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BerndIch bin ... für Karikaturen

Es war eine latente Gefahr, eine Gefahr, die viele nicht sehen wollten oder auch nicht realisieren konnten. Wie sollte es denn bloß möglich sein, dass Karikaturisten in Europa von Terroristen angegriffen würden? Das konnte und wollte auch ich mir einfach nicht ausmalen. Und doch ist genau das passiert.

Der Anschlag auf Charlie Hebdo ist in vielerlei Hinsicht ein Anschlag auf unsere Freiheit. Natürlich in erster Linie auf die Pressefreiheit und die Freiheit der Karikaturen, den Finger in die Wunde zu legen. Es ist aber auch ein Anschlag auf unsere Freiheit zu Denken und diese Gedanken vor dem Staat geheim zu halten.
Mit Schaudern habe ich kurze Zeit nach dem Anschlag die News gelesen, dass nun die Vorratsdatenspeicherung wieder im Gespräch ist. Die NSA speichert noch nicht ausreichend Daten von uns, nun wollen die deutschen Politiker auch noch zusätzlich ran.

Nicht zu vergessen, ist der Anschlag auf die Freiheit, all die zu unterstützen, die es viel schlechter haben als wir. Denn die fürchterliche Tat in Paris wird all denen, die Pegida hinterherhecheln, einen enormen Auftrieb geben. Deren Argument, dass die Islamisierung gefährlich sei, wird nun neuen Zulauf bekommen.

Ja, all dies macht mir Angst. Mehr Angst als der Anschlag selbst. Denn unsere Werte und unsere Freiheit sind in Gefahr. Werte, für die unsere Vorfahren gekämpft haben. Werte, für die auch die Karikaturisten von Charlie Hebdo gekämpft haben. Eine Freiheit, die so selbstverständlich war und nun fast selbstverständlich immer mehr erodiert.

Es ist meiner Meinung nach extrem wichtig, dass wir uns nicht durch die schlimmen Taten in Paris davon abbringen lassen, unsere Freiheiten wahrzunehmen und zu leben. Natürlich müssen wir weiterhin Flüchtlingen helfen. Und wir sollten weiterhin Karikaturen – auch und gerade über Mohammed – veröffentlichen.

Die Politiker sollten aber auch nicht reflexartig unsere Freiheiten weiter beschneiden, um die Sicherheit vermeintlich zu erhöhen. Es kann nicht sein, dass wir immer mehr durchleuchtet werden. Vielmehr sollte dafür gesorgt werden, dass eine Radikalisierung erst gar nicht stattfinden kann. Das funktioniert nur, wenn eine Ausgrenzung vermieden wird und wenn denen, die zu uns kommen, unsere Werte vermittelt werden. Vielleicht wäre das eine Aufgabe, die auch Comicautoren in der Zukunft angehen könnten.

Das würde jedenfalls mehr helfen, als eine bloße Zurschaustellung von Solidarität beim Gedenkmarsch in Paris. Denn die hat mich persönlich eher angewidert.
Die meisten Politiker dürften vor dem Attentat noch nicht einmal gewusst haben, wer oder was Charlie Hebdo ist. Ob ihnen Karikaturen überhaupt gefallen, das lasse ich mal dahingestellt. Und ob sie deren Botschaft verstanden haben, ist eine weitere gute Frage.

Ihr seid anderer Meinung? Dann schreibt mir doch an
bernd.glasstetter@splashcomics.de

Euer Bernd
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Special vom: 25.02.2015
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit DEAD ENDS-Autor Michel Decomain
Interview mit Paul Azaceta zu Outcast
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