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Comic-Besprechung - Fly me to the Moon

Geschichten:

Fly me to the Moon

Autorin und Zeichnerin: Frauke Berger



Story:

Nachdem die Erde komplett von Wassermassen überflutet wurde (die im Übrigen immer noch weiter steigen), hat ein Großteil der Menschheit den Planeten verlassen — nur ein Mädchen, bzw. eher eine junge Frau, wartet noch auf den letzten Shuttle zum Mond. Sie hat sich mit Robotern umgeben, die sie aus den Fluten gerettet hat. Mit dem neuesten von ihnen macht sie sich auf eine Expedition in die Tiefen auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Wasserhölle, nachdem die Fähre nicht mehr zu kommen scheint.



Meinung:

Frauke Berger hat hier ein modernes Märchen, oder eine Parabel, vorgelegt, das für mich nicht leicht zugänglich war. Die Ausgangssituation ist eine Science-Fiction-Geschichte, auf die man sich einlassen muss, die dann aber gut funktionieren kann. Man hat Ähnliches bereits im Film „Waterworld” mit Kevin Costner gesehen: eine total überflutete Welt, in der die letzten verbleibenden Menschen (oder Überlebenden) versuchen, klarzukommen, so gut es eben geht. Hier wie dort werden die Ursachen für diese Katastrophe nicht genannt — das ist in diesem Genre legitim, wenn nicht sogar notwendig, denn schließlich ist der Stoff Fantasy und nicht Physikunterricht. Und doch beginnt Frauke Berger sehr schnell, ihren Stoff mit klassischen Märchenelementen und Bildern oder Eindrücken aus Kinderbüchern zu verweben, die mir den Zugang nicht wirklich erleichtert haben: Es gibt einen Mann im Mond, der die Erde besucht hat. Die Menschheit flieht auf den Mond, um dort zu leben — tatsächlich? Die „Turmstädte” genannten Behausungen sind nicht wirklich Türme, sondern aufeinander gestapelte Häuschen — wie soll das gehen? Denn dies ist ja eindeutig kein Kinderbuch mit Einzelillustrationen, sondern ein Comic mit sequentiellen Bildern, bei dem man eine gewisse Stringenz in der Erzählung und somit auch eine Konsequenz, wenn nicht gar inhaltliche „Logik” in der Handlungsabfolge erwarten würde. Und die ich auch erwartet hatte — mein Fehler — denn es stellt sich heraus: die Story ist eher eine Parabel, zusammengesetzt aus Traumsequenzen, Erinnerungen und Wunschbildern, die auf einem langen Weg hin zur eigentlichen Botschaft der Geschichte führen sollen. Um nicht zu spoilern, kann ich diese jetzt hier nicht verraten, doch der Weg dorthin ist kompliziert und ich zumindest wurde immer wieder dadurch abgelenkt, dass Dinge geschehen sind, die so (physikalisch) nicht funktionieren, ohne dass (für mich) eindeutig genug gezeigt wurde, dass das in dieser Gedankenwelt durchaus so sein soll. Es war verwirrend. Wobei mir auch die Zeichnungen nicht wirklich helfen konnten. Denn während die ersten sieben, ganz unterschiedlich langen, Kapitel des Buches in einem sehr realitätsnahen Stil, mit feinem Stroh und einer gelungenen Kolorierung gezeichnet sind, wechselt Frauke Berger für ihr letztes und längstes Kapitel den Stil radikal, ohne das dies durch den Inhalt erklärt würde oder erklärbar wäre. Jetzt verwendet sie eine zeichnerische Darstellung ohne Randlinien, mit oftmals an den Kubismus erinnernden Formen (bei einigen Figuren), und auch in einer veränderten Farbgebung. Die dargestellte Handlung wird abstrakter, und die Autorin verliert sich meiner Meinung nach sehr schnell darin, die Figuren in einigen Szenen sich auflösen zu lassen — was zum Schluss alles erklärt wird, doch wie gesagt: der Weg dorthin ist ein wenig beschwerlich. Und zum Ende hin erinnerte mich das letzte Kapitel des Buches doch sehr an Illustrationen für Kinderbücher, was für sich gesehen OK ist, mir hier aber zu dem im Endeffekt recht philosophischen Abschluss der Geschichte nicht ganz passend erscheint.

Frauke Berger hat ja bisher ihr Werk beim Splitter Verlag untergebracht, dort sind ihre Serien „Grün”, „Das Schiff der verlorenen Kinder” und der Einzelband „Die Schöne und die Biester” erschienen. Nachdem „Fly me to the Moon” aber bereits in der Zeitschrift im Buchformat, „Cozmic”, vorabgedruckt worden war, erfolgt die Albumveröffentlichung jetzt eben auch im Atlantis-Verlag als Hardcover-Ausgabe mit einem kleinen Making-Of Anhang.

Zusammenfassend würde ich sagen: man sollte sich durchaus auf diesen Band einlassen, ihn lesen — ganz unvoreingenommen. Viele meiner geschilderten Eindrücke haben sich inzwischen, in der Zeit zwischen Lektüre und schreiben der Rezension, durchaus „geglättet”, und die Geschichte wirkt, im Nachhinein betrachtet, durchaus „rund” für mich. Aber eben ein wenig holprig im Ablauf — aber vielleicht bin ich einfach mit einer etwas falschen Erwartung an dieses Buch herangegangen? Ich wünsche jedenfalls viel Vergnügen bei der Lektüre — schauen sie einfach selbst mal hinein.



Fazit:

Eine vielleicht ein bisschen schwer zugängliche Parabel über Einsamkeit, Hoffnung und Identität, die man nach der Lektüre ein bisschen sacken lassen sollte, um die ganze Tiefe des Werkes würdigen zu können. Keine Science-Fiction in Reinkultur, aber auch keine einfache Märchenparabel, eher eine Mischung aus beidem. Am besten selbst mal reinschauen.



Fly me to the Moon - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Fly me to the Moon

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Atlantis Verlag

Preis:
€ 28,00

ISBN 10:
3864029325

ISBN 13:
978-3864029325

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ein interessanter Ansatz mit Tiefgang.
Negativ aufgefallen
  • Etwas verwirrend erzählt.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 06.08.2024
Kategorie: Alben
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