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Comic-Besprechung - Goldorak

Geschichten:

Goldorak

Autor: Denis Bajram, Xavier Dorison (nach Gō Nagai)

Zeichner: Denis Bajram, Brice Cossu, Alexis Sentenac

Kolorist: Yoann Guillo

Übersetzerin: Swantje Baumgart



Story:

Die Erde wird bereits zum zweiten Mal von den Truppen der Vega vom Planeten Stykades mit gigantischen Kriegsrobotern angegriffen. Beim ersten Mal wurde die Erde von Actarus, dem Prinzen des Planeten Euphor, mit Hilfe des Roboters Goldorak gerettet. Doch Actarus ist untergetaucht, Goldorak verschollen, so sehen die Truppen des „Großen Strategen” ihre Chance, durch die Eroberung Japans eine neue Heimat zu finden, da ihr eigener Planet zerstört wurde. Japan bekommt eine siebentägige Gnadenfrist, bevor ein Vernichtungskrieg beginnen soll — doch der japanische General Ota weiß mehr über das Verschwinden Actarus’, und so kommt Goldorak wieder ins Spiel…



Meinung:

Der Knesebeck Verlag hat hier ein durchaus ungewöhnliches Werk zur deutschen Veröffentlichung gebracht. In einer einerseits in dieser Mannschaftsstärke unüblichen, und andererseits (auch dadurch) sehr zeitaufwändigen Bearbeitung haben sich fünf große französische Comicautoren daran gesetzt, einen rund fünfzig Jahre alten Manga/Anime-Stoff weiter zu erzählen, der ihnen allen aus ihrer Kindheit in den siebziger Jahren in Erinnerung geblieben ist und sie irgendwie nicht mehr losgelassen hat. Ich selbst kannte die Mangaserie nicht, und auch nicht die Anime, von der in Deutschland offensichtlich nur einige Episoden im Kino liefen und danach auf Videokassette veröffentlicht wurden, von der man wohl inzwischen auch (Raub-)Kopien als DVD bekommen kann. In Frankreich jedoch war die Serie in den siebziger und achtziger Jahren ein großer Erfolg bei den meist jugendlichen Fans, auch wenn sie bei Erwachsenen und Behörden — wie in Deutschland — aufgrund der Gewaltdarstellungen sehr kritisch betrachtet wurde, wobei in Frankreich und anderen Ländern die Veröffentlichung allerdings nicht behindert wurde. Es erschienen mehrere Serien mit Alben, zuletzt 2017 sogar im Manga-Format.

Doch ich wurde allein schon durch die illustre Liste der beteiligten Künstler auf diese Veröffentlichung aufmerksam, denn sie allesamt kennt man auch in Deutschland durch ihre zahlreichen, meist bei Splitter erschienenen Titel. Da wäre zum einen der Autor Xavier Dorison mit Heiligtum, Long John Silver, Prophet, Das Schloss der Tiere, Undertaker, W.E.S.T., Aristophania, 1629, oder Das dritte Testament, einem Portfolio, das viel Science Fiction enthält, aber auch Western und Abenteuergeschichten. Dann sein Co-Autor Denis Bajram, der sehr viel Science Fiction schreibt und zeichnet, wie zum Beispiel: Cryozone, Death Experience oder Universal War One. Brice Cossu, der neben der Funny/Science-Fiction-Serie „Frnck”, auch sonst im Fantasy/Abenteuer-Genre zu Gange ist wie in Die Kriege von Arran oder Carthago Adventures. Und schließlich Alexis Sentenac mit Siberia 56 (Science Fiction) oder Die Legende der Drachenritter (Fantasy). Sie alle „passen” zu diesem Stoff, müssen nicht genrefremd arbeiten, sind vielleicht wirklich bereits als Kinder durch diesen und ähnliche Stoffe geprägt worden und haben so ihre Vorlieben entwickelt, wenn nicht gar hierdurch inspiriert ihre Berufswahl getroffen. Und nun machen sie sich daran, die Geschichte weiter zu spinnen und zu einem neuen Ende zu bringen — mit dem Sieg der Erde war die Geschichte zwar bereits beendet, doch sie haben einen guten Aufhänger gefunden, um weiterzumachen: die ewige Geschichte vom unterlegenen Gegner, der seine Schmach ausgleichen will, aber diesmal alles in einem irgendwie humanitären Setting: die Stykader sind inzwischen stark dezimiert und absolut verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Heimstatt. Das gibt auch unserem Helden die Möglichkeit, in einem Handlungsdreher ebenfalls sehr „menschlich” zu agieren und den Blickwinkel von den Kriegshandlungen, die die gesamte Story beherrschen, ein wenig abzulenken. Doch im Mittelpunkt steht die unglaubliche Feuerkraft des Riesenroboters, und auch den Autoren gelingt es nicht, dies zu ändern, man hat fast den Eindruck, Goldorak selbst gibt die Storyführung vor: der Plot twistet ein zweites Mal, und wieder wird gekämpft und geballert.

Und wie alle Superheldengeschichten — denn um solch eine handelt es sich hier — ist auch diese sehr eindimensional. Japan wird von Außerirdischen angegriffen, und die ganze Welt schaut zu, keiner greift ein. Natürlich, ein Japaner schreibt ein Manga für Japaner, da steht Japan im Mittelpunkt — ist bei den US-amerikanischen Serien ja umgekehrt auch nicht anders. Aber eben: eindimensional. Dann reduziert sich eine Invasion auf den Kampf von zwei Kriegsrobotern miteinander (und ein paar Jagdraumschiffen mit, zugegeben, beachtlichen Eigenschaften), und (wörtlich) Millionen Menschen sterben — und das wird kaum gewürdigt, aber man macht sich größte Sorgen, wenn einer der Piloten verletzt wird. Sehr rührend, sehr viel Drama, sehr pompös — sehr siebziger Jahre. Obwohl, ähnliche Stoffe werden auch heute noch geschrieben, doch das Team um Fabien Vehlmann zum Beispiel hat mit „Le Dernier Atlas” gezeigt, wie man so einen Riesenroboter etwas geschickter in Szene setzen kann.

Zeichnerisch wiederum ist dies eindeutig als franko-belgische Produktion zu erkennen. Der feine Strich, die Kolorierung, die Charakterisierungen und Gesichter, die Bildaufteilung und alles andere kommen eindeutig aus der europäischen Schule, hier ist im Prinzip nicht zu erkennen, dass ein Manga die Vorlage war. Lediglich die Handlung, die Namen und das gesamte Flair der Produktion sind eng mit dem Original verbunden, dies wohl vor allem auch als Huldigung an den Originalautor Gō Nagai, den man vorher natürlich um Erlaubnis gebeten und der auch sein OK gegeben hatte. Wobei dann die Einteilung in insgesamt elf Kapitel mit entsprechenden Vorsatzseiten irgendwie sehr stark an US-amerikanische Heftchenveröffentlichungen erinnert, aber doch auch wieder an Mangas — insgesamt eine Mischung aus allem.

Ein weiteres Kuriosum stellen übrigens auch die Namen der Charaktere dar. Während in den internationalen Veröffentlichungen einige der Namen angepasst worden waren (warum auch immer) und die Serien selbst in den USA z.B. „Grendizer” hieß, haben sich die Autoren diesmal dazu entschieden, sämtlichst die japanischen Originalnamen zu verwenden. Das kann den deutschen Lesern herzlich egal sein (die kennen die Serie vermutlich nicht), doch ich Frage mich, wie das in Frankreich angenommen wurde? Zumindest in deutschen Pressetexten hat dies jedoch zu einiger Verwirrung beigetragen. Doch in Frankreich gab es bereits mehrere Auflagen des Buchs, darunter bereits drei Vorzugsausgaben in immer stattlicheren Ausstattungen. Chapeau!

Das Buch erscheint bei uns in einer sehr schönen Hardcoverausgabe in einem leicht verkleinerten Albumformat, mit einem immens interessanten dreißigseitigen Dossier, in dem sehr viele Bildbeispiele die aufwendige Bearbeitung dokumentieren aber auch kommentieren, was ungemein spannend ist. Die Autoren haben zweifellos das umgesetzt, was sie beabsichtigt hatten, die Dokumentation zeigt dies ganz deutlich, doch ich hatte ehrlich gesagt etwas mehr erwartet, eher eine moderne Umsetzung des Stoffes, vielleicht sogar ein wenig weg von Goldorak als Zentrum der Handlung. Doch gerade bei diesem Titel (!) war das natürlich ein wenig blauäugig oder sogar völlig abwegig, das gebe ich zu. Deshalb kann ich nur raten: greifen sie selbst einmal zu diesem Buch und lassen sich entführen in die Manege der Riesenroboter, die die Welt vor einer außerirdischen Invasion retten: zumindest für Genrefans dürfte dies ein Fest werden.



Fazit:

Ein interessantes und ambitioniertes Projekt einer Riege großer franko-belgischer Autoren und Zeichner, um dieses (zumindest in Frankreich) beinahe schon legendäre Manga in neuem Stil weiterzuführen und ihm zu huldigen. Für Freunde und Fans von Robotern sicher eine Bereicherung, doch man muss mit dem in diesem Genre üblichen, eindimensionalen Stoff rechnen. 



Goldorak - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Goldorak

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Knesebeck Verlag

Preis:
€ 22,00

ISBN 10:
395728757X

ISBN 13:
978-3957287571

168 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Für Roboterfans ein Muss!
Negativ aufgefallen
  • Der Stoff ist ein bisschen eindimensional.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 18.06.2024
Kategorie: Alben
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