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Comic-Besprechung - Miracleman 1: Der Traum vom Fliegen

Geschichten:
Miracleman 1: Der Traum vom Fliegen (Miracleman 1 [1956]: The Invaders from the future; Miracleman 1-4: A Dream of Flying, Miracleman 3-4: Cold War, Cold Warrior/Ghost Dance; Miracleman 2: The Yesterday Gambit)

Autor: Mick Anglo
Zeichner: Garry Leach, Alan Davis, Steve Dillon, Don Lawrence, Paul Neary
Colorist: Steve Oliff


Story:
1956 kämpfen Miracleman und seine beiden Mitstreiter gegen eine Armee von Zeitreisenden welche die Vergangenheit erobern wollen. Sie können nicht ahnen, dass es einer der letzten großen Kämpfe sein wird. 1982 gerät der Journalist Michael Moran in einem Kernkraftwerk in eine Geiselnahme und verwandelt sich auf einmal in den Superhelden Miracleman. Michael hatte keinerlei Erinnerung an seine Vergangenheit und mit seinen alten Kräften kommen auch alte Feinde wieder an das Tageslicht.


Meinung:
Miracleman ist in jeder Hinsicht ziemlich kurios. Nicht nur die Veröffentlichungsgeschichte ist ein Thema für sich, da es sich hier um Reprints von Reprints handelt. Miracleman wurde ursprünglich 1954 von Mick Anglo geschaffen, um eine Produktionslücke in englischen Comicmagazinen zu stopfen. 1963 wurde die Serie eingestellt und erst 1982 zumindest kurzfristig wieder belebt. Im Laufe der Jahre wurde Miracleman zu einer Serie von der viele gehört haben, die aber so gut wie niemand kannte.

Der vorliegende Band beinhaltet eine Geschichte aus dem Jahr 1956, welche in den 1980ern wieder veröffentlicht worden ist. Das mag zunächst etwas verwundern, da doch der Stil aus den jeweiligen Epochen sehr unterschiedlich ist. Aber eben darum geht es. Bei dem hier enthaltenen Run baut inhaltlich alles auf der Geschichte aus dem Jahre 1956 auf und macht somit deutlich, was für ein enormer erzählerischer Bruch zwischen den Jahrzehnten liegt und wie sehr sich die Comicszene und die Art Geschichten zu erzählen geändert hat. Der Hauptteil der Geschichten sind also von 1982 bis 1983 erschienen und kamen 2014 zu einer Wiederveröffentlichung in den USA und im Zuge dessen nun auch zu uns nach Deutschland. Neu sind die Storys also nicht, sondern stammen alle aus den 1980ern, können aber offensichtlich alle Relevanten Ausgaben in diesem schönen Hardcover versammeln.

Nicht nur die Veröffentlichungsgeschichte ist teilweise kurios, sondern auch der Charakter an sich, denn man kennt ihn, hat aber im Grunde nie eine Geschichte von ihm gelesen. Das liegt nicht nur daran, das er legendär ist und die Hefte selten, sondern das der Charakter deutlich Captain Marvel nachempfunden ist und anfangs auch genauso hieß, bis man ihn aufgrund von Rechtsstreitigkeiten in Miracleman umbenannte. Aber er ist deutlich Captain Marvel von DC nachempfunden, was daran liegt, das damals die Rechte verloren gingen und die Reihe von Captain Marvel 1953 in den USA eingestellt worden war. Da die Serie um den Shazam-Rufer aber in England sehr erfolgreich war, entschloss sich der englische Verlag einen eigenen Superhelden zu kreieren und kopierte dabei den populären Vorläufer.  Da ist es schon mehr als ironisch das mittlerweile bei dem Captain Marvel Klon die Rechte bei dem großen DC-Konkurrenten Marvel liegen.

Die erste Geschichte aus den 1950ern ist eine aus dem Golden Age mit seiner grenzenloser Naivität aber auch Unschuld. Das mag starke Geschmacksache sein und das Erzähltempo ist rasant und die Charaktere alles andere als ausgereift. Aber es geht in der Kombination mit den Geschichten aus den 1980ern ja generell um den Unterschied und die Macher selber thematisieren den Wechsel zu dem realistischen, düsteren, geerdeten Tonfall der 1980er der bis hin zum Zynismus geht. Insofern ist die ganze Graphic Novel eine einzige Metaebene über die Entwicklung des Superheldencomic.

Viele der hier dran arbeitenden Zeichner wie etwa Alan Davis, Garry Leach, Don Lawrence (der Schöpfer von Storm) und Steve Dillon (Punisher, Hellblazer, Preacher) gehörten später übrigens zu der britischen Invasion welche die US-Comicszene nachhaltig veränderten und die Comics wie wir sie heute kennen prägten. Das betrifft nicht nur die Härte und die realistische Erdung, sondern auch das die Charaktere sehr viel mehr in die Tiefe gehen und der Held als auch sein Alter Ego mit Selbstzweifeln zu tun haben. Im Grunde ist Miracleman als Michael Moran ein gebrochener Mann der nur noch wenig Projektionsfläche für den Leser liefert. Das nimmt schon deutlich die Revolution vorweg welche Frank Miller mit seinem The Dark Knight returns auslöste.
Optisch ist das durchaus eindrucksvoll, wenngleich mancher unverkennbarer Stil der Zeichner hier noch nicht ausgereift ist und manchmal ist das leider zu geschwätzig ausgefallen. Einzig die Episode mit den Warpsmiths ist etwas zu abgedreht und psychedelisch und bedient sich einer Kunstsprache im Stile von Clockwork Orange was leider zu sehr einer Pose ähnelt.

Jedenfalls ist dieser Superheldenband nicht nur comichistorisch interessant, sondern vermag durchaus zu fesseln und bietet jedem etwas. Abgedrehte, psychedelische Geschichten, naive Storys aus dem Golden Age und die härteren, düsteren Stile aus den 1980ern. Somit dürfte jeder Geschmack mal getroffen werden und es ist faszinierend wie ein einziger Band so vieles bezüglich der Entwicklung von Superhelden zusammenfassen kann.


Fazit:
Kurios und fesselnd. Die hier versammelten Reprints vermögen nicht nur zu unterhalten und zu fesseln, sondern schaffen auch eine große Metaebene zur Geschichte des Helden an sich. Zudem wird die Entwicklung von der Art Superheldengeschichten zu erzählen fulminant aufgezeigt. Das macht gerade auch die Publikationsgeschichte sehr deutlich.

Miracleman 1: Der Traum vom Fliegen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Miracleman 1: Der Traum vom Fliegen

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 29

ISBN 10:
3862019934

ISBN 13:
978-3862019939

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Meta-Ebene
  • Action und Dramatik
  • Entwicklungen im Erzählstil aufgezeigt
Negativ aufgefallen
  • manche Storys zu psychedelisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 01.08.2014
Kategorie: Rezensionen
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