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Comic-Besprechung - Tim & Struppi Farbfaksimile 12: Die sieben Kristallkugeln
Geschichten:Autor: Hergé, Zeichner: Hergé, Colorist: Hergé
Story:
Aus der Zeitung erfährt Tim, dass eine Gruppe von Forschern
aus Südamerika zurückgekommen ist, wo sie unbekannte Inkagräber und
die Mumie des Rascar Capac entdeckt haben. Als Tim zusammen mit seinem Freund Kapitän Haddock ein
Varieté-Theater besucht, sehen sie wie eine Hellseherin einer
Frau im Publikum voraussagt, dass deren Mann aufgrund eines Fluches, der auf
ihm laste eine schreckliche Krankheit bekommen würde. Es stellt sich heraus,
dass der besagte Mann Mitglied der Südamerika-Expedition gewesen ist und tatsächlich Opfer einer
unheimlichen Krankheit geworden ist. Er ist in ein seltsames Koma gefallen, und
neben ihm hat man Splitter von Kristallglas am Boden gefunden. Dasselbe
geschieht mit dem Leiter der Expedition, sowie fünf weiteren Forschern.
Schließlich ist von den sieben Teilnehmern nur noch Professor Birnbaum übrig,
ein alter Freund von Bienlein, der die Mumie des Rascar Capac aufbewahrt. Tim und seine Freunde besuchen Birnbaum
auf seinem Anwesen und beschäftigen sich mit den Grabinschriften des als „Blitzeschleuderer“ bezeichneten Inkas. In den Inschriften
wird der Diebstahl seiner Mumie und dessen Entführung in ein fernes Land
vorausgesehen, aber auch dass der Fluch des Inkas die Frevler über Länder und
Meere verfolgen würde. In dem Moment schlägt ein Kugelblitz in das Haus ein und
durch den Kamin zischt eine Feuerkugel, die mit einer lauten Explosion in den
Schaukasten einschlägt, in dem die Mumie aufbewahrt ist. Daraufhin ist die
Mumie mysteriöserweise verschwunden. Nachts träumen die Freunde alle den
gleichen Traum: Der Inka steigt durch das Fenster und zerschlägt neben dem Bett
der Schlafenden eine Kristallkugel. Doch noch während die Freunde sich darüber
unterhalten, ereilt Birnbaum das gleiche Schicksal wie seine Forscherkollegen.
Er ist in ein Koma verfallen,
neben ihm die schicksalhaften Kristallsplitter.
Als am nächsten Morgen Bienlein entführt wird und die
Verbrecher entkommen, schaltet Tim die Polizei ein. Aber die
Entführer sind zu schlau und flüchten zum Hafen von La Rochelle, wo sie mit
einem Schiff nach Südamerika entkommen. Indessen erfährt Tim von den
eigenartigen Auswirkungen des Inka-Fluches: immer zur selben Tageszeit wachen
die sieben Forscher aus ihrem Koma auf und winden sich in namenlosem Entsetzen.
Als Tim durch einen alten Bekannten Hinweise auf den
Verbleib Bienleins erhält, machen sich die Freunde per Flugzeug auf nach Peru
um das Schiff seiner Entführer dort abzufangen. Fortsetzung in Band 13: DER
SONNENTEMPEL.

DIE SIEBEN KRISTALLKUGELN erschien erstmals in den Jahren
1943-44 schwarz-weiß in der Zeitschrift „Le Soir“, wobei die Publikation durch
das Ende des 2. Weltkrieges unterbrochen wurde. Belgien war in dieser Zeit
unter deutscher Okkupation und „Le Soir“ entsprechend von der Besatzungsmacht
gesteuert, weshalb Hergé sich wegen angeblicher „Kollaboration mit dem Feind“
verantworten musste. Nach der Unterbrechung wurden die letzten Seiten der Geschichte
im neu gegründeten wöchentlich erscheinenden Tintin-Magazin veröffentlicht, wo dann später auch die
Fortsetzung DER SONNENTEMPEL erschien. Die Farbversion folgte erst 1948.
DIE SIEBEN KRISTALLKUGELN ist eines der Meisterwerke aus der
Tim und Struppi-Reihe. Diesmal bekommt es Tim mit einem Inka-Fluch zu tun, der
von Berichten um die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun und den darauf
folgenden, angeblich damit in Verbindung stehenden, Todesfällen inspiriert sein
dürfte. Auch amerikanische Gruselklassiker wie „The Mummy“ (1932) dienten Hergé
offensichtlich als Vorlage, wobei sein Rascar Capac dem Mumien-Darsteller Boris
Karloff locker den Rang abläuft. Das unmittelbare Vorbild des
„Blitzeschleuderers“geht jedoch auf eine echte Mumie zurück, die Hergé damals
in einer Privatsammlung in Brüssel entdeckt hatte.
Aus diesen Inspirationsquellen hat der belgische
Comic-Meister ein unverwechselbares Abenteuer erschaffen mit viel Gefühl für
unheimliche Atmosphäre, sei es bei der Varieté-Aufführung, wo der Inka-Fluch
zum ersten Mal spürbar wird, bei dem gemeinsamen Alptraum der Freunde, in dem
Rascar Capac mit seinem diabolisch grinsenden Totenschädel durch das Fenster
steigt oder in der originellen Sequenz im Krankenhaus, in der die Teilnehmer
der Expedition alle gemeinsam in einer Panikattacke aus ihrem Koma erwachen.
Hergé schafft es seine mysteriöse Geschichte mit viel Charme und
Einfallsreichtum aufzubauen, besonders gut gelungen etwa in der Sequenz mit dem
einschlagenden Kugelblitz, der durch das Haus schwirrt und Bienlein mitsamt
seinem Stuhl durch die Luft wirbelt. Elegant führt Hergé sein ganzes Arsenal an
liebenswürdigen Charakteren vor: neben alten Bekannten aus vorangegangenen
Abenteuern (General Alcazar aus DER ARUMBAYA-FETISCH) findet sich auch ein
unerwarteter Cameo-Auftritt von Hergés Lausbuben Stups & Steppke, die Kapitän Haddock nicht nur einen Streich
spielen, sondern die Freunde auch einen entscheidenden Tipp bezüglich Bienleins
Entführung geben. Und Tintinologen weisen gar auf einen versteckten Auftritt
von Hergé-Schüler Edgar Pierre Jacobs hin, dem späteren Schöpfer des Klassikers
Blake und Mortimer, der bei den 7
KRISTALLKUGELN noch assistierte und von Hergé als Comicfigur auf dem Balkon des
Varietés verewigt wurde.
Wenngleich Hergé manchmal die Gags auszugehen scheinen (so
ist Struppi hier z.B. wieder mal betrunken, nachdem er versehentlich Alkohol zu
sich genommen hat und Haddock wird wiederholt von einem vorbeifahrenden Auto
nassgespritzt, was im letzten Abenteuer bereits mit Struppi passiert ist...),
machen doch die Atmosphäre und die wundervollen Zeichnungen diese kleinen
Schwächen allemal wieder wett.
1969 fand DIE SIEBEN KRISTALLKUGELN zusammen mit seinem
Nachfolgeband als Zeichentrickfilm unter dem Titel TIM UND STRUPPI IM
SONNENTEMPEL (Le Temple du Soleil) den Weg in die Kinos. Dabei konzentrierte man sich jedoch auf den
„Sonnentempel“ und kürzte die Ereignisse der „Kristallkugeln“ stark zusammen.
Außerdem wurde der Band in den 70er Jahren als Hörspiel umgesetzt, in den 90ern
als Episode einer Zeichentrickserie für das Fernsehen und Anfang der 2000er
Jahre in Belgien und Frankreich gar als Musical (KUIFJE – DE ZONNETEMPEL).
Fazit:
Eines der stimmungsvollsten TIM UND STRUPPI–Abenteuer und
ein visueller Hochgenuss.

Tim & Struppi Farbfaksimile 12: Die sieben Kristallkugeln
Autor der Besprechung:
Armin Hofmann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 17,90
ISBN 10:
3551732329
ISBN 13:
978-3551732323
64 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Sternstunde der Comicgeschichte
- Kindheitserinnerungen werden wach
- Originär und unverwechselbar

- kein billiges Vergnügen

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 16.08.2010 | ||||||
Kategorie: | Tim und Struppi | ||||||
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