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Cyann - Tochter der Sterne
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François Bourgeon gehört sicherlich nicht zu den produktivsten Künstlern seiner Zunft. Gerade einmal vier Serien füllen sein Portfolio: Britta und Colin, wo nur die ersten beiden Bände unter der Regie von Bourgeon entstanden sind, die mehrfach prämierte Serie Reisende im Wind, Die Gefährten der Dämmerung, alle in den 1980er Jahren beim Carlsen Verlag erschienen, und Cyann – Tochter der Sterne, von der die ersten vier Bände zwischen 1994 und 2007 vom Hamburger Verlag veröffentlicht wurden.
Seit 2009 haben die drei Hauptserien von Bourgeon – Reisende im Wind, Die Gefährten der Dämmerung sowie Cyann - Tochter der Sterne – im Splitter Verlag eine neue Heimat gefunden. Hier werden sie nun in wohlfeilen Ausgaben, teilweise mit separatem Druck, im Hardcover herausgegeben. Wobei sowohl von Cyann als auch mit Das Mädchen vom Bois-Caïman – eine Fortsetzung der Reisende im Wind Saga – auch neues Material präsentiert wird. In die Kategorie neues Material fällt auch der sechste und abschließende Band der Cyann Serie – Die sanfte Dämmerung von Aldalarann – der im April erscheinen soll. Damit liegt dann auch der zweite, abschließende Zyklus um die schöne Olsimar-Frau auf Deutsch vor.
Es ist sehr bemerkenswert und ein Zeichen der großen Beliebtheit von Bourgeons Arbeiten, dass es für die Leser der Geschichten völlig egal ist, wie lange sie auf das nächste Album warten müssen. Seine Arbeiten sind geprägt von genauen Recherchen, sodass ein neues Album schon mal ein paar Jahre braucht. Leser und Kritikern honorieren die Authentizität der Comics gleichermaßen, denn ausnahmslos jede seiner neuen Arbeiten wird von beiden Seiten hoch gefeiert. Starkes Team
Bei Cyann arbeitet Bourgeon, wie auch schon bei Britta und Colin, mit einem Szenaristen zusammen. Mit seinem Freund Claude Lacroix fand er den kongenialen Partner mit der nötigen Erfahrung im Science-Fiction Bereich, um einen so umfänglichen Plot, wie er sich im Cyann-Universum offenlegt, im Griff und vor allem im Überblick zu behalten.sechs_monde

Claude Lacroix wurde 1944 in Frankreich geboren. Er hatte seine Arbeitsschwerpunkte zunächst im journalistischen Bereich und war für wissenschaftliche Magazine tätig. Aber in den 1970er Jahren widmete er sich mehr und mehr dem Zeichnen von Comics – vor allem humoristischen Geschichten. Ein großer Erfolg wurde die Comicserie L‘homme au chapeau mou (dt.: Der Mann mit dem weichen Hut, veröffentlicht in der Zeitschrift Schwermetall).Laut Bourgeon war es auch Lacroix, der die Idee zu Cyann hatte. Für den ausgewiesenen Fachmann von Science-Fiction-Geschichten muss die Vorstellung, eine eigene Welt zu erschaffen, ein Hochgenuss gewesen sein.
Wie viel den beiden Künstlern an der Ausarbeitung ihrer Welt liegt, lässt sich leicht am Umfang der jeweiligen Alben erkennen. Das herkömmliche Albumformat von 48 oder maximal 64 Seiten reicht den Künstlern nicht aus. Sie unterwerfen ihre Ideen nicht einer herkömmlichen Albumlänge, sondern räumen ihrer Geschichte eben so viel Platz ein, wie sie ihrer Meinung nach braucht. So wurde der Comicroman Reisende im Wind, denn es handelt sich unbestritten um eine komplexe Saga, noch im klassischen Format von je 48 Seiten vorgelegt. Bei der Trilogie Gefährten der Dämmerung wurde dieser Rahmen im dritten Band – Das Fest– aufgegeben, und es entstand ein Werk von 144 Seiten. Beim Cyann-Zyklus aber variiert der Umfang von Anfang an ganz erheblich. Zwischen 48 und 144 Seiten Umfang haben die sechs Alben. Je nachdem, wie viel ein Plot benötigt. Start mit Schwierigkeiten
Dass aus François Bourgeon einmal ein genialer Zeichner und Geschichtenerzähler werden würde, war zunächst nicht absehbar. Ein paar hastig hingekritzelte, nachgezeichnete Panels in Schulbüchern und eine Leidenschaft für Motorsport können nicht als optimaler Start in eine Comickarriere bezeichnet werden. Und in der Tat schien der Lebensweg des 1945 in Paris geborenen Sohns eines Journalisten ganz anderen künstlerischen Ausdrucksformen vorbehalten zu sein. Es war die Malerei und das Handwerk im Allgemeinen, die ihn nach dem Abschluss seiner Schulzeit anzogen. Den Umweg über eine zweijährige Weiterbildung an einer privaten Zeichenschule nahm er sicherlich nur in Kauf, weil er ein großes Ziel vor Augen hatte: der Besuch einer Kunsthochschule. Dieser blieb ihm trotz mehrfachen Bewerbens aber zunächst verwehrt. So besann sich der junge Künstler auf seine zweite Leidenschaft, das Handwerk, und absolvierte zunächst ein Praktikum bei einem Zimmermann. In dieser Zeit lernte er die Glasmalerei kennen, die aus seiner Sicht seine beiden Vorlieben, das Malen und das Handwerk, miteinander verband. Er bewarb sich erneut an der Kunsthochschule, diesmal mit dem Schwerpunkt Glasmalerei, und wurde angenommen.
Schnell musste Bourgeon aber erfahren, dass er als Glasmaler niemals genügend Geld für sich verdienen konnte. In dieser Situation, die dem jungen Künstler wie eine Sackgasse vorgekommen sein muss, kam eine helfende Hand, die ihn auf den Weg des Erfolges führte. Über eine Freundin erhielt Bourgeon 1971 Kontakt zum Mädchenmagazin Lisette, das dringend einen Illustrator suchte. Bourgeon lieferte und die Redaktion war zufrieden. Im selben Jahr wurden so seine ersten Zeichnungen veröffentlicht. Im Wesentlichen handelte es sich um Illustrationen zu Märchen und Sagen. Mehr und mehr, ab dem Februar 1972, wurden aus den einzelnen Illustrationen ganze Comicgeschichten, stets nach den Texten eines der Redakteure.
Als Lisette eingestellt wurde und Bourgeon arbeitssuchend war, blieb eine Vorstellung beim Magazin Pilote zunächst erfolglos.
Stattdessen hielt er sich weiterhin mit Auftragsarbeiten über Wasser, etwa für Djin, ein Comicmagazin, das sich ebenfalls an Mädchen wendete. Im Laufe der Zeit bekam er dort immer mehr Aufträge und durfte eigene Ideen entwickeln.
In dieser Zeit kam auch der Kontakt zu Robert Génin zustande. Bourgeon sollte zusammen mit Génin eine eigene Serie konzipieren.
Es entstand die Serie Magica, die noch unter dem größeren Einfluss von Génin entstand. Bereits nach sechs Folgen war allerdings Schluss.
Aber schon die zweite Serie Britta und Colin fand die Beachtung, die dann auch den späteren Ruhm von Bourgeon auf den Weg brachte.
Mit dieser ersten großen Serie begann er seinen Stil zu finden und seine in der Vergangenheit angesiedelte Thematik heraufzubeschwören. Und der Erfolg blieb nicht aus. Die Serie lief auch als Album höchst erfolgreich. Bis Mitte des Jahres 1980 war Bourgeon für die zeichnerische Umsetzung von Britta und Colin verantwortlich, bevor er den Zeichenstift an seinen Kollegen Didier Convard weitergab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bourgeon mit seiner großen Erfolgsserie Reisende im Wind bereits begonnen.

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Special vom: 25.03.2015
Autor dieses Specials: Bernd Hinrichs
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Interview mit Volker Hamann und Matthias Hofmann
Das Allerletzte
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