Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 18.534 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen...

Comic-Besprechung - Der Schleuser

Geschichten:

Der Schleuser

Autor: Christophe Dabitch

Zeichner: Piero Macola

Übersetzer: Resel Rebiersch



Story:

Der junge Paolo Vaccari sucht zusammen mit seinem besten Freund Ahmad in den Buchten rund um Venedig nach seinem verschwundenen Vater, Gabriel, der eigentlich nur für ein paar Tage zum Fischen rausfahren wollte. Für Paolo wird dies zu einer Reise ins Erwachsenwerden, denn er muss erkennen, dass Vieles nicht so war, wie er es bisher wahrgenommen hatte, und er muss sich entscheiden, wie sein Weg in die Zukunft aussehen soll.



Meinung:

Diese Graphic Novel des Franzosen Christophe Dabitch und des Italieners Piero Macola spielt in Venedig — doch nicht in der Serenissima der Touristen, sondern in den Bezirken der Underdogs und Ausgestoßenen, der Fischer und Aussteiger, all jener, die nicht vom Tourismus leben und profitieren oder profitieren können und sich mit einem Leben in einfachsten, wenn nicht gar primitiven Verhältnissen zurechtfinden müssen. Während der Rest von der Mafia kontrolliert wird. Damit schwimmen die Autoren absolut nicht im Mainstream der Darstellungen dieser angesehenen Stadt, sind jedoch auch nicht allein, wie die Werke von zum Beispiel Bacilieri oder Macan/Zezelj beweisen. Für Dabitch und Macola ist Venedig eine Stadt ohne Zukunft, das Leben der Einwohner spielt sich hauptsächlich in der Lagune selbst ab (tatsächlich soll die Stadt ja weitgehend unbewohnt sein, wie ich gehört habe, von den Tourismusbetrieben abgesehen), und entsprechend trostlos sind auch die Bilder, die Macola verwendet. Dazu passt die Jahreszeit, in der die Geschichte spielt: im Winter, alles grau, nebelverhangen, nichts blüht, alles ist trostlos. Doch das Buch zieht den Leser keineswegs runter, denn die Erzählung nimmt langsam ihren Verlauf, wir lernen gemeinsam mit der Hauptfigur Paolo die Zusammenhänge zu verstehen, und können zusammen mit ihm einen Widerstand gegen diese unerträgliche Situation aufbauen, die dann für Paolo tatsächlich zur Befreiung führt: er kämpft gegen das scheinbar Unvermeidliche an und bestimmt sein Schicksal selbst, sucht sich eine bessere Zukunft aus, als die, die andere für ihn vorbestimmt hatten. Das stimmt am Ende versöhnlich; man wird die Traurigkeit nicht vergessen, die die ganze Zeit über der Story hing, und doch wird man dieses Buch in guter Erinnerung behalten.

Die Zeichnungen Macolas sind ruhig und unaufgeregt, er nimmt sich Zeit, um die Situationen und Stimmungen einzufangen, und koloriert das Ganze in einer Aquarelltechnik, die, wenn man es genau betrachtet, durchaus als abwechslungsreich und beinahe „farbenfroh” bezeichnet werden kann. Doch auf den einzelnen Seiten überwiegen dann oft die Grautöne und bestimmen das Szenario und die Grundstimmung: der Winter in der Lagune, grauer Himmel, graublaues Wasser, meist dunkle Kleidung. Die Bildaufteilung besteht in der Regel aus drei Panelreihen mit zwei Panels (mit einigen aber wenigen Ausnahmen), was ein stetes aber ruhiges Tempo für die Handlung erzeugt und die Erzählung von Christophe Dabitch perfekt ergänzt. Die Darstellung der Figuren und die Zeichnungen allgemein erinnern mich ein wenig an Macolas Landsmann Gipi („Besondere Momente mit falschem Applaus”) oder an den Franzosen Nicolas de Crécy („Visa Transit”).

Die Autoren sind in Deutschland bisher noch nicht in Erscheinung getreten, doch ich hoffe, bald einmal mehr von ihnen lesen zu können.



Fazit:

Eine Geschichte aus dem Venedig der Underdogs und Ausgestoßenen, in einer Welt abseits des Tourismus, in der die organisierte Kriminalität die einzige Alternative zu sein scheint, wenn man überleben will. Insgesamt ein gelungenes Buch, ein bisschen traurig, aber auch voller Hoffnung. Mit stimmungsvollen Zeichnungen in Aquarellkolorierung, die den Winter und die Trostlosigkeit, in der die Hauptdarsteller leben, perfekt widerspiegelt. Sehr zu empfehlen.



Der Schleuser - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Schleuser

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 29,80

ISBN 10:
3965821644

ISBN 13:
978-3965821644

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ein ungewöhnliches Setting im Venedig der Underdogs.
  • Mit stimmungsvollen Bildern in Aquarellkolorierung.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(16 Stimmen)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

Persönlichen Bookmark setzen für diese Seite
Diese Seite als Bookmark bei Blinklist hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei del.icio.us hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Digg hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Fark hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Furl hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Google Bookmarks hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Mister Wong hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei myYahoo hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Netscape hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Newsvine hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Reddit hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei StumbleUpon hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Technorati hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Yigg hinzufügen  
Oder diesen Dienst benutzen: Social Bookmark Button

Rezension vom: 16.08.2024
Kategorie: Alben
«« Die vorhergehende Rezension
Ich täuschte Amnesie vor, um meinen Verlobten loszuwerden, da behauptete er: "Vor deinem Gedächtnisverlust warst du in mich verliebt." 2
Die nächste Rezension »»
Seit unserem Tod erkennst du mich nicht mehr 1
Leseprobe
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier...
Das sagen unsere Leser
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser.


?>