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Comic-Besprechung - Comic Preiskatalog 2011 [SC]

Geschichten:

1. Allgemeiner Deutscher Comic Preiskatalog 2011 (Band 36)

Originalausgabe

Herausgeber: Günther Polland



Story:

Die 36. Ausgabe des jährlich erscheinenden 1. Allgemeinen Deutschen Comic Preiskatalogs ist pünktlich zum Ende des Jahres 2010 erschienen und bringt die aktuellen Sammlerpreise aller Comics von A bis Z sowie kurze Marktreports zu ausgewählten Serien und vieles mehr.



Meinung:

Der gemeine Comic-Fan lässt sich grob in zwei Kategorien einteilen: Comic-Leser und Comic-Sammler. Natürlich gibt es zwischen diesen Lagern Überschneidungen. Aber es soll sogar Leute geben, die Comics gar nicht lesen, sondern nur kaufen, eventuell eintüten, und mehr oder weniger fachgerecht lagern.

Schon früher, als Comics noch Kinderkram und Schund waren, wurden Bilderheftchen gesammelt. Das Problem war nur, dass man oft nicht wusste, welche Serien es gab und wie viele Nummern von ihnen erschienen waren. In den 1970er Jahren, als sich eine deutsche Sammler-Szene formierte, war die Geburtsstunde des ersten Comic-Katalogs. Der Berliner Peter Skodzik hatte im Laufe der Zeit viele Daten zusammengetragen, die als Deutsche Comic-Bibliographie publiziert wurden. Und Peter Orban veröffentlichte 1976 den ersten Comic Heft Katalog, der Comics nicht nur bloß auflistete, sondern auch erstmals mit Sammlerpreisen versah. Damit war er nur sechs Jahre später dran als die US-Amerikaner, wo 1970 Robert M. Overstreet seinen The Official Comic Book Price Guide auf den Markt brachte, der auch heute noch erscheint.

In den Anfangstagen war die Geschichte der deutschen Comic-Sammler-Bibel eine wechselvolle. Nicht nur der Name änderte sich in Comic Preiskatalog, auch die Herausgeber wechselten mehrfach. Erst mit der zehnten Ausgabe kam Konstanz ins Spiel, als Norbert Hethke und Peter Skodzik das Ruder übernahmen. Fortan hieß der Katalog in der Szene nur noch "der Hethke" und war auf Comic-Börsen und im Handel mit antiquarischem Material unverzichtbar.

Erst als Hethke 2007 verstarb und dessen Tod die Sammlerszene kurzfristig in einen Schock versetzte, wechselte die Herausgeberschaft erneut. Ähnlich wie Hethkes Hausmagazin Die Sprechblase, ging auch sein Preiskatalog an einen österreichischen Eigentümer. Günther Polland, der in Wien die Comic Galerie betreibt, übernahm mit der Ausgabe 2009 das Zepter.

Inzwischen liegt der dritte Polland-Katalog vor und man kann sagen, dass er neue Besen noch immer gut kehrt. Es ist nicht leicht, eine solch traditionelle Publikation ohne Reibungsverluste, die sich über Jahre hinziehen können, zu übernehmen. Die aktuelle Ausgabe führt jedoch die wichtigste Institution in Sachen Bibliographie und Sammlerpreise ohne besondere Qualitätseinbußen im Geiste Hethkes und Skodziks fort.

Einige Unterschiede sind dennoch auszumachen. Die Abstimmung der Preise wird nur mehr von acht Leuten betrieben, was relativ grenzwertig ist. Auch das Verzeichnis der Comic-Händler ist extrem geschrumpft, besonders wenn man es mit der Auflistung von zum Beispiel 2001 oder älter vergleicht. Der umfassende Marktreport, ein Bericht, der früher von Helmut Kottke kompetent geschrieben wurde und den Sammlermarkt allgemein und in Bezug auf die wichtigsten Sammelgebiete beleuchtete, ist einer Ansammlung von Kurzartikeln einzelner Händler gewichen. Dieses Konzept, dass auch vom Overstreet Price Guide verfolgt wird, ist nicht schlecht, aber die Auswahl der Autoren und deren Themen ist stellenweise fragwürdig. Manche geben gar zu, sich mit dem Schreiben eines Marktreports schwer zu tun, da sich bei ihnen nicht viel tut, wie zum Beispiel bei den Schweizer Kollegen. Diese sind auf der einen Seite nicht nachvollziehbar überproportional stark vertreten, auf der anderen Seite fehlen wichtige Stimmen, wie zum Beispiel aus der Berliner Sammlerszene. Hier sollte man in Zukunft auf eine ausgewogene und flächendeckende Berichterstattung achten (gibt es im Osten keine Sammler mehr?), und stattdessen auf solche Artikel wie Das seltenste deutsche Spider-Man Heft über eine künstlich geschaffene Rarität (die auch wirklich keiner sucht oder braucht), verzichten. Andere hätten dies höchstens als Randnotiz gebracht.

Darüber hinaus gibt es spezielle Artikel, die als "Marktreport" getarnt sind, aber meist lediglich eine Beschreibung einer bestimmten Serie sind. Dies gab es in Ansätzen bei Hethke auch schon, aber Polland hat diesen Bereich ausgebaut. Hier sollte man in Zukunft stärker den Hebel ansetzen und ausbauen. Dies macht den Preiskatalog auch über das aktuelle Jahr hinaus interessant, besonders wenn ein Artikel begleitet wird von einer Cover-Galerie. In diesem Band werden Serien behandelt wie Bessy Hardcover, Eulenspiegels Kunterbunt, Helden ohne Skrupel, Horror (BSV), Micky Maus, Rächer, Tarzan (BSV) oder die ZACK Beilagen. Auch Manga läßt man nicht links liegen, wie Marktreports über Sailor Moon oder Vagabond belegen. Generell ist auch hier die Auswahl leider etwas arg subjektiv oder beliebig ausgefallen, denn es findet sich beispielsweise ein Beitrag über Masters of the Universe, eine Serie, die bekanntermaßen weder eine hohe Qualität hat, noch auf dem Sammlermarkt besonders gesucht ist. Dieser Artikel zu zugegebenermaßen sehr fundiert, aber es gibt so viele andere Serien oder Bereiche, wo sich viel mehr tut, und die auch mehr Leser interessieren.

Neben dem Herzstück, der Auflistung aller deutschsprachigen Comics von 1945 bis August 2010, gibt es noch viel mehr Beiträge. Hilfreiche Texte zu Zustandsabgaben mit detaillierten Abbildungen, Artikel über Raubkopien oder eine Top 100-Liste (im Handel verkaufte Comic-Hefte) finden sich ebenso wie eine Übersicht der Vorkriegs-Comics (1846-1945) oder Listen von ausgewählter Sekundärliteratur, Sammelmappen oder Klubartikel. Platz 1 der Top 100 ist übrigens in diesem Jahr ein Heft der Micky Maus: 13500 Euro soll die Nr. 1/1951 in sehr gutem Zustand wert sein.

Auch wenn es keine Beilagen wie zu Hethkes Zeiten gibt, der Preiskatalog unter Günther Polland ist auf jeden Fall den stolzen Preis wert. Er bietet auf die Schnelle einen guten und handlichen Überblick auf alle Comics, ist reichhaltig vollfarbig bebildert und auch heute noch auf Börsen-Besuchen oder bei der Jagd im Internet ein wichtiges Hilfsmittel. Über manche Preise kann man – wie auch schon früher übrigens – trefflich streiten. Das wird man nicht in den Griff kriegen. Aber wenn man in Zukunft noch eine stärkere redaktionelle Hand walten lassen würde, damit die Zusammenstellung der Sekundärbeiträge nicht so zufällig erscheint, dann würde es der Wiener Inkarnation des Preiskatalogs gut zu Gesichte stehen.

Von der 2011er Ausgabe gibt es wieder zwei Versionen: eine Softcover-Ausgabe für 29,90 Euro und eine Hardcover-Ausgabe mit Titelbild-Variant für 39,90 Euro.



Fazit:

Mehr als 600 Seiten geballte Information, sehr gut illustriert mit vielen Titelbildern, bekommt man mit dem 1. Allgemeinen Deutschen Comic Preiskatalog 2011 geboten. Günther Polland zeigt, dass es auch in diesem Bereich ein Sammlerleben nach Hethke gibt und legt zum dritten Mal eine respektable Leistung vor. Für eingefleischte Sammler ist die neue Ausgabe unverzichtbar. Wer schon länger keinen Preiskatalog mehr gekauft hat, sollte hier auf jeden Fall einen Blick riskieren.



Comic Preiskatalog 2011 [SC] - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Comic Preiskatalog 2011 [SC]

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Günther Polland Verlag

Preis:
€ 29.90

ISBN 13:
978-3-941239-52-4

610 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Standardwerk für jeden Comic-Sammler
  • reichlich illustriert
  • interessante Sekundärbeiträge
Negativ aufgefallen
  • die Marktreports sind etwas unausgewogen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 03.01.2011
Kategorie: Sekundärliteratur
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