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Comic-Besprechung - Jommeke 3: Kinderherrschaft
Geschichten:Kinderherrschaft (Originaltitel: „Jommeke 26: Kinderen Baas“)
Autor: Jef Nys
Zeichner: Jef Nys
Story:
Die Kinder von Zonnedorp haben zu wenig Zeit zum Spielen, findet Professor Gobelijn. Damit sie nicht so viel Zeit mit schnödem Lernen verplempern, erfindet er einen Weisheitstrank, der Kinder unglaublich schlau macht.
Doch das Gebräu wirkt auch in die andere Richtung: Eltern, die davon einen Schluck nehmen, benehmen sich plötzlich total infantil. Da auch der zerstreute Professor von seinem eigenen Zaubertrank trinkt und dadurch eine schnelle Umkehr unerreichbar wird, ist das Chaos vorprogrammiert.
Meinung:
Mit Kinderherrschaft legt der Aachener Kleinverlag StainlessArt bereits den dritten Band des flämischen Kindercomics Jommeke vor. Wie die ersten beiden Alben geht es in die Frühzeit der Serie, zurück zu den Wurzeln in die beginnenden 1960er Jahre, als Kinder noch über die einfachsten Dinge lachen konnten und nicht schon mit acht Jahren im Internet surften und täglich twitterten.
Dass bei der neusten deutschen Reinkarnation der Serie des Belgiers Jef Nys, die in ihrem Ursprungsland bereits Band 255 erreicht hat und ungebrochen populär ist, so alte Kamellen zum Einsatz kommen, hat seinen Grund: In den frühen Abenteuern werden die wichtigsten Figuren der Serie eingeführt. In den ersten beiden Bänden lernten die deutschen Leser neben dem blonden Titelhelden im blauen Pullunder und seinem sprechenden Papagei Flip auch Jommekes Kumpel Filiberke und dessen Pudel Pekkie kennen. Und natürlich seinen "Erzfeind" Anatool, eine linke Bazille, die bevorzugt einen schwarzen Frack und eine Kniebundhose trägt, aber sich auch ruckzuck verkleidet, wenn er ein krummes Ding drehen kann.
In Kinderherrschaft hat der schlauste Wissenschaftler der Welt, Professor Gobelijn, seinen großen Auftritt. Er sorgt für den dramaturgischen Kniff, dass die Kinder sich mal total wie Erwachsene benehmen und andersherum. Das klingt zunächst einmal lustig.
Die Geschichte erschien bereits in den 1970ern auf Deutsch als Band 6 der Reihe Die bunten Abenteuer von Peter + Alexander. Was vor 40 Jahren für die deutschen Kinder genauso erheiternd war, wie für die belgischen zehn Jahre davor, wirkt anno 2011 wie ein Paradebeispiel für einen Anachronismus. Die Grundidee taugt nach heutigen dramaturgischen Maßstäben höchsten für die Hälfte des Umfangs der Geschichte. Viele Gags sind schlichtweg abgestanden und zünden in den wenigsten Fällen. Waren es in den ersten beiden Alben noch spannende Abenteuergeschichten mit einer Schatzsuche (Band 1: Der Schildkrötenschatz) und einem Rätsel um ein schottisches Schlossgespenst (Band 2: Das Jampuddinggespenst), so zeigt der dritte Band, warum es eine gefährliche Gratwanderung ist, wenn man den ausgebufften Kids von heute einen vergessenen Comic aus den guten, alten Zeiten schmackhaft machen will. Der Humor von Kinderherrschaft wird selbst von Kindern als kindisch bewertet, wie ein spontaner Lesetest mit einem elfjährigen Mädchen ergab. Als witzig, oder eher kurios, werden höchstens die Klamotten der Personen angesehen. Letztlich lockt das heutzutage gar keinen mehr hinterm Ofen hervor.
Hinzu kommt, dass manche Passagen aus heutiger Sicht nicht nur politisch inkorrekt, sondern auch fragwürdig sind. Es ist einfach nicht lustig, wenn Jommeke einer lebendigen Katze und einem lebendigen Hund den Kopf absägt, vertauscht und in einer Operation wieder falsch annäht. Selbst der starke Drang nach Authentizität und Originalgetreue bekommt in diesem Band einen negativen Drall. Die flämischen Namen wirken wie Fremdkörper und sind hinderlich beim Lesen. Hatte man sich an Annemieke, Rozemieke oder Filiberke etwas gewöhnt, kommt es in diesem Album durch das verstärkte Auftreten von Kindernamen zum Härtetest für deutsche Namenskenntnis: Franske, Teofil, Marieke oder gar Fikske. Da sehnt man sich zurück nach "Peter" und "Alexander" oder zumindest "Ronny" oder "Kevin".
Kinderherrschaft soll eine der Lieblingsgeschichten von Jef Nys gewesen sein. Sie ist von den drei bisher nachgedruckten Episoden diejenige, die am schlechtesten gealtert ist. Besonders die Figur des Professor Gobelijn, der einen zerstreuten, durchgeknallten Wissenschaftler darstellen soll, ist extrem nicht-lustig. Immer, wenn er etwas sagt, meint er eigentlich etwas anderes. In einem Panel sagt er beispielsweise "Ja", aber er meint "Nein". Das ist genau wenig lustig, wie das Panel, indem er sagt: "So, Jommeke, jetzt werde ich dich mästen … ich meine, testen." Der Band wimmelt vor Passagen, die zeigen, wie sehr sich der Humor von damals verändert hat und ist als Einstieg in die Serie nicht besonders gut geeignet.
Nach dem überraschend guten Start sinkt der Unterhaltungsfaktor der Serie mit diesem Band stark ab. Die Fans von ultra-nostalgischem Comicmaterial im Stile von Willy Vandersteens Suske und Wiske wird es nicht stören. Die dürften hier gerne wieder zuschlagen.
Fazit:
Wo in den ersten Bänden noch Abenteuer und Spannung für Pluspunkte sorgten, sorgen hier eine langweilige Story, antiquierte Witze und ein dünner Plot für Langeweile. Kinderherrschaft zeigt das befürchtete andere Gesicht der Serie Jommeke. Was vor 40 Jahren durchaus lustig war, sorgt heute nur noch für Achselzucken und wirkt stellenweise gar befremdlich. Nur für Comic-Historiker und Leute, die die Geschichte damals zum Schießen fanden. Band 4 mit dem Titel Die Planke von Jan Haring verspricht wieder mehr Abenteuer. Dann geht es erneut auf Schatzsuche und auf die hohe See.
Jommeke 3: Kinderherrschaft
Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann
Verlag:
StainlessArt
Preis:
€ 6.95
ISBN 10:
978-3-9814646-2-7
ISBN 13:
978-3-9814646-2-7
48 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- sehr günstiger Preis
- solide produziert
- altbacken, aber durchaus charmant
- für Fans von Suske und Wiske
- die Witze sind bemüht und abgestanden
- die Story wirkt überdehnt und nicht gehaltvoll für 46 Seiten
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(2 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 25.10.2011 | ||||||
Kategorie: | Jommeke | ||||||
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