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Comic-Besprechung - Barnstormers

Geschichten:

Barnstormers (Barnstormers  1-3)
Autor: Scott Snyder, Zeichner: Tula Lotay, Colorist: Dee Cunniffe



Story:

USA in den 1920er Jahren. Hawk ist ein PIlot der verzweifelt seinen Durchbruch als Barnstormer anstrebt. Er möchte den Zuschauern waghalsige Stunts in den Lüften bieten. Als er eines Tages eine Ansammlung von Menschen sieht, zieht er in dem Glauben das es sein Publikum ist, seine Show ab. Leider kommt es zu einer Bruchlandung und er crasht im wahrsten Sinne des Wortes eine Hochzeit. Die Braut, Tillie, nutzt die Gelegenheit, um mit Hawk zu fliehen. Fortan werden sie von dem Verlobten gnadenlos gejagt.



Meinung:

Im Grunde wird in Barnstormers eine Bonnie und Clyde Geschichte erzählt. Wer nun also das historische Vorbild und all die medialen Aufbereitungen kennt  ist mit der zu erwartenden Struktur also allzu sehr vertraut. Im Gegensatz zu Bonnie und Clyde die ihre kriminelle Karriere vollkommen bewusst eingeschlagen haben, werden die beiden Helden in Barnstormers eher hineingezwängt.

Es wird aufgrund von Wahnvorstellungen des männlichen Helden Hawk aber auch schön deutlich gemacht worin der Reiz des Outlaws besteht. Nicht nur für die Protagonisten selber, sondern auch für das Publikum. Sei es nun das man das Leben historischer Banditen verfolgt oder von fiktiven.  Hawk will dem Räderwerk der Gesellschaft und der Technik entfliehen. Das Gefühl der Machtlosigkeit, der Sinnlosigkeit, dem Verlust der Identität und dem Gefühl der Freiheit lässt ihn sich außerhalb der Gesellschaft stellen. Dabei ist Hawk zu Beginn nicht mal  als sonderlich kriminell zu bezeichnen. Er verweigert sich aber den Konventionen und ist ein Flieger der Shows veranstalten will. Das die Geschichte in den 1920er Jahren spielt weist auch auf den Siegeszug der Technik hin und der zunehmenden Maschinisierung. Wobei insofern ein Paradox vorliegt das Hawk die Technik, also das Flugzeug, als Mittel wählt, um der rasant fortschreitenden Technik zu entfliehen. Dieses Paradox wird nicht aufgelöst, sondern stattdessen spielt die Fliegerei auf das Entkommen, dem Erheben über das Niedrige an. Aber auch auf den Eskapismus den er nicht nur sich selber verspricht, sondern auch dem Publikum . Leider spielen die offensichtlichen Wahnideen und die falschen Fährten, die Lügen von Hawk, nicht allzu groß eine Rolle und so bleibt viel Potential ungenutzt.

Die Anti-Heldin Tillie ist in dem abgeschlossenen Band die eigentliche treibende Kraft welche auch für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwänge der 1920er sowie für die Rolle der Frau steht. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes als Gegenstand wahrgenommen worden. Anstatt das Land ihrer Familie kaufen zu können, will ein reicher Erbe sie eben heiraten. Er sieht sie nicht als Persönlichkeit, sondern als Erwerb mit all den damit zusammenhängenden Besitzansprüchen. So ist es auch nicht Liebe welche ihren Verlobten antreibt Hawk und Tillie zu jagen, sondern der Verlust, die Kränkung. Tillie will nicht nur der Armut entfliehen, sondern ihr eigenes Leben gestalten und dem Raubtierkapitalismus entgegen treten.

Der Antagonist der Liebenden ist ein alternder Pinkerton-Detektiv der noch im Wilden Westen Banditen jagte und für die Epoche steht die zu Ende geht. Es geht nicht mehr um Individualismus, sondern um Materialismus. Er ist wehmütig und freut sich auf die Jagd weil sie gute Erinnerungen mit sich bringt, muss aber erkennen, dass die Zeiten vorbei sind und entwickelt Sympathien für die Gauner. Aber auch hier bleibt vieles oberflächlich und lässt teils Dynamik und Dramatik vermissen. Die Anti-Helden sind zwar sympathisch, aber man fiebert nicht wirklich mit ihnen mit. Zudem kommen einige stilistische Kardinalfehler vor, wenn Scott Snyder im Off-Kommentar die Handlung vorwegnimmt. Und der größte Antagonist ist eindimensional als pures kapitalistisches Monster gezeichnet und somit als Schablone konzipiert ohne Charakterzüge zu entwickeln.

Bleibt die Story teils hinter ihren Möglichkeiten zurück, nur Tillie ist ein wirklich überzeugender und ausgebildeter Charakter, so sind die Zeichnungen von Tula Lotay wunderschön und mit einer hervorragenden Farbgebung versehen. Es werden passende Akzente gesetzt und verleiht dem ganzen etwas Irreales, etwas Traumartiges was wiederum verdeutlicht das der Traum vom Outlaw-Dasein etwas Eskapistisches hat und zum Scheitern verurteilt ist. Leider wirken die Zeichnungen aber manchmal etwas steif und wenig dynamisch. Gerade in den Actionszenen entwickelt sich zwischen den Panels kein richtiger Fluss und lässt da etwas Dynamik und damit Dramatik vermissen. Dennoch ist gerade die traumartige Stimmung gelungen und zeigt den Abschied von einer Epoche an, von der aber nichts verherrlicht wird. 

Insgesamt lohnt sich durchaus ein Blick, aber die Story lässt doch etwas Potenzial ungenutzt.



Fazit:

Wunderschöne Zeichnungen, interessante Charaktere und ein interessanter Subtext machen den Band lohnenswert. Allerdings bleibt er auf halber Strecke stehen und nutzt sein Potential nicht voll aus.



Barnstormers - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Barnstormers

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 25,00

ISBN 10:
3987213108

ISBN 13:
978-3987213106

152 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen und Farbgebung
  • interessante Charaktere
  • intelligenter Subtext
Negativ aufgefallen
  • einiges an ungenutztem Potential
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(16 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 18.08.2024
Kategorie: Hefte
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