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Zebra Newsletter 36
ZEBRA-Newsletter # 36  (Juli 2018)

Camping-Freuden
Hauptattraktion des 18. Internationalen Comic-Salons Erlangen 2018 (kurz ICSE 18) Ende Mai/Anfang Juni waren die mobilen Hallen, in denen die Verlags-. Hochschul-, Künstler- und Händler-Stände untergebracht waren.
Schon lange vor der Veranstaltung wurde in den sogenannten sozialen Medien über Machbarkeit, Genehmigung, Durchführung, Logistik, Kosten und Unterhaltungswert des Arrangements diskutiert, kurz vor dem Salon wurden Bilder von Anfahrt und Aufbau der temporären Gebäude gepostet.
Angesichts der Aufmerksamkeit, die der Unterbringung der Messe geschenkt worden war, vermisste man auf dem Salon selbst Führungen zu den Klimaanlagen und Stromgeneratoren, PowerPoint-Vorträge zum Versorgungs- und Sicherheitskonzept oder Workshops zum Überleben im bayrischen Hinterland.
Umtriebige Insider glaubten jedenfalls in Erlangen ein gewisses Angoulême-Flair gespürt zu haben, da der große französische Salon sich Ende jeden Januars immer als Zeltstadt inszeniert, wenn auch deutlich kälter als im Erlanger Sommer, mit größeren Niederschlagsmengen und ein paar Besuchern mehr.
Trotzdem hat der ICSE inzwischen längst den Anschluss an internationale Events von Renommee gefunden, wie man spätestens dieses Jahr an den Taschenkontrollen und Leibesvisitationen beim Einlass erkennen konnte.

Nicht nur wegen der geänderten Lokalitäten irrten diesmal sogar langjährige Erlangen-Besucher benommen durch die Innenstadt, sondern auch wegen des umfangreichen Programms, das wieder so üppig war, dass man öfters nicht wusste, wo man (zuerst) hingehen sollte.
Man konnte fast alles über die digitale Comicproduktion erfahren und sich über die Preise für Hard- und Software ärgern.
Es gab Präsentationen und (Selbst)Darstellungen etablierter und neuer Künstler. Man konnte Originale in- und ausländischer Zeichner bewundern und den Terminkalender des kanadischen Wunderknaben Jeff Lemire (Der Unterwasserschweißer) bestaunen. Es gab Ausstellungen im Schlosspark, im Laubengang des Stadtmuseums, im Keller des Kunstpalais', in der Garderobe des E-Werks und an anderen lustigen Stellen.
Und eine Podiumsdiskussion über die schillernde Vielfalt der Comicszene entwickelte sich zu einer Trauerfeier, als verbreitet wurde, wer inzwischen alles gestorben ist. Demnach sind Blogs tot, Foren sind tot und Facebook ist angeblich auch tot. Die Kommunikation der Szene läuft jetzt, wie es hieß, über Twitter, Instagram und Tumblr. Das heißt, wahrscheinlich liest diesen Newsletter auch niemand außer ein paar tausend Bots, die das Netz durchsuchen, nach Schlüsselwörtern wie "originell", "gewitzt", "anspruchsvoll", "Comics" oder "Zebra".

Einen Volltreffer landeten sie damit auf jeden Fall bei der Bernd-Pfarr-Ausstellung "Der Welt die Realität austreiben". Dementsprechend war auf dem Salon unsere ZEBRA-Ausgabe 14, mit Comic von Volker Reiche und Bernd Pfarr, besonders gefragt. ZEBRA-Repräsentant Rudolph Perez, der bei Gringo in Halle A signierte, hatte wohlweislich eine ausreichende Anzahl der Nummer 14 mitgenommen.

ZEBRA-Mitarbeiter haben dieses Mal keinen Preis gewonnen, aber Zeichner-vom-Rhein-Kollegin Sarah Burrini erhielt den Max und Moritz-Preis in der Kategorie Bester deutschsprachiger Comicstrip für "Das Leben ist kein Ponyhof".

Wie man hörte, gab es auch einen inoffiziellen "Preis für den besten Fan", der in Form eines Albums mit Originalzeichnungen von 48 Künstlern an Konzeptsammler Tilman Stieve verliehen wurde.

Und passend zur Erlanger Sonder-Schau „Reportage-Comics“ kann man einen 13teiligen Beinah-Live-Bericht der ZEBRA-Crew über Vorbereitung, Teilnahme und Fazit für den, an dem und des Salons auf der Zebra-Comics-Webseite verfolgen.

Abb. 1. Salon-Info

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Kurort mit freiwilliger Arbeit
Wenn dem gestressten Comiczeichner beim Einlass zu einer Veranstaltung seine Erklärung "Ich bin Künstler" mit einem fröhlichen "Herzlichen Glückwunsch" quittiert wird, fühlt er sich gleich gut aufgehoben.
So geschehen auf der Comiciade Aachen, die am 14./15. April 2018 zum dritten Mal stattfand, und wo ZEBRA-Mitbegründer Rudolph Perez erneut am Stand des ICOM (Interessenverband Comic e. V.) signierte.
Die ersten beiden Male war das Event noch im Foyer des gediegenen Kunsttempels "Ludwig Forum" angesiedelt, aber die Cosplayer und anderen Comicfans waren eventuell zu aufregend gewesen für das seriöse Museumspersonal, so dass die Comiciade dieses Jahr ein paar hundert Meter weiter in "Halle 60" umzog.

Die neue Örtlichkeit, ein Schmuckstück früher Industrie-Architektur mit hohen schmalen Fenstern und partiellem Glasdach, bot Platz für fast hundert Verlags-, Künstler- und Händlertische, während Vorträge und Workshops in Zelte auf dem Vorplatz des Gebäudes ausgelagert waren.  

Neben Lokalprominenz wie Willi Blöß (Comic-Biografien) und Ulrich Schröder (Donald Duck) waren auch viele nationale und internationale Starzeichner zugegen wie Timo Wuerz (Aaron und Baruch), Hermann (Comanche) und Vicki Scott (Peanuts).

Aus dem ZEBRA-Angebot war besonders unser Sammelband mit den Comiczeichner-Erlebnissen gefragt ("Als ich nicht gefunden hab, was ich suchte, habe ich diesen Band gekauft!") Während die meisten Käufer sich nach zunehmend amüsiertem Blättern zum Erwerb entschieden, hatte ein Kunde kaum in das Buch hineingeschaut. Er hat es wahrscheinlich tatsächlich wegen des Titels gekauft.

Und auch für Ausstellungsliebhaber war auf der Veranstaltung gesorgt, mit einer Batman-Portrait-Präsentation von unüblichen Batman-Zeichnern, darunter ZEBRA-14-Mitarbeiter Ulf K., (Neue Geschichten von Vater und Sohn) und Natacha-Schöpfer François Walthéry.

Bei dem ganzen schönen Ambiente wunderte es einen schon gar nicht mehr, dass der Besucherandrang groß und das Wetter gut war. Beste Voraussetzungen also, ein angenehmes Wochenende zu verbringen. Man musste nur aufpassen, dass man seine Gedanken nicht in die Historie schweifen ließ, als der "Alte Schlachthof" noch blutigeren Beschäftigungen vorbehalten war. Zum Glück hatte auf der Comiciade niemand eine Schwarzlichtlampe dabei.

Abb. 2. Fledermaus-Mann


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Tradition
Während man vor dem Eingang zur Stadthalle Köln-Mülheim in der langen Schlange der Wartenden, die fast bis zum Rhein reichte, noch ergebnislos diskutierte, ob gutes Wetter schlecht fürs Geschäft sei, tauschten im Innern des Gebäudes einige Händler schon eifrig seltene Comics gegen Sonnenschutzcreme Faktor 30 bis 50. Denn da die alten Stellwände, in deren Schatten die letzten gefühlten hundert Kölner Comic-Messen stattfanden, ausgedient hatten und den Weg alles Irdischen gegangen waren, war das Foyer durchflutet von kräftiger Mai-Sonne. Währenddessen war man in der Halle, deren schwere Fenstervorhänge einen wahrscheinlich auch bei einer Explosion des maroden Kernkraftwerks im nahegelegenen belgischen Tihange schützen würden, vor natürlicher Beleuchtung relativ sicher.

Trotzdem füllte sich der Saal scheinbar langsamer als sonst mit dem gewohnt breiten Spektrum des zahlenden Publikums, vom Sammler samt unvermeidlicher Suchliste über Familien, bei denen Kinder die Eltern oder Eltern die Kinder mitschleppten, bis zum Talentscout, der seine Visitenkarte schneller zückte. als man "Total Buy-Out" sagen konnte.
Auch einige Schülerinnen und Schüler von Hogwarts hatten sich anscheinend aufgrund eines falschen Zauberspruchs auf die Comic-Messe verirrt.

Rudolph Perez saß wieder bei den Zeichnern vom Rhein, deren Runde nach längerer Zeit mal wieder von Gründungsmitglied David Malambré bereichert wurde.
Man suchte und fand teilweise das Gespräch mit den Fans, zeichnete Skizzen in dicke Signierbücher. erwarb in Angebots-Pausen Stücke für die heimische Sammlung und fachsimpelte mit Kollegen über Kolorierungs-Techniken, über Marketing-Tricks (beispielsweise Frühwerke von einem selbst im Ramsch billig zu erstehen, um sie am eigenen Stand mit Signatur des Zeichners teuer weiter zu verkaufen) oder über neue geplante oder - noch häufiger - über bereits in den Sand gesetzte Projekte.

Abb. 3. Dominik & Jan

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Autobiografie Teil 8
ZEBRA-Herausgeber Georg K. Berres hat wieder in seiner Erinnerungs-Kiste gekramt und eine Episode aus der Kindheit hervorgeholt. Stellvertretend für sich und seinen Bruder schickt er erneut die beiden fiktiven Jungs Dominik und Jan los. Diesmal zum Geburtstag von Opa Karl-Heinz. Der besitzt ein Aquarium. Kaum ist der Kuchen gegessen, wird zwischen Zierfischen und Algen nach einem versunkenen Goldschatz getaucht. So lange bis die Wohnung schwimmt und Opa entnervt das Handtuch wirft.
Die Story „Dominik und Jan tauchen unter“ - kongenial illustriert von Tom Eigenhufe - sollte man unbedingt nachlesen in der Bilderbuchzeitschrift GECKO Nr. 65 (Mai / Juni 2018) <www.gecko-kinderzeitschrift.de>


Follower
Kaum zu glauben, aber es stimmt: jetzt hat sogar unser ZEBRA-Faktotum, Lagerist und Archivar W.P.Berres seinen eigenen Fan-Club.
Im Kölner Hauptbahnhof, wo man schon immer auf ansässige und durchreisende seltsame Gestalten jedweder Couleur trifft, wurde Berres jüngst in der Comic-Abteilung der Bahnhofsbuchhandlung von einem seriös wirkenden Herrn angesprochen: "Sind Sie nicht der Indexer der Sprechblase?"  
Als unser Mitarbeiter bestätigte, dass er den Inhalt der Comicfachzeitschrift Die Sprechblase auswertet und in einem online-Register auf der Sprechblase-Website publiziert, sagte der Mann: "Sie machen einen wunderbaren Job!"
Wir rätseln zwar noch, ob der Fan meinte, Literaturerschließung sei eine interessante, anspruchsvolle Aufgabe (die er vielleicht selbst gerne machen würde), oder ob er meinte, dass Berres seine Arbeit exzellent erledigt, aber wir gönnen unserem Kollegen natürlich jede Anerkennung - sei sie nun real oder nicht. 


Special vom: 31.07.2018
Autor dieses Specials: Werner Berres
Kategorie: Zebra Newsletter
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