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Comic-Besprechung - Tag X Band 1: Wer ermordete den Präsidenten?

Geschichten:

Der Tag X Band 1: Wer ermordete den Präsidenten? (Jour J - Qui a tué le président?)
Autor: Fred Duval, Jean-Pierre Pécau, Zeichner: Colin Wilson



Story:
Am 22. November 1973 wird der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in Dallas vor den Augen der Weltöffentlichkeit umgebracht. Doch wer steckt hinter diesem Attentat? Wer hat Richard Nixon auf dem Gewissen?

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Es war eine der größten Überraschungen dieses Jahr, als bekannt wurde, das Panini neben amerikanischen Comics und japanischen Mangas jetzt auch frankobelgische Alben herausbringen würde. Damit schloss der Verlag eine Art Lücke in ihrem Angebot. Und mischt seitdem in einem ohnehin stark umkämpften Marktbereich mit.

Das anfängliche Lineup ist dabei durchaus interessant. So wird neben der von Don Lawrence gezeichneten Serie "Trigan" unter anderem auch "Tag X" herausgebracht. Hierbei handelt es sich um eine von Fred Duval und Jean-Pierre Pècau erdachte Reihe, in der auf ein bestimmtes Datum in der Geschichte eingegangen wird. Nur, dass dieses komplett anders stattfand, als man es kennt. Es ist eine Alternate History, wie der Fachbegriff lautet. Dabei wird jeder einzelne Band von unterschiedlichen Künstlerin illustriert.

Für den ersten Band wurde Colin Wilson angeheuert, der bereits vielen Comicfans bekannt sein dürfte. Der Künstler ist seit 1980 aktiv und zeichnete sowohl europäische als auch amerikanische Comics. Berühmt ist er vor allem durch seine Zeichnungen in der weltbekannten "Blueberry"-Reihe geworden. Aber ebenso steuerte er auch Illustrationen zu "Rocketeer" oder "2000 AD" bei.

Fred Duval ist geborener Franzose. Seit den 90er Jahren ist er als Comickünstler und Comicautor bekannt. Seine Reihen sind zum Beispiel "Wayne Redlake", "Travis" und "Hauteville House".

Jean-Pierre Pècau wurde in Paris geboren und wuchs in Saint-Ouen auf. Ab den 1980er Jahren verschrieb er sich vor allem den Rollenspielen und konzipierte und erschuf bald sogar selber eins. Ebenso widmete er sich dem Schreiben von Comicgeschichten. Zu seinen Werken gehören unter anderem die Serien "Nash" oder "Die Geheimnisse der Archonten".

Der 22. November 1973: US-Präsident Nixon ist auf Wahltour in Dallas. Gleichzeitig laufen jedoch die Vorbereitungen für ein Attentat auf ihn. Die Gründe dafür liegen in der Vergangenheit. Und zwar im Vietnam-Krieg, der unter seiner Regentschaft eskalierte. Und so beschließen einige Kräfte, ihn aus dem Weg zu räumen. Und der Soldat "Frenchie" ist ihr Werkzeug dafür.

Zugegeben, die Inhaltsangabe liest sich nach wenig Plot. Doch wenn man den Band durchliest, merkt man, dass es den Autoren vor allem darum geht, ein Abbild eines alternativen Amerikas zu präsentieren, als eine Art Comicversion, die Philip K. Dicks »Das Orakel vom Berge« nahekommt. Und so wird zwischen den Vorbereitungen fürs Attentat, eines Überblicks über die Entwicklung der USA unter Nixons Regentschaft und der Geschichte von Frenchie hin- und hergewechselt. Wodurch die Story verschachtelt, aber immer noch übersichtlich daherkommt.

Dabei sind die jeweiligen Übergänge fließend. In dem einen Moment befindet man sich noch in der Gegenwart, nur um darauffolgenden Panel auf ein Mal eine Rückblende zu lesen, was zuvor geschehen ist. Hierbei dient die Handlungsebene mit der Vorbereitung fürs Attentat viele Male zum Stichwortgeber, für eine Erklärung, wie es zu bestimmten Situationen kommen konnte.

Das hätte durchaus verwirrend geraten können. Doch das Gegenteil ist der Fall: Man verliert nie den Überblick, wann man sich befindet. Stets achtet das Kreativteam darauf, dass das eindeutig ist. Sei es dadurch, das Jahreszahlen erwähnt werden, oder dass Szenen auftauchen, in denen Personen vertreten sind, die mit der Haupthandlung nichts zu tun haben.

Auf diese Weise entsteht das Bild eines Amerikas, dass unter Nixon vielmehr einem Unrechtsstaat gleicht. Um sich die Macht zu sichern und über mehrere Amtszeiten hinweg regieren zu können, wagt der Präsident sogar einen Atomangriff auf die chinesische Grenze zu Vietnam. Und wer in den USA selbst eine andere Meinung hat als er, der wird ausgeschaltet. Da werden Hippies niedergeknüppelt oder abgeschossen, und irgendwie wird das in der Presse nicht erwähnt oder als Unfall abgetan.

Es ist ein gruseliges Bild, dass da gezeigt wird. Und doch eins, das passt. Die Autoren haben sich hier nicht aus den Fingern gesogen. Wenn man sich mit Nixons Amtszeit beschäftigt, dann fällt auf, dass es gewisse Parallelen zur realen Geschichte gibt. So wurde der sogenannte Drogenpapst Timothy Leary von Nixon einst selbst als schlimmster Feind Amerikas überhaupt bezeichnet. Und von da ist es nur einen Schritt weiter, ihn in den Comics aus den Weg räumen zu lassen und das als Selbstverschulden darzustellen.

Man weiß in diesem Band nicht, wem man trauen kann. Denn auch Frenchie, der Soldat selbst, hat Dreck am Stecken. Er wird von dem Kreativteam als arrogant und eingebildet dargestellt, als ein wütendes Tier, das jederzeit bei einer falschen Bemerkung austickt. Nein, er ist kein Sympathieträger. Ebenso wenig, wie die Drahtzieher hinter der Verschwörung.

All das sorgt dafür, dass man diesen Fall, diese Ereignisse, mit einer gewissen Distanz betrachten kann. Und dabei wird man entdecken, wie gut dem Kreativteam diese Geschichte gelungen ist. Denn man stellt sich die Frage, ob die Tat des Attentäters wirklich »Gut« ist, obwohl er selbst eindeutig nicht »Gut« ist? Wird am Ende wirklich alles besser wird? Die Autoren machen Andeutungen, die das Gegenteil befürchten lassen. Sie verweigern dem Leser dadurch ein Happy End und eine klare Antwort, was dem Album sehr gut tut.

Ganz großartig sind natürlich die Illustrationen von Colin Wilson. Teilweise fühlt man sich bei seinen Zeichnungen an Eduardo Risso erinnert. Vor allem was die Vielfahlt der Körperfiguren angeht. Bei ihm sind Menschen nicht einfach nur fett. Es gibt unterschiedliche Arten der Dickleibigkeit, die er darstellt. Manche Figur wirkt teilweise nur stämmig, während andere wirklich einen enormen Leibesumfang besitzen. Die Welt, in der die Geschichte stattfindet, wird von ihm als grimmig dargestellt. Seine Figuren haben immer wieder kleinere Makel, die diesen Eindruck unterstützen. Diese düstere Darstellung wird außerdem zusätzlich durch die Kolorierung von Jean-Paul Fernandez hervorgehoben.

Der Auftakt zu der neuen Albenserie von Panini ist gelungen. Es ist ein "Klassiker" und erhält den "Splashhit".


Fazit:
»Tag X 1: Wer ermordete den Präsidenten?« ist ein hervorragender Auftakt zu der Albenreihe, die bei Panini herauskommen wird. Das Kreativteam von Fred Duval, Jean-Pierre Pècau und Colin Wilson leistet super Arbeit. Sie stellen ein alternatives Amerika dar, das unter der Regentschaft von Nixon sich zu einem Unrechtstaat gewandelt hat. Dabei sind die Attentäter auch keine strahlenden Helden, sondern haben ebenfalls Dreck am Stecken. Und das Ende? Die Autoren verweigern dem Leser ein Happy End und eine Antwort auf die Frage, ob das Attentat wirklich gerechtfertigt ist, da die Drahtzieher eben deutlich Dreck am Stecken haben. Diese düstere und dreckige Realität wird von dem Zeichner Wilson mit dem Koloristen Jean-Paul Fernandez hervorragend dargestellt.

Tag X Band 1: Wer ermordete den Präsidenten? - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Tag X Band 1: Wer ermordete den Präsidenten?

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Panini

Preis:
€ 13,99

ISBN 13:
978-3-95798-450-0

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Düstere Alternate History
  • Kein Happy End
  • Keine strahlenden Helden
  • Gelungen dreckige und düstere Zeichnungen von Colin Wilson
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
3
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 08.10.2015
Kategorie: Tag X
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