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Comic-Besprechung - Captain America 9

Geschichten:

Origin

Autor: Ed Brubaker, Zeichner: Charest, Colorist: Ponsor

Gulag 1

Autor: Ed Brubaker, Zeichner: Mike Deodato, Colorist: Rain Beredo

Brauchen wir einen Captain America?

Autor: Ed Brubaker, Zeichner: Ed McGuiness, Inker: Dexter Vines, Ed McGuiness, Colorist: Val Staples

Vage Schatten

Autor: Howard Chaykin, Zeichner: Howard Chaykin, Colorist: Edgar Delgado

Spin

Autor: Cullen Bunn, Zeichner: Jason Latour, Colorist: Rico Renzi

Gulag 2 bis 4

Autor: Ed Brubaker, Zeichner: Mike Deodato, Colorist: Rain Beredo



Story:
Nachdem der derzeitige Captain America, Bucky Barnes, in den USA von allen Vorwürfen freigesprochen worden war, musste er allerdings an Russland ausgeliefert werden, da er dort für seine Taten als "Wintersoldat" in Abwesenheit bereits verurteilt worden ist. Nun sitzt er in einem Gulag in Sibirien ein. Wie kaum anders zu erwarten harren dort alte Feinde ihrer Rache. So muss Bucky an Gladiatorenkämpfen teilnehmen und permanent um sein Leben fürchten. Während sein Leben ein fortwährender Kampf bleibt, versuchen in den USA Steve Rogers und seine Freunde herauszufinden, wie es zu dem Geschehen kommen konnte. Sie stossen auf eine große Verschwörung. Doch können sie diese aufdecken und zugleich Bucky retten?

Meinung:

Der aktuelle Band von Captain America (der die Originalhefte 616 bis 619 beinhaltet) ist sein Geburtstagsband und das sollte man sich bei dem häufigen Rückgriff in eine ferne Vergangenheit gegenwärtigen. Besonders in dem Jubiläumsheft Nummer 616, das hier auch abgedruckt ist, kommen so manche Blicke in die Vergangenheit von Steve Rogers vor. Es ist interessant zu sehen, dass gerade bei diesen Geschichten der Held als sehr naiv erscheint. Das zeigt aber auch gut auf, dass damals offenbar noch Illusionen vorherrschten, das Weltbild einfacher war und die Welt an sich noch nicht so komplex war wie heute. Der Patriotismus kam noch nicht in Verruf da die Feindbilder klar waren und die Rechtsstaatlichkeit noch nicht auf dem Altar der Demokratie geopfert worden war wie es in den USA vor allem nach dem 11. September geschehen ist. Auf Politiker konnte man sich ebenso verlassen, jedenfalls vor Watergate, wie auf die Feinde als auch auf die Freunde. Man wusste einfach woran man war und wie man Freund und Feind einordnen konnte. Natürlich war diese Weltsicht, die nur ein reines Schwarz-Weiß-Denken war, eigentlich nie haltbar und steht für eine große Portion Naivität, die Brubaker aber anhand der Mentalität des Helden gut darstellt.

Was ist das für ein Gegensatz zu den späteren Stories (auch in diesem Band)! Brubaker ist klug genug zu erkennen, dass die Welt, wie sie in vorherigen Comics der Serie geschildert worden ist, so nicht mehr existiert. Aufgrund der größer gewordenden Komplexität sind keine Fronten mehr klar. Spätestens im Krieg gegen den Terror haben sich die USA durchaus übernommen und mussten erkennen, dass mit herkömmlichen Methoden dieser Bedrohung nicht beizukommen ist. Man steht sich nicht mehr auf klar umrissenen Schlachtfeldern gegenüber. Da ist es auch kein Wunder, dass sich ein alter Kämpe wie Steve Rogers in den Wirren der Diplomatie verheddert, was aber etwas zu kurz kommt. Nichts ist mehr einfach, es gibt keine klaren Feindbilder mehr und alles ist undurchschaubar. Mittlerweile zeigen sich auch die Nachwirkungen der alten Politik auf.

Ähnlich wie die heute als Terroristen angesehenen Parteien einstmals von den USA unterstützt worden waren, auch mit Waffen, so sind die Ausläufer des Kalten Krieges auch heute noch manchmal zu spüren. Brubaker wärmt hier geschickterweise den Kalten Krieg wieder auf und lässt den langen Arm einstmals geschehener Dinge hier deutlich werden. Indem Bucky Barnes mit den Relikten des Kalten Krieges kämpft, verbindet Brubaker hier nicht nur zentrale historische Epochen wie den Zweiten Weltkrieg bei Steve Rogers Geschichte, sondern auch den Kalten Krieg mit der von Bucky Barnes. Gleichzeitig ist diese realhistorische Bezugnahme gerade bei dieser Serie kaum zu trennen von der comichistorischen, als Captain America noch gegen Faschismus und Kommunismus kämpfte. Insofern ist dieser Band als Geburtstagsband sehr passend.

Die Handlung ist, wie bei Brubaker üblich, durchaus komplex und mit vielerlei Verschwörungen und Verrat durchsetzt. Das kennt man ja bei dem Autor, der dieses Sujet einfach liebt und auch in anderen Serien wie in Sleeper gerne zur Sprache brachte. Das tut diesem Superhelden nur gut, da so das einfache, unzeitgemäße Weltbild konterkariert wird. Manchmal ist das aber schwer zu durchschauen und nicht alle Handlungsstränge werden gleichwertig verfolgt. So kommt etwa das Ende auch etwas abrupt und es bleibt sehr vieles offen (etwa alle Hintergründe der Verschwörung und was diese nun konkret bezwecken soll), was dann doch recht unbefriedigend ist. Vor allem, da dieses der letzte Band der laufenden Serie ist. Das Geschehen um Steve und Bucky wird in dem Event Fear Itself entscheidend weiter gesponnen. So das hier erstmal Schluss ist, bevor die Serie im Frühjahr mit einer Nummer Eins neu gestartet wird. Wer dann den Schild tragen wird, wird wohl kaum eine große Überraschung sein.

Die vielen Actionszenen sind ebenso wie die Handlung etwas wirr geraten. So kann man die Kämpfenden manchmal nur etwas schwer auseinanderhalten. Da hat der eine Kämpfer eine linke und der andere eine rechte Armprothese. Ansonsten kann man sie nur schwer unterscheiden. Aber auch bei anderen Actionszenen sind die individuellen Merkmale verschwimmend. Ansonsten sind die Zeichnungen sehr stimmungsvoll düster und unterstreichen den Kimi-Noir-Aspekt, wie es Brubaker immer zupass kommt.



Fazit:
Ein spannender aber auch etwas konfuser Band. Das passt zu den stimmungsvollen aber auch verwirrenden Zeichnungen. Der Rückgriff in die Vergangenheit des Helden zeigt in diesem Geburtstagsband schön dessen charakterliche Entwicklung auf, wenngleich gerade das Ende unbefriedigend ist, da es in einer anderen Serie erst zur Auflösung kommen wird. So bleibt zwar ein guter Band der Serie im Gedächtnis, aber kein Meilenstein, wie man es vielleicht hätte erwarten können.

Captain America 9 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Captain America 9

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
4197702116958

156 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • vielfältiger Rückgriff Vergangenheit
  • Naivität des Helden und dessen Entwicklung
  • stimmungsvolle Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • viele Handlungsstränge nicht aufgelöst
  • verwirrende Story und ebensolche Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 26.02.2012
Kategorie: Rezensionen
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