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Eine Lektion in UrheberrechtBernd

Das Urheberrecht ist eigentlich eine ganz einfache Angelegenheit: Habe ich etwas von Wert geschaffen, habe ich das Recht zu entscheiden, wo und wie mein Werk veröffentlicht wird. Das gilt für Texte (ob Ihr es glaubt oder nicht, auch dieser Text ist ein Werk!), Fotos, Grafiken, Filme und natürlich auch für Comics. Das ist zugegeben eine vereinfachte Darstellung, aber was genau unter die berühmte „Schöpfungshöhe“ fällt, füllt ganze Artikel und würde hier zu weit gehen.

Ich will mal behaupten, dass sich diejenigen, die ernsthaft zeichnerisch tätig sind, ein solches Werk geschaffen haben.
Egal, ob er nun seit 60 Jahren seinem Tagwerk nachgeht oder aber erst seit zwei Wochen. Das Urheberrecht beschützt ihn und sein Schaffen. Also, ich finde das toll.

Und dann gibt es die Leser. Nein, sagen wir es mal so: Die Fans unter den Lesern.
Die Hardcore-Fans genauer gesagt. Diese Fans konsumieren die Comics. Sie identifizieren sich mit ihnen. Sie leben mit ihnen. Über die Jahre hinweg kann fast schon eine Abhängigkeit daraus entstehen, bei manchen eine Hysterie. Ja, Fan sein, das hat sehr wohl etwas mit Fanatismus zu tun und Fanatismus durchaus auch etwas mit Abhängigkeit.
Der Abhängige will immer mehr haben. Immer mehr vom guten Stoff dieses Comics.
Er lechzt danach, er vergöttert den Zeichner und will oftmals nicht so richtig verstehen, wenn dieser Zeichner damit so gar nichts anfangen kann. Wie oft habe ich fast schon verängstigt wirkende Zeichner gesehen, die herausgezerrt aus ihren Ateliers, aus ihrer gewohnten Umgebung, auf Messen den Massen ausgesetzt sind. Okay, okay, es gibt auch diejenigen, die da ganz offen mit umgehen und sich höchstens hinter den Kulissen auf den Fingernägeln rumkauen. Aber ich weiche vom Thema ab.

Ungläubig staune ich, wenn gestandene Mannsbilder in fortgeschrittenem Alter zu sabbernden Teenies werden, weil ihr alterndes Idol doch noch einmal vor ihnen sitzt. Oder weil auf einmal eine Enzyklopädie veröffentlicht werden soll, die prall gefüllt ist mit seinen Zeichnungen. Die hat doch so schöne Bilder. Es ist alles alter Stoff, aber die Verpackung ist sooooooo toll. Das muss man doch haben. Der Künstler hat „Nein“ zu der Verpackung gesagt? Ach, ist doch egal, die Bilder sind soooooo schööööööön.

Erde an Mannsbilder: Die Bilder können noch so schön sein, wenn der Künstler es nicht will, dass diese Verpackung erscheint, dann akzeptiert es. Dann ist die Illusion eben verflogen, die Realität erreicht. Dann hat der Meister seinen Padawanen die Lichtschwerter entrissen. Es ist sein gutes Recht.

Ich oute mich jetzt mal. Mit so einem Fanatismus kann ich nichts anfangen. Ich staple meine Comics, ich verpacke sie nicht in Klarsichtfolie, um einen Mint-Zustand zu erhalten. Ich lese sie, ich zerknittere sie, ich nehme sie mit aufs Klo. Denn das ist deren Bestimmung. Comics wollen gelesen werden. Sie sind kein Sammlerobjekt. Sie brauchen die freie Wildbahn. Und sie brauchen einen Künstler, der einfach mal sein Recht und damit seine eigenen Interessen durchsetzt. Jawollja.

Ihr wollt mich doch vom Fanatismus überzeugen und mir ein rotes Lichtschwert in die Hand drücken? Dann schreibt doch an die bernd.glasstetter@splashcomics.de
Euer Bernd
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Special vom: 28.05.2015
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
Grandville: Zwischen James Bond und Sherlock Holmes
Die Artillerie: Ein Porträt des Künstlerateliers
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