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Comic-Besprechung - Die Profumo-Affäre
Geschichten:Die Profumo-Affäre
Autor: Jean-Luc Fromental; Zeichner / Colorist: Miles Hyman
Story:
England, Anfang der 1960er Jahre. Der Chiropraktiker Stephen Ward ist gut vernetzt und zählt einige reiche und mächtige Männer zu seinen Patienten und Freunden. Auch ist seine Liebe zu Frauen und Promiskuität geduldet. Eines Tages lernt er die junge Christine Keeler kennen und nimmt sie unter seine Fittiche. Als Keeler bei einer Poolparty den englischen Kriegsminister kennenlernt, können alle Beteiligten noch nicht ahnen das diese Begegnung letztlich die Regierung stürzen und ganze Leben vernichten wird.
Meinung:
Warum wird mit Die Profumo Affäre ein sechzig Jahre alter Sex-Skandal in einem neuen Comic thematisiert? Die Protagonisten dürften den wenigsten heutzutage bekannt sein und aktuelle Skandale und Übergriffe beherrschen mehr die Presse und die sozialen Medien als etwas was 60 Jahre her ist. Manche dürften zwar den Namen Christine Keeler kennen, aber auch den nur wenige. Eher schon bekannt ist das ikonische Foto wo die junge Dame rücklings auf einem Stuhl sitzt. Zwar ist sie nackt, aber es ist nicht viel zu sehen. Dieses Foto gehört sinnbildlich zu den 1960ern und ist eine Ikone geworden.
Damit hat man eigentlich schon die Antwort. Im Nachwort wird der Comic so begründet weil damals Gerüchte und die Presse ganze Leben zerstörten. Heutzutage sind die Mechanismen zwar gleich geblieben aber durch das Internet und die sozialen Medien potenziert worden. Gerüchte, Fake News, das Leugnen von objektiven Tatsachen, Instrumentalisierungen und Vorverurteilungen sind heute leider gang und gäbe, aber beileibe kein Problem der heutigen Zeit. All das wollte mit Die Profumo Affäre gezeigt werden.
Leider scheitert der Bezug zu der Gegenwart und es wird rein ein historisches Interesse bedient. Wobei auch das sich in Grenzen halten kann. Vor allem weil im selben Nachwort zugegeben wird das manche Akten immer noch nicht freigegeben wurden und die Chronologie der Ereignisse unklar sind. Zudem sind gerade auch in der Rückschau Gerüchte und Tatsachen nur noch schwer voneinander zu trennen. Es wird zwar einem der Opfer eine Stimme gegeben, aber das beißt sich mit den Recherchen. Wenn man Tatsachen aufdecken oder schildern will, so sollte man die nicht einem Toten in dem Mund legen da so wieder alles hoch spekulativ ist. So bleibt vieles sehr unscharf und den damaligen historischen Umständen des Kalten Krieges geschuldet. Der Skandal rührte schließlich eher daher das der englische Kriegsminister mit derselben Frau geschlafen hat wie ein sowjetischer Agent. Dabei gelingt allerdings ein gutes Sittengemälde der damaligen Zeit. Es kollidieren die Tradition und aufkommende moderne Ansichten. Die Swinging Sixties und damit später die 68er Bewegung und Generation nehmen die ersten Anläufe, die ersten Brüche in der Tradition und dem gesellschaftlichen Weltbild machen sich breit. So sind die Justiz und die Presse auch eher aufgrund der Moral der Personen aktiv als das tatsächlich ein Landesverrat oder eine Straftat begangen worden wäre.
Das Sittengemälde gelingt, wobei man sich manches etwas schärfer gewünscht hätte. Nicht nur die Bezüge zu der Gegenwart, die wohl geplant waren, sondern auch was die Mentalität und die Lebensweise viele der Betroffenen in Konflikt zu der Gesellschaft brachten. Faktentreue, die später noch revidiert wird, ist zwar lobenswert lässt einen aber kalt. Die Zeichnungen tun noch ihr Übriges dazu, denn die Mimik ist starr. Da wird manchmal eine Augenbraue gehoben aber ansonsten sind die Zeichnungen durchweg zu steif und uninspiriert. Auch die Szenen in denen Figuren nackt zu sehen sind, sind ohne Emotion. Es herrscht Nacktheit vor, aber keine Erotik. Soziohistorisch ein interessanter Band, aber ansonsten wurden hier leider viele Chancen vertan.
Fazit:
Hier werden leider einige Chancen vertan so dass der Band nur aus historischem Interesse und als Sittengemälde punktet. Dem stehen allerdings die steifen und kalten Zeichnungen gegenüber welche einen bei der Lektüre kalt lassen.
Die Profumo-Affäre
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 24,80
ISBN 10:
3965821253
ISBN 13:
978-3965821255
104 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Sittengemälde
- historischer Rückblick auf einen Skandal
- Flair
- Bezüge zu Gegenwart scheitern
- Kollision mit Tradition undeutlich
- steife, starre Zeichnungen
- keine neue Fakten aufbereitet
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(4 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 23.07.2023 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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