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Interview mit DEAD ENDS-Autor Michel Decomain
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DEAD ENDS: Hervorragende Manga mit hohem Splatterquotienten

deadends

Kann ein Zombie weiter mit seiner lebenden Freundin … leben? Was geschieht am Set eines Zombiefilms, wenn sich während der Dreharbeiten tatsächlich die Untoten aus ihren Gräbern erheben? Wird die Bundesregierung die Überlebenden nach der Zombie-Apokalypse über das ZombieHilfsWerk versorgen? Gibt es einen selbst bestimmten Tod, wenn menschenfressende Untote die Welt bevölkern?

Dies (und einiges mehr) beantwortet Dead Ends in vier Geschichten von Michel Decomain (Demon Lord Camio), gezeichnet von Marika Herzog (Grimoire), David »Def« Füleki (78 Tage auf der Straße des Hasses), Caro Reich (Witchcraft, Inc.)und Martin Geier (Chicken King). „Dead Ends spielt nicht in der Continuity von Die Toten“, heißt es beim Zwerchfell Verlag, „aber Michels ganz eigene Sicht auf die Epidemie und die hervorragenden Manga der Zeichnerinnen und Zeichner haben uns überzeugt, diesen Sonderband zu produzieren. Der hohe Splatterquotient kam positiv dazu.“

Hallo Michel. Ein Künstlerteam, das zusammen an einem Comic arbeitet, ist ja eher selten. Erzähl mal. Wie entstand das Projekt bzw. das Team?
Ursprünglich war nur eine Zombie-Kurzgeschichte von mir mit Marika Herzog geplant. Das ist jetzt bestimmt schon fünf Jahre her, mitten in der Arbeit an Grimoire. Wir wollten eigentlich nur etwas kleines Eigenes zum Verkaufen auf Manga-Cons haben. Die Story Zombieherz war also der Anfang, aber weil sich über die Jahre noch ein paar weitere Ideen ansammelten, stand dann im Raum, eine Anthologie anzugehen und die Verlage nach ihrem Interesse abzuklappern.
Ein Hintergedanke war auch, dass es in der Manga-Verlagslandschaft jenseits der selbstverlegten Doujinshi derzeit kaum noch einen Platz für Kurzgeschichten gibt, weil Anthologieprojekte und Magazine nach und nach weggefallen sind. Dabei sind kürzere Projekte für einen Verlag ja eine super Sache, um neue Talente anzutesten, aber man muss eben einen Rahmen suchen, in dem so eine Anthologie auch für einen Verlag funktioniert. Letztendlich sind wir ja dann doch nicht mehr bei einem Manga Verlag gelandet, aber so sah der ursprüngliche Plan mal aus.
Für das Team habe ich einfach bei KünstlerInnen angefragt, die ich mir für einzelne Geschichten gut vorstellen konnte, ob sie Lust hätten mitzumachen, was glücklicherweise sehr gut funktioniert hat.

Schildere doch bitte mal das „Making of“ von Dead Ends? Wie muss man sich das ablauftechnisch vorstellen? deadends_zeichner
Im Wesentlichen bin ich jede Kurzgeschichte als einzelnes Projekt angegangen, habe also ein Skript geschrieben und dafür dann jemanden für die Umsetzung gesucht. Ursprünglich war noch eine zweite Autorin mit einer eigenen Geschichte an Bord. Das ließ sich dann aber terminlich leider nicht mehr regeln. Also musste ich auch die vierte Geschichte noch schnell schreiben. David Füleki hatte dafür schon Martin Geier vorgeschlagen, und ich konnte ihm Die Blechtrompete dann echt auf den Leib schneidern. Für Davids Geschichte war eigentlich jemand ganz anderes geplant, und mit dieser Zeichnerin hätte Zombie Movie komplett anders gewirkt. Aber da der Def ja eh alles kann, hab ich ihm einfach das Skript geschickt und mal machen lassen. Die Idee, auf einen real existierenden deutschen Zombiefilm Regisseur anzuspielen, der ebenfalls David heißt, kam auch von ihm.
Mein Glück war zudem, dass Martin da schon zugesagt hatte und Def sich dann richtig ins Zeug legte, weil er einen Heidenrespekt vor Martins Zeichenkünsten hat.
Mit Marika hab ich die Story zusammen entwickelt, weil uns die Idee ja schon ein paar Jahre beschäftigt, und mich dann sehr genau mit ihr abgestimmt. Wir waren dann auch auf Referenzfototour in Berlin und haben dann mal im Groben Unfug gefragt, ob wir ihren Laden in die Luft jagen dürfen. Tja ...
Carolin Reich hatte ich damals zuerst ein grobes Treatment für Familientag geschickt. Sie hatte mich kurz zuvor gefragt, ob ich nicht mal was für sie schreiben könnte. Das hat also perfekt gepasst. Caro ist ja eine unglaublich vielseitige Zeichnerin. Sie hatte auch noch ein paar gute Ideen für die Story, als das Skript dann fertig war, und das Ende der Geschichte wäre ohne ihren Input vermutlich ganz schöne Kacke gewesen ... Dann ging‘s an das Finden eines Verlages. Das hat sich irgendwie auch recht früh abgezeichnet: Caro hatte eine Konzeptzeichnung auf Twitter hochgeladen. Die hatte Stefan Dinter von Zwerchfell zufällig gesehen und gleich geschrieben, dass sie eigentlich auch mal was für Die Toten zeichnen sollte. Dann haben wir uns auf der Frankfurter Buchmesse 2012 verabredet, ich hab ihm die Dead Ends-Präsentationsmappe unter die Nase gehalten, und fünf Minuten später war die Sache im Kasten.

Und wie entstanden Deine Storyideen? Gab es bestimmte Inspirationen? Z. B.: Wird die Bundesregierung die Überlebenden nach der Zombieapokalypse über das ZombieHilfsWerk versorgen?
Tja, hoffentlich, ha ha! Leider sagen die gegenwärtigen Wahlprogramme ja nichts über Pläne zur Eindämmung von Zombie-Apokalypsen ... Ich glaube, das verbindende Element zwischen den Geschichten ist schon so was wie eine ironische Umkehr von Genre-Konventionen. In den meisten Geschichten heißt es ja immer: Wenn ich gebissen werde, erschießt mich! Lieber tot als untot! Das hab ich nie verstanden.
Ich stelle mir das Zombie-Dasein als sehr entspannt und idyllisch vor und würde mir daher auch wünschen, für den Fall der Fälle einfach in Ruhe davonschlurfen zu dürfen!
Jedenfalls verwischen die Geschichten etwas die Abgrenzung zwischen Zombies und Menschen. Wir erleben eine Geschichte aus dem Kopf eines Zombies, erfahren, wie man sich unter Untoten am besten tarnt, Zombies in das Familienleben integriert und dass es manchmal gar nicht so einfach ist, in einer Welt voller Untoten zu einem Zombie zu werden, selbst wenn man es darauf anlegt.
Letztendlich haben alle Geschichten nicht wirklich in die Kontinuität von Die Toten gepasst. Deswegen segelt das jetzt unter eigener Flagge, obwohl der Verlag im Buchdesign ja ein bisschen auf die lieben Kollegen angespielt hat. Die vier Geschichten sind auch nicht in sich auf Kontinuität angelegt, sondern sollten alle für sich funktionieren, ohne auf die anderen Geschichten oder ein gemeinsames Setting Rücksicht nehmen zu müssen.

Weiter geht es in ZACK # 189 …

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Special vom: 25.02.2015
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Paul Azaceta zu Outcast
Das Allerletzte
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