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Comic-Besprechung - Edgar Allen Poes Geister der Toten

Geschichten:
Edgar Allan Poes Geister der Toten
Autor: Edgar Allan Poe, Richard Corben, Zeichner: Richard Corben, Colorist: Richard Corben, Beth Corben Reed


Story:
Die Geister der Toten suchen auch ihre Verwandten heim. Und oft wollen sie Rache. Sei es nun Morella die ihren Mann quälen will, ein Rabe der des Nachts in das Haus kommt oder die Schatten der von Kriegern getöteten Männer.


Meinung:
Richard Corben meldet sich zurück mit seinem ganz eigenen unverwechselbaren Stil. Dieser ist bekanntlich von einer eindrucksvollen Plastizität obwohl die Figuren manchmal sehr gedrungen wirken und er dazu neigt die Mimik in Grimassen ausarten zu lassen. Aber das wird mehr als Wett gemacht durch seine Art Atmosphäre zu erzeugen.

Was natürlich hervorragend zu dem vorliegenden Band passt, der rein aus Comicadaptionen von Kurzgeschichten des amerikanischen Meisters Edgar Allen Poe besteht. Alle Umsetzungen sind in deutscher Erstveröffentlichung erhältlich. Auch wenn es alles auf Poe basiert, kann es sich Corben in einem Panel nicht verkneifen, einen anderen Großmeister des Horror, nämlich H. P. Lovecraft, zu zitieren indem die Protagnisten Morella eine Beschwörungsformel für Cthulu ruft. Aber zunächst ist einmal die Auswahl der Geschichten auffällig. Neben einigen der üblichen Verdächtigen wie etwa Der Fall der Hauses Usher, Lebendig begraben, Die Morde in der Rue Morgue, Die Maske des Roten Todes und Der Rabe fehlen einige der klassischen Horrorgeschichten wie etwa Die schwarze Katze oder Das verräterische Herz. Stattdessen werden hier auch einige unbekanntere Geschichten verarbeitet, die teilweise sogar auf reinen Gedichten basieren (z.B. Die Stadt im Meer und Die Schlafende) und so Corben einen großen Handlungsspielraum für die Adaption ermöglicht. Generell ist sein Umgang mit dem Ursprungsstoff sehr frei und es werden die Schwerpunkte vom psychologischen Grusel auf handfesteren Horror gelegt. Schließlich muss in einem Comic etwas gezeigt werden und es funktioniert dann nicht wie in den Erzählungen mit Andeutungen oder psychologischen Interpretationen zu arbeiten.

Durch die freie Gestaltung kommen einem etwa die unbekannteren Geschichten nicht näher, da sich Corben generell von dem Ursprung entfernt. Es ist ja kaum bekannt, das die Gruselgeschichten von Poe den geringsten Teil seines Oeuvres einnahmen, sondern er auch sehr viele Gedichte geschrieben hatte, ein begnadeter Satiriker und genauer Gesellschaftsbeobachter war, sowie den modernen Kriminalroman und insbesondere den Privatdetektiv mit seiner Figur Dupin erfunden hat (der wiederum Sir Arthur Conan Doyle zu seiner Schöpfung Sherlock Holmes inspirierte). Eine Neuentdeckung Poes gelingt Corben also leider nicht, sondern drückt den Geschichten seinen eigenen Stempel auf. Was auch schon eine Leistung ist.

Manche seiner Adaptionen haben mit dem Ursprung kaum noch etwas zu tun wie etwa Der Rabe. Der Untergang des Hauses Usher wird aller Andeutungen auf den Inzest enthoben, sondern expliziter als Poe es hätte schreiben können, aber auch auf die Action reduziert, wobei es aber mehr überrascht, das in diesen düsteren Stoff durch einen Running Gag mit dem angestoßenen Kopf auch etwas Humor eingebracht wird. Leider ist vor allem Die Maske des roten Todes sehr enttäuschend. Corben hat sich ja nie gescheut auch deftige Erotik einzubauen. So erwartet man diese in einer solchen Geschichte, in der sich reiche und mächtige auf einer tagelangen Party vergnügen während um  sie herum der Tod seine Ernte hält. Aber gerade diese Geschichte ist sehr einfallslos ausgefallen. Das hätte durchaus inspirierter sein können.

Zudem stört die Hinzunahme eines Charakters der wie der Cryptkeeper aus der TV-Serie Geschichten aus der Gruft fungiert und immer schon Bestandteil der Horrorcomics war. Vielleicht ist das eine Reminiszenz an Corbens Anfangstage als er für den Warren-Verlag Geschichten zeichnete. Diese Figur sorgt für einige süffisante Kommentare und Humor, ist aber ein Fremdkörper und überflüssig. Als ob Corben sich nicht auf die Stärke der Poe-Geschichten verlassen wollte.

So hat er den Horroranteil deutlich erhöht und setzt auf Effekte und eklige Bilder, wobei es vor allem die schaurige Atmosphäre ist die hier den Reiz ausmacht. Als Poe-Adaptionen fallen die Geschichten dann manchmal etwas zweifelhaft bis enttäuschend aus, als Horrorgeschichten von Richard Corben sind sie gut.

Fazit:
Corben nimmt manchmal nur die Grundlagen der Poe-Geschichten und Gedichte und macht aus ihnen handfesten Horror, wobei es vor allem die durch die Zeichnungen geschaffene Atmosphäre ist welche überzeugt. Als Adaptionen gibt es aber auch manche Enttäuschungen.

Edgar Allen Poes Geister der Toten - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Edgar Allen Poes Geister der Toten

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 29,80

ISBN 10:
3958391451

ISBN 13:
978-3958391451

216 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Atmosphäre
  • auch Gedichtadaptionen
  • unkonventionelle Auswahl der Geschichten
Negativ aufgefallen
  • mehr handfester Horror denn Psychologie
  • teilweise enttäuschendes Ergebnis
  • Figur wie der Cryptkeeper
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 22.08.2015
Kategorie: Rezensionen
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