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BerndPokémon-Sucht

Meine Frau schüttelt inzwischen nur noch ungläubig mit dem Kopf. Mein Sohn hingegen schaut bewundernd aufs Display meines Handys. Ja, ich spiele Pokémon Go. Dabei habe ich früher immer wieder gesagt, dass diese Pokémon der größte Mist der Weltgeschichte sind.
Das hatte vor allem mit der Fernsehserie zu tun. Immer wieder der gleiche Plot, immer wieder die gleich inszenierten Kämpfe mit gefühlt stundenlangen Kampfrufen.
Es ist einfach eine Serie zum Zweck des Verkaufs möglichst vieler Sammelkarten und Spiele. Eine Gelddruck- Maschine ohne besondere Seele.

Und doch weiß ich inzwischen, was ein Blitza ist und was er kann. Ich sammle die Pokémons, ich gebe sie an den Professor weiter (auch wenn ich nicht weiß, wer das eigentlich sein soll), ich kämpfe in Arenen. Immerhin sind die Kämpfe besser animiert als in der Serie an sich. Und dann habe ich festgestellt, dass mein Sohn mehr über Pokémon weiß als über so manch anderes Fach in der Schule.

Was mich aber besonders erstaunt hat: Ich bin als Erwachsener lange nicht alleine.
Bei meinen Touren durch Waldshut bin ich anderen Erwachsenen begegnet, die Blutzuks und Co. fingen und mit denen ich ins Gespräch kam. Das ist dann auch das interessanteste Phänomen des Spiels: Man kommt auf einmal mit wildfremden Menschen in Kontakt. Es ist eben kein einsames Konsolenspiel, es hat eine soziale Komponente. Ich unterhielt mich mit diesen Menschen aber nicht nur über Pokémon, sondern auch über Comics und Superhelden. Niantic hat es also geschafft, generationenübergreifend ein Spiel zu schaffen, das Fans von Comics zusammenbringt. Das ist wirklich positiv.

Andererseits sehe ich sehr wohl die Gefahren des Spiels. Insbesondere mache ich mir Sorgen über all die Daten, die Niantic über die Spieler sammelt. Es sind in erster Linie Bewegungsdaten: Wo befinde ich mich zu welcher Zeit? Und natürlich die Information, wie oft und wie lange ich das Spiel gespielt habe. Es stellt sich schnell die Frage, was wohl passieren würde, wenn diese Daten zugänglich gemacht werden könnten. Immerhin wurden bereits Spieler ausgeraubt, weil Räuber an Pokéstops auf sie gewartet hatten, und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Hinzu kommt sicherlich, dass die Akkus der Handys immer schnell leer werden, denn Pokémon Go zieht kräftig Strom. Ein schlauer Kopf hat errechnet, dass Power-User alle 200 Tage einen neuen Akku für ihr Handy brauchen werden. Die Powerbank-Industrie freut es, denn die Zusatzakkus werden immer beliebter.

Derweil bin ich bei Level 21, habe einen Aquana mit 1.676 Wettkampfpunkten und kämpfe in Arenen. Oder vielleicht auch mit meinem Verstand, wer weiß das schon. Seid ihr auch soweit?

Dann schreibt mir doch an die bernd.glasstetter@splashcomics.de
Euer Bernd
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Special vom: 21.09.2016
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F.W. Tempel
Ein Blick auf beängstigende Städte
Interview mit Andreas Martens
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