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Asterix – der Weltenbummler
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Asterix_und_ObelixDas gallische Volk entstammt ja bekanntermaßen der keltischen Zivilisation, die ein nomadisches Leben führte. Kein Wunder, dass auch Asterix oft das Fernweh packt und er fremde Länder und Regionen erkundet. Inspiration holten sich Albert Uderzo und René Goscinny häufig durch ihre eigenen Reisen. So finden sich zum Beispiel die privaten Erfahrungen ihrer Korsikareise im Band „Asterix auf Korsika“ wieder. Besonders das Museum von Aléria, das einen Stadtplan aus der Zeit von  Asterix zeigt, faszinierte  die beiden sehr. Trotz strengstem Fotoverbot lenkte Goscinny den Museumswärter ab und so kam Uderzo an das heißersehnte Foto des Stadtplans. Für das Asterix-Album baute er dann die Stadt  wieder mit dem Stift auf und so erhielt Asterix die Möglichkeit, Korsika zu erkunden.

Aber wie heißt es doch: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Gutes gibt es in Belgien, was zu Asterix’ Zeiten ein Teil von Gallien war, allerdings für Majestix’ Geschmack viel zu viel. Cäsar tituliert nämlich die Belgier als die mutigsten aller Gallier.
Das kann Majestix natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schickt unsere Helden in Band 22 ins Land der guten Pommes, wo sie ihre Ehre verteidigen sollen. Apropos Pommes und berühmt – diese  Errungenschaft ist gar nicht belgischen  Ursprungs. Der Asterix-Kenner weiß: Der Druide Spürnix hat sie im Band „Asterix und die Goten“ erfunden.

Dass der große Bruder Frankreich sich mit dem kleinen Bruder Belgien messen muss, ist sonnenklar. So muss das sein in einer Nachbarschaft. Und da wären wir schon beim nächsten Nachbar: Deutschland. Natürlich wurde auch zu Zeiten Asterix’ die Grenze zu Deutschland wachsam beäugt. Im Band „Asterix und die Goten“ überqueren allerdings alle ständig die Grenze: Gallier gehen zu den Goten und umgekehrt, die Goten kommen aus Gallien zurück – und umgekehrt-, falsche Römer erobern Germanien, echte Gallier überqueren die Grenze, um nach Gallien zu gehen usw. Und so sind  bald die fleißigsten römischen Wachsoldaten mit ihrem Latein am Ende! Kein Wunder, dass sich viele für so etwas wie ein Europa ohne Grenzen stark machen – Asterix hat es ja schließlich vorgemacht.

Rmer_SeilspringenWeg von den Grenzen, auf in die exotische Welt – immer der Nase nach! So könnte das Motto für „Asterix und Kleopatra“ geheißen haben. Es geht ins Land der Pharaonen, zur der Dame mit der schönsten Nase: Kleopatra. Dass die Herrscherin von Ägypten keinen guten Charakter hat, das ist allerdings auch bekannt. Das architektonische geprägte Abenteuer unserer Helden gibt ihnen jedoch die Gelegenheit, bestimmte Orte zu besuchen, die heute noch zu den schönsten der Erde zählen: die Sphinx (da erfährt man, warum sie ihre Nase verloren hat – noch eine Nasengeschichte), das äußere der Pyramiden, das Innere der Pyramiden, Luxor, Alexandria  usw. Inspiriert wurde Uderzo bei diesem  Band durch den 1962 gedrehten Film „Cleopatra“ mit Liz Taylor in der Hauptrolle. Das Titelbild des Albums ist eine Anlehnung an das Filmplakat. Selbst die Anmerkung auf dem Titel („ein großes Abenteuer in vielen bunten Bildern“) parodiert den Film.

Ein eher sprachliches Unterfangen erwartet Asterix, als er seinen britischen Vetter Teefax im Kampf gegen die Römer zur Hilfe eilt. Die langen Jahre, die René Goscinny in den Vereinigten Staaten verbracht hat, haben aus ihm einen perfekten Zweisprachler gemacht.
Viele Erinnerungen kamen ihm wieder in den Sinn, als es darum ging, das Szenario von „Asterix bei den Briten“ zu schreiben. Die englischen Übersetzer von Asterix haben dann die sehr „britischen“ Ausdrücke in ein extrem archaisches, gepflegtes Englisch übersetzt. So konnte auch der Engländer über sich selbst lachen. Übrigens: Bei allen Bänden bekamen Goscinny und Uderzo viele Hinweise von den Lesern, die ihnen erklärten, sie hätten von Land und Leute nichts verstanden. Nur bei diesem Band kam keine einzige Reaktion: Die Engländer haben eben Humor.

Griechenland hat hundert Völker und tausend Ufer, sagt man….. Erst von unseren Helden durchquert („Asterix bei den  Olympischen Spielen“) und später überflogen („Asterix  im Morgenland“), gab dieses historische Land Albert Uderzo die  Möglichkeit, prachtvolle Architekturen zu zeichnen: Piräus, die Akropolis, Athenes Tempel, den Parthenon, Olympia, dazu alle Monumente, von denen manche zum Glück bis in die heutige Zeit überlebt haben.
Neben den herrlichen Bauwerken nutzten die beiden Autoren bei den Olympischen Spielen auch die Möglichkeit, uns einige Charakterzüge des typisch gallischen Sportzuschauers zu zeigen, die bei heutigen Sportanhängern glücklicherweise „völlig“ verschwunden sind: Die Unaufrichtigkeit, den Hurra-Patriotismus, sogar ein Hauch von Fremdenfeindlichkeit. Für Asterix’ mittelmäßiges Ergebnis beim Rennen gibt es nämlich ganz einfache Erklärungen: Der Schwierigkeitsgrad der Arena, das harte Klima, die Höhenluft, die Ernährung und natürlich das Verhalten des Publikums – nee, ist klar.

Piraten_Schiffbruch

Eine weitere Reise unserer Gallier führt Asterix & Co ins Land von Rioja, Flamenco & Chorizo. Asterix’ Reise nach Hispanien wird schließlich von Pepe, dem Sohn von Costa y Bravo, ziemlich gut zusammenfasst. Überlassen wir ihm das Wort: „Mein Papa ist der stärkste Papa der Welt, und dieser Blödian Julius Cäsar hat Angst vor meinem Papa und um  meinem  Papa Angst zu machen, hat dieser Blödian Julius Cäsar mich nach Gallien schleppen lassen, aber das hindert meinen Papa bestimmt nicht daran, diesen Blödian Julius Cäsar zu verdreschen!“ Na, wenn das kein Grund ist, dass sich unsere gallischen Freunde zu den Hispaniern gesellen, um ein paar Backpfeifen mehr zu verteilen.

Nachdem unsere Freunde das an Gallien grenzende Europa besucht haben, wagen sie sich auch nach und nach in noch fernere Gebiete: Phönizien, Judäa, Indien… um nur einige  zu nennen. Und wieder waren die Erfahrungen der privaten Reisen Uderzos  äußerst inspirierend. Für die Odyssee reiste er mit seiner Frau und Gilberte (der Witwe von René Goscinny) nach Jerusalem. Er besuchte jede Menge Museen und fotografierte, was  das Zeug hielt. Das Album ist voller Referenzen von Fotos, die auf dieser Reise basieren (z.B. das Löwentor). Zu Asterix’ Zeiten waren die Neue Welt und Atlantis noch unbekannte Gebiete und wurden, wie man den in den Asterix-Bänden „Die große Überfahrt“ und „Obelix auf Kreuzfahrt“ erfährt, natürlich auch von den Galliern entdeckt. In Amerika angekommen Freunden Asterix & Co sich mit dem  Hohepriester Guanchott und dem geschwätzigen Indianerhäuptling an, der gern „Guruguru“ und „Wauwau“ mag. Bei der Entdeckung Atlantis gibt es fürs geübte Gallierauge wieder viele versteckte Anspielungen: die fliegenden Kühe deuten auf die Pastorale Symphonie von Beethoven hin, der Palast von Guanchott ist einer Abbildung des Palastes von Knossos in einem Geschichtsbuch entlehnt und Cäsars Galeere stammt ebenfalls aus der vom Autor angelegten Dokumentation.

Alles in allem haben Asterix und seine Gefährten viele Länder und Kulturen erkundet und große Abenteuer bestanden. Doch wen einmal das Reisefieber gepackt hat, den lässt  es nicht mehr los – hoffentlich, denn  wir warten gespannt auf weitere weltweite Gallierabenteuer.

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Special vom: 22.10.2015
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Asterix - Lebenslauf
Der Erfolg hat zwei Väter – René Goscinny & Albert Uderzo
Ein starkes Team: Ferrix und Conradix
Rezension Asterix 36
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