Comic-Besprechung - Marjorie Finnegan: Temporal Criminal

Geschichten:

Marjorie Finnegan: Temporal Criminal
Autor: Garth Ennis, Zeichner: Goran Sudzuka, Colorist: Miroslav Mrva

Story:

Marjorie Finnigan ist eine Diebin die nichts wirklich ernst nimmt und ihre kleinen Beutezüge auch dazu nutzt einfach Spaß zu haben. Das besondere an ihren Coups besteht darin das sie Zeitreisen unternimmt und in den jeweiligen Epochen ihre Diebstähle und Späße treibt. Dabei wird sie stets von ihrer Schwester verfolgt, welche für die Zeit-Polizei arbeitet und eine private Rechnung mit ihrer Schwester offen hat. Als Marjorie zufällig erfährt das ein Schurke die Weltgeschichte umschreiben will indem er die Religion ausmerzt, müssen sich die beiden ungleichen Schwestern zusammenraufen.

Meinung:

Garth Ennis ist immer eine Lektüre wert. Im Grunde hat der irische Star-Autor nie etwas wirklich Schlechtes geschrieben. Gut, er hat die Messlatte für seine eigenen Werke sehr hoch gehängt und so gibt es auch einige (Mini-)Serien die mit seinen Klassikern nicht mithalten können. Dennoch sind sie immer lohnenswert und eine unterhaltsame Lektüre. Wenn es dann noch in der neuen Mini-Serie mit dem unscheinbaren Titel Marjorie Finnegan um Zeitreisen geht ist der Band gekauft.

Der nichtssagende Titel gibt keinerlei Hinweise auf das Geschehen oder eine genremäßige Einordnung, denn er bezieht sich rein auf die Titelheldin. Nur der Untertitel Temporal Criminal zeigt etwas mehr an. Marjorie ist eine Diebin die durch die Zeit reist, um dort Diebstähle zu begehen und einfach Spaß zu haben. Stets verfolgt von ihrer rachsüchtigen Schwester die als Timecop arbeitet. Als Marjorie von einer schwerwiegenden Verschwörung erfährt welche die Weltgeschichte verändern kann, müssen sich die beiden ungleichen Schwestern zusammenraufen.

Das größte Manko sind hier ausgerechnet die Dialoge. Was insofern äußerst überraschend ist, da Ennis ein Meister der Dialoge ist und ganze Kapitel in Dialogen halten kann ohne dass es langweilig wird. Mit einem unschlagbaren Gefühl für Timing und Struktur wo es bei aller Dramatik immer auch einen Witz geben kann. Hier allerdings wird inflationär geflucht. Nichts gegen Flüche in einem Comic. Wenn es der Situation und dem Charakter angemessen ist, kann das sogar erfrischend sein. Hier wirkt es aber wie ein Charakter aus einem Tarantino-Film mit Tourette Syndrom. Das stumpft auf Dauer ab, wird öde und letztlich ist man genervt. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Auch ist die Struktur der Serie durchwachsen. Man merkt deutlich, dass sich die Story um einige Einfälle entwickelt und nicht die Ideen aus der Story erwachsen. So ist etwa das Finale etwas überhastet und das Ende nicht sonderlich rund, aber vielversprechend für eine mögliche Fortsetzung. Manches wird etwas hinausgezögert und man verliert sich in Nebensträngen. Aber das macht alles nichts, denn die Einfälle und die Ideen um welche die Story aufgebaut worden ist, sind teilweise schlicht genial. Gerade die kleineren Zeittrips, die manchmal nur in einigen wenigen Panels stattfinden, sind vollgestopft mit Anspielungen und Witzen. Auch wenn die Zeichnungen sehr minimalistisch gehalten sind, was gerade bei den historischen Epochen bedauerlich ist, so werden hier doch einige schöne Einfälle eingebaut. Man achte etwa auf den Blick des ägyptischen Sklaven der während eines Kampfes Marjories einen Blick unter ihr Gewand werfen kann. 

Wenn sich Ennis aufregt, so wird er böse und so ist es auch hier. Er traut sich was. Gut, dass er die Kirche nicht mag und Skepsis gegen die Religion hat, ist sattsam bekannt und so nimmt er auch hier wieder einen Rundumschlag vor der ins Blasphemische geht.  Aber er kritisiert auch Trump und seine Kohorten und nimmt Bezug auf die Erstürmung des Kapitols durch den Pöbel. Er macht mehr als deutlich was er davon hält und zeigt auch wofür die Frisur von Trump zu gebrauchen ist. Das wird ihn mit Sicherheit einige Leser gekostet haben und ein Mainstream-Verlag hätte da ängstlich den Stecker gezogen.

Wirkt Marjorie Finnegan im Großen und Ganzen doch etwas unausgereift, so machen der Mut, die intelligente Kritik an Religion und einige geniale Ideen und Gags das wieder mehr als wett. Fans können unbesorgt zugreifen.

Fazit:

Ein großer Spaß. Zwar sind die Flüche inflationär eingesetzt und die Struktur schwächelt beizeiten, aber einige geradezu geniale Ideen und der Mut machen das mehr als wett.

Marjorie Finnegan: Temporal Criminal

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 26,00

ISBN 10:
3986660232

ISBN 13:
978-3986660239

256 Seiten