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Comic-Besprechung - Bran

Geschichten:
Bran - Eine Geschichte der Insel Errance
Autor: Flora Grimaldi, Zeichner / Colorist: Maike Plenzke


Story:
Auf der Insel Errance bewohnen die Menschen nur die Ostküste. Der Rest der Insel ist bevölkert von wilden Tieren und  magischen Wesen. Der arrogante Prinz Bran reitet eines Tagesim Eifer der Jagd in den verbotenen Wald wo ihn ein Fluch trifft. Fortan ist er tagsüber im Körper eines Raben gefangen. Er heftet sich an die Heilerin Macha, um sie dazu zu bewegen, ihm ein Heilmittel zu verschaffen.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Bran ist ein wunderschönes Märchen. Auch wenn jetzt schon deutlich gesagt wird, dass diese Graphic Novel gelungen ist, so kann sich doch mancher Leser abgeschreckt fühlen, weil es den Genrezusatz Märchen gibt. Die kennt man doch schon zur Genüge, dürften sich manche sagen. Es gibt immer wieder dieselben Zutaten, der Ablauf ist stets gleich und spannend kann es nur werden, wenn die Klischees auf den Kopf gestellt werden und die symbolischen Ebenen, zum Beispiel sexueller Art, deutlich hervorgehoben werden.

Das ist zwar durchaus richtig und die Zweifel haben ihre Berechtigung. Allerdings nur wenn man sich auf die weichgespülten Märchen im Sinne von Walt Disney bezieht. Die Ur-Märchen von den Gebrüdern Grimm waren düster und gerade in den letzten Jahren gab es viele Filme und Comics die dieses deutlich hervorstellten. Bran ist auf diesem Weg etwas anders. Nicht nur weil hier eine ganz eigene Geschichte erzählt wird, die keinesfalls eine Adaption eines bekannten Märchens ist. Auch wird hier nichts modernisiert oder eine Symbolik überdeutlich hervorgestellt. Bran besticht vor allem dadurch, dass der Band den Charakter eines Märchens, seine Atmosphäre und teilweise auch das Personal durchgängig beibehält. Da gibt es den verwunschenen Prinzen, den titelgebenden Bran, Riesen, Feen, Kobolde und Gestaltwandler. Die Handlung an sich ist die klassische Suche nach einem Gegenstand, hier eine Pflanze, welche einen Fluch aufheben soll. So weit ist alles recht klassisch gehalten.

Und doch gelingt es der Autorin Flora Grimaldi und der Zeichnerin Maike Plenzke sich einiger Klischees zu verweigern und besonders im Detail ihrer Erzählung eine Frische zu verleihen die man so nicht erwartet hätte. Was auch die Hauptfiguren betrifft. Wie so oft in der Dramaturgie verstehen sich die beiden nicht und normalerweise respektieren sie sich immer mehr im Laufe der gemeinsam gemachten Erfahrungen. Das ist hier nicht gerade der Fall. Die Helden sind und bleiben sich nicht grün, sondern es bleibt eine Zweckgemeinschaft. Das führt zu einigen sehr humorvollen Szenen, aber auch durchaus zu dramatischen, da letztendlich jeder der beiden seine eigene Agenda verfolgt. Was die Handlung auch deutlich spannender macht, da man nie mit Sicherheit weiß wie man sich verhalten wird.

Das betrifft vor allem den titelgebenden Bran. Dieser ist ein arroganter Prinz der verflucht wird und fortan im Körper eines Raben steckt. Sein einziges Ziel ist es, seine menschliche Gestalt wieder zu erlangen. Hier wird es auch gut vermieden, ihn eine Wandlung durchmachen zu lassen. So ist seine Charakterentwicklung mehr als schleichend und in diesem Sinne auch sehr viel realistischer als sonst. Diesem unsympathischen Zeitgenossen gönnt man sein Schicksal und muss doch immer wieder lächeln. Man wechselt gefühlsmäßig immer wieder hin und her. Manchmal mag man ihn und manchmal möchte man ihm an die Gurgel gehen. Was sehr geschickt ist und von der Tiefe der Figur Zeugnis ablegt. Der Fokus liegt hier auf der männlichen Figur wobei der erzählerische Fokus des nächsten Bandes auf der Heldin Macha liegen wird, von der man auf jeden Fall mehr erfahren will.

Immer wieder gibt es hier einige sehr schöne Ideen. Nicht nur in punkto Inhalt, sondern vor allem auch in den Zeichnungen. Diese sind zwar sehr glatt aber mit einer sehr schönen Farbgebung versehen. Zudem können sie immer wieder mit sehr dynamischen Perspektiven aufwarten, was der Erzählung ein hohes Tempo verleiht. Kaum zu glauben das es sich hier um ein Debüt handelt. Stellenweise erinnert Bran mit seinem Schicksal ein bisschen an Garulfo, kann aber doch für sich selbst stehen. Auch in dem unüberschaubaren Genre des Märchens. Mehr.


Fazit:
Herausragend. Das Genre der Märchen wird zwar nicht auf den Kopf gestellt, aber es gelingt einen neuen Ton einzuführen und die Figuren realistisch zu gestalten. Spannend, witzig und einfallsreich. Schön.

Bran - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bran

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 16

ISBN 10:
3551763046

ISBN 13:
978-3551763044

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • Charakterentwicklung
  • Witz und Charme
  • realistische Figuren
  • Fantasievoll
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 22.05.2016
Kategorie: Alben
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