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Interview mit Paul Azaceta zu Outcast
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outcast

Mit seiner Bestseller-Zombie-Saga The Walking Dead gelang Autor Robert Kirkman einer der größten Erfolge der zeitgenössischen Creator-Owned-Bewegung im amerikanischen Comic, die den Kreativen die inhaltliche und rechtliche Kontrolle über ihre Arbeit sichert. Außerdem verhalf Kirkman den wandelnden Untoten mit seiner Serie, die längst in andere Medien exportiert wurde, quasi im Alleingang zu einem neuen Boom innerhalb der Popkultur.
Jetzt erscheint der erste Band von Kirkmans neuer eigenständiger Horror-Serie Outcast auf Deutsch bei Cross Cult. Zombies sucht man darin allerdings vergebens – Outcast dreht sich um Kyle Barnes, dessen Leben von dämonischen Heimsuchungen überschattet ist, ja, wenn nicht sogar zerstört wurde. Sein Leben als Ausgestoßener – als Outcast – in einem kleinen Nest in West Virginia findet jedoch ein jähes Ende, als Kyle vom örtlichen Priester, der die Kirchenkasse beim Pokern aufbessert, gebeten wird, beim Exzorzismus eines kleinen Jungen zu assistieren. Doch das ist nur der Anfang des nächsten finsteren Abschnitts in Kyles Leben mit viel zu viel Kontakt zur anderen Seite ...
Gezeichnet wird Kirkmans neuer Horror-Comic-Geniestreich, der sich im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich real anfühlt, von Paul Azaceta. Dieser stieg Ende der 1990er-Jahre als Layouter und Letterer für die US-Ausgaben japanischer Mangas ins Comic-Business ein.
Seit mehr als zehn Jahren ist er selbst als Zeichner aktiv und illustrierte für die großen US-Verlage bereits Titel wie Mike Mignolas und Joshua Dysarts B.U.A.P. 1946 in Geschichten aus dem Hellboy-Universum 1, Peter A. Davids Captain Marvel, Mark Sables Grounded, Ed Brubakers Daredevil, Frank Tieris Marvel Noir: Punisher, Mark Waids Spider-Man und Im Netz von Spider-Man, Seth Pecks X-Men sowie Northlanders und Conan der Barbar von Brian Wood.
Im Interview spricht der in Bayonne, New Jersey, lebende Mr. Azaceta über katholischen Horror, die Macht der Realität und die geplante TV-Adaption von Outcast.

kirkman_azacetaHallo Paul. Eine neue Horror-Comicserie mit The Walking Dead-Schöpfer und Zombiekönig Robert Kirkman – überwiegt da die Freude oder der Druck?
Da ist definitiv Freude, von Druck kann nicht die Rede sein. Zumindest ist da kein künstlich aufgebauter, denn natürlich versuche ich immer, mein Bestes zu geben, und mache mir selbst stets gehörigen Druck, um gute Arbeit abzuliefern. Also bin ich Outcast genauso angegangen, wie alle anderen Titel, an denen ich bisher gearbeitet habe. Hoffentlich mit etwas mehr Bedacht als beim Comic davor.

Erzählst Du uns, wie Du zum Zeichner von Outcast wurdest?
Robert hat mich gewissermaßen aus dem Nichts heraus angemailt und gefragt, ob ich Interesse hätte. Tatsächlich kannten wir einander seit Jahren. Wir waren keine engen Freunde oder etwas in der Art, aber wir waren fraglos in denselben Kreisen unterwegs. Ich weiß noch, wie ich mich über seinen Erfolg gefreut habe, als The Walking Dead wie eine Bombe eingeschlagen ist und er für jeden zu Mr. Kirkman wurde.

Was war Dein erster Gedanke, als er Dir angeboten hat, mit ihm an einem Comic über Exorzismus zusammenzuarbeiten?
Für mich klang es grandios. Ich liebe Horror und wollte schon seit einer ganzen Weile einen Horror-Comic machen. Ich war immer der Meinung, dass das Horror-Genre im Comic noch viele Themenbereiche bietet, die nicht angegangen wurden, und dass bloß wenige Leute es bisher ausnutzten, was Comics hier herausholen können. Außerdem wurde ich katholisch erzogen, weshalb das Thema Exorzismus einen speziellen Platz in meinem Herzen hat und für mich besonders furchteinflößend ist.

Hast Du andere Exorzismusstoffe als Inspiration für Dein Artwork genutzt?
Abgesehen vom Offensichtlichen, dem klassischen Friedkin-Film Der Exorzist, habe ich mir in der Tat die Zeit genommen und eine Menge Horrorfilme angeschaut. Ich habe mehrere meiner Lieblingsfilme analysiert, um herauszufinden, warum sie unheimlich sind. Was hatte der Regisseur getan oder unterlassen, um eine Szene gruselig zu machen oder sie mit Schrecken zu füllen? Ich erinnere mich daran, ein paar Notizen gemacht und einige Richtlinien niedergeschrieben zu haben, auf die ich mich beim Zeichnen der Serie beziehen konnte.

Der Schlüssel zu wirklich gutem Horror wie in Outcast ist das realistische Feeling der Umgebung und der Menschen darin. Wie erzeugst Du das als Zeichner?
Alles basiert auf der realen Welt. Mir haben immer diejenigen Dinge am meisten Angst eingejagt, die den Eindruck erweckten, sie könnten tatsächlich geschehen. Dinge, die dem echten Leben so nahe waren, dass man sich vorstellen konnte, mit nur einem Schritt in die falsche Richtung etwas absolut Furchteinflößendem gegenüberzustehen. Robert ließ mir einige Bücher zukommen, damit ich mich mit West Virginia vertraut machte, und mithilfe von Google versuchte ich, mir einen Überblick über das Gebiet zu verschaffen. Ich habe viel Zeit darauf verwendet, jede Szene so anzulegen, dass sie ins echte West Virginia passt, damit die eingestreuten schaurigen Elemente dem Leser noch mehr in die Eingeweide fahren.

Wie entsteht eigentlich ein Kapitel von Outcast?
Erst mal lese ich das Manuskript, sobald ich es in Händen halte.
Manchmal auch zweimal. Ich versuche wirklich, mich in die Geschichte hineinzuversetzen und sie mir bildlich vorzustellen, während ich von Seite zu Seite wandere. Anschließend fange ich an, kleine Skizzen zu erstellen und die Seite in Panels umzubrechen. So versuche ich herauszufinden, was am meisten Platz braucht und welche Informationen für den Leser wichtig sind. Danach beginne ich mit dem Zeichnen der Seiten. Ich durchforste meine Bücher oder recherchiere im Internet, um sicherzustellen, dass das Setting authentisch erscheint. Ich vergewissere mich, dass die Figuren die gewünschten Emotionen vermitteln. Dann folgt mein Lieblingsschritt: das Tuschen. Hier geht es darum, all die Emotionen und das Storytelling aus der Layout-Phase fortzuführen und Licht und Schatten hinzuzufügen. Es wird dem Ganzen die Atmosphäre verliehen, die nötig ist, um dem Leser die Geschichte schmackhaft zu machen.

Weiter geht es in ZACK # 189 …

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Special vom: 25.02.2015
Autor dieses Specials: Christian Endres
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit DEAD ENDS-Autor Michel Decomain
Das Allerletzte
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