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Comic-Besprechung - Crossed 3

Geschichten:
Crossed 3: Psychopath
Crossed: Psychopath 1-7
Autor: David Lapham
Zeichner: Raulo Caceres
Colorist: Digikore Studios


Story:
Die Zivilisation ist bereits untergegangen und eine kleine Gruppe von vier Überlebenden zieht durch die Lande. Eines Abends entdecken sie den verletzten Harold, der ihnen von einer Mission erzählt, in der an einem Heilmittel geforscht wird. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise dahin. Doch Harold verfolgt eigene finstere Pläne.

Meinung:

Im Grunde müsste dieser Text in roter Signalfarbe geschrieben werden. Denn zartbesaitete Leser seien gewarnt: hier geht es extrem blutig zu und dürfte sensiblen Seelen den Schlaf rauben. Da braucht man schon einen recht robusten Magen. Und auch in anderer Hinsicht sollte die Schriftfarbe in rot sein: es würde den ungeheuren Blutmengen, die hier vergossen werden, entsprechen.

Kurz: es geht in die Vollen und so gut wie jede Seite steckt voller Sex und Gewalt. Dabei ist es für eine amerikanische Veröffentlichung schon erstaunlich, wie explizit der Sex dargestellt wird. Er ist zwar nicht pornographisch, aber doch sehr deutlich und selbst ein erigiertes Glied ist mehrfach zu sehen. Eine Seltenheit. Aber auch sonst hält sich Autor David Lapham nicht zurück. Denn die Gewalt ist extrem und manchmal ist man als Leser schon fast froh, wenn einiges abgeblendet wird und man manche Abscheulichkeiten nicht sehen muss. Der Splattergehalt, der dem ungläubigen Leser hier geboten wird, hätte auch jeden italienischen Filmemacher der 1970er neidisch gemacht. Und das will schon was heißen, gelten doch gerade die Filme eines Lucio Fulci oder eine Ruggero Deodato als einige der grausamsten Filme der damaligen Zeit. Schwache Mägen sollten also ihre Finger von dem Band lassen.

Lapham tobt sich also aus und man fragt sich, ob man sich um den Autor Sorgen machen muss. Was hat der nur für eine kranke Fantasie. Man erinnert sich unwillkürlich an die meisterhafte Serie Stray Bullets, die bisweilen zwar auch durchaus brutal war, aber da war die Gewalt nie Selbstzweck, sondern immer psychologisch, situativ und charakterlich notwendig. Und manchmal kam sie gar nicht vor, was für eine Krimiserie ungewöhnlich war. Und die Superheldengeschichten waren immer gut, aber auch zurückhaltend. Mit Caligula konnte man allerdings gewarnt sein. Da gab es schon so manch krankes zu sehen und was am meisten störte, war die Reduktion auf den Schock, auf den Willen zum Skandal. Das findet man auch in diesem Band von Crossed. Hier droht alles im Effekt zu versinken.

Die Story ist da schon nebensächlich und ziemlich einfach und schnell erzählt. Was hier hingegen die Spannung schürt ist die Erzählperspektive. Denn der Ich-Erzähler und somit der Held, ist ein Psychopath, der schon vor Ausbruch der Seuche ein gefährlicher Mann war. Und nun, im Angesicht der Gezeichneten, gewinnt seine Strategie an Gefährlichkeit. Denn der Psychopath erkennt selber, dass der einzige Unterschied zwischen ihm und den Infizierten darin besteht, dass die Erkrankten ihre bösen Triebe und Instinkte schlicht ausleben und sich keinerlei Grenzen setzen. Der Psychopath hingegen kann langfristig planen und spielt seine psychologischen Spiele mit den anderen Überlebenden. Allein die psychologische Raffinesse und die Fähigkeit zu planen unterscheidet ihn von den anderen menschlichen Monstern. Beides sind Gründe weswegen man umso mehr Angst vor ihm hat und sich die Sympathie des Lesers mit den anderen Charakteren entwickelt. Die sind nämlich, von einer Ausnahme abgesehen, sehr sympathisch und so trifft es den Leser bis in das Mark was ihnen angetan wird. Eine Aussage ist hier dann aber nicht zu finden. War der erste Band von Garth Ennis noch ein Kommentar zu dem Bösen im Menschen an sich und zu dem Zombiegenre allgemein, so beschränkt sich Lapham auf die gleiche Tatsache: das Böse steckt in jedem und manche waren es schon vorher. Intelligenz ist laut dem Band das einzige, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Was recht platt ist.

Wenn man sich auf den Band einlässt, kann man durchaus Vergnügen haben. Jedenfalls wenn man keine Berührungsängste hat. Denn er ist spannend, bewegend, dramatisch, temporeich und äußerst beunruhigend. In dieser Hinsicht also ein gelungener Horrorcomic. Die gelungene graphische Umsetzung tut noch ihr Übriges dazu. Nicht nur sind die Grausamkeiten in aller Abscheulichkeit dargestellt, sondern der Zeichner Raulo Caceres versteht es, die Panelgrenzen geschickt einzubauen und im geeigneten Moment Teile auszusparen. Die Panelaufhebungen führen auch zu den geschickten Verbindungen zwischen Traum und Realitätsebenen, die den Leser durchaus kurzfristig unangenehm irritieren. Wenn man also hinter das ganze Blut auf das Handwerk achtet, hat man einen sehr gelungenen Band vor sich liegen.



Fazit:
Nichts für schwache Gemüter und sensible Mägen. Lapham tobt sich aus und was hier an Gewalt und Sex zu sehen ist, hat man bislang selten in amerikanischen Publikationen finden können. Die Story ist recht platt, aber handwerklich ist der Band äußerst gelungen. Beunruhigend, spannend, temporeich, schockierend und extrem blutig rast man in die Gefilde des Wahnsinns.



Crossed 3 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Crossed 3

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 13:
4197959319959

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sehr gute graphische Gestaltung
  • Vermischung Phantasie und Realität
  • Action, Spannung und Drama
Negativ aufgefallen
  • extrem blutig
  • kaum neue Aspekte im Vergleich zum ersten Band
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 17.04.2013
Kategorie: Crossed
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