihen kann? Comics sind immer eine gute Sache, aber auch da gilt es eine Auswahl zu treffen. Da geriert es sich zu dem luxuriösen Nachteil, dass unser aller geliebtes Medium immer mehr im Kommen ist, was sich auch in der Anzahl der Veröffentlichungen bemerkbar macht. Man hat also die Qual der Wahl und nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Was kann man also alles besorgen? Doch will man seinen Neffen, seiner Nichte, seinen Enkelkindern nur Unterhaltung bieten oder gleichzeitig was zum Nachdenken? Will man auch einen gewissen ernsthaften Anspruch unterbringen, ohne dass es natürlich allzu pädagogisch wird?

In diesem Jahr gab es mehrere herausragende Neuerscheinungen, aber ohne wirkliche Höhepunkte. Einige derjenigen sind die Publikationen zu den Gedenkfeiern zum Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Da gibt es einige neueren Datums, aber auch die Gesamtausgabe von „Elender Krieg“ von dem französischen Großmeister Jaques Tardi. Die Serie ist zwar nicht unbedingt neu, kam aber dieses Jahr als Gesamtausgabe neu auf den Markt. Insbesondere die Franzosen haben einen anderen Umgang und eine Gedenkkultur zu dem Ersten Weltkrieg. Ist der hierzulande etwas im Schatten des Zweiten Weltkrieges, sind die Auseinandersetzungen der Franzosen meist auf den ersten beschränkt. Nicht nur weil er so traumatisch war, sondern auch weil er  auf deren Territorium stattfand und bis heute landschaftliche Wunden gerissen hat. Zudem war es das Ende aller Großmachtbestrebungen. Und davon hat sich Frankreich trotz des Sieges nie richtig erholt.anyas_geist

Gänzlich anders gelagert ist „Anyas Geist“ aus dem für Mangas spezialisierten Verlag Tokyopop. Vordergründig handelt es hierbei um eine Geistergeschichte, ist aber auch eine düstere Parabel über die Ängste des Erwachsenwerdens und des Fremdfühlens. Wobei hier die Pubertät thematisiert wird. Die Entwicklung des eigenen Körpers führt zu einer Entfremdung von sich selbst und man muss nicht nur seine künftige Rolle in der Welt finden, sondern auch wer man ist. Da wird die sogenannte Peer-Group wichtig, das soziale Umfeld abseits der Familie. Anya fühlt sich mit sich selber nicht im reinen und möchte gerne mehr Freunde haben, lässt aber auch Minderwertigkeitskomplexe zu Tage treten. Das wird immer wieder unterschwellig thematisiert und auch wenn bei mir die Teenagerzeiten schon lange zurück liegen, gelingt es der Autorin dieses Gefühl nachvollziehbar zu gestalten. Jedenfalls ist dieses ein sehr guter Comic, der symbolisch gelagert ist und offenkundig viele Themen verarbeitet. Zunächst aber etwas was wohl jeder von sich behaupten kann: nämlich dazugehören zu wollen, beliebt und erfolgreich zu sein. So ist es eine schöne Verbindung zu einem Flaschengeist, der es anscheinend ermöglicht eben diese Ziele zu erlangen, da er hilfreich ist und gut, aber dann doch recht bald bedrohliche Schattenseiten auftreten. Es wird spannend und düster was den Charme und den Humor aber nicht schmälert. „Anyas Geist“ ist ein gelungenes Plädoyer dafür, einzigartig zu sein und es auch zu bleiben. Stilistisch erinnert es sehr an die ebenso herausragende Serie „Scott Pilgrim“. Da sehr unterschiedliche Stimmungen und Thematiken in einer nachvollziehbaren und spannenden Story untergebracht sind, ist diese schöne Graphic Novel sowohl für Teenies als auch für Erwachsene sehr gut geeignet.
«  ZurückIndex


Special vom: 21.12.2014
Autor dieses Specials: Jons Marek Schiemann
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Empfehlungen von Carsten
Empfehlungen von Petra
Empfehlungen von Christel
Empfehlungen von Christian
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>