Nur die wenigsten deutschen Comicfans werden schon einmal etwas von der Comics Union of Northern Europe (kurz CUNE) gehört. Die Kieler Künstler um das Pure Fruit Magazin, sowie die Veranstalter des Leipziger THE MILLIONAIRES CLUB haben jetzt zwei Programme gestartet, welche CUNE nun auch aktiv nach Deutschland bringen. Wir haben Gregor Hinz von Pure Fruit ein paar Fragen zum Thema gestellt.
Hallo Gregor, was hat es mit der Comics Union of Northern Europe (kurz CUNE) auf sich? Seit wann gibt es diesen Zusammenschluss und wo nahm das ganze seinen Ursprung?
Pure Fruit kam mit CUNE Anfang 2013 in Kontakt, als wir hier in Kiel das Comicsymposium "Baltic Comic" abgehalten haben. CUNE an sich gibt es aber schon seit Dezember 2011 und wird besonders durch das Comiczentrum in Helsinki (www.sarjakuvakeskus.fi) vorangetrieben. Genau dieses Zentrum war auch behilflich bei der Austragung von "Baltic Comic" und so kam eins und zum anderen und wir planen seit dem die Zusammenarbeit in Form einer Art-Residence in Kiel. Generell hat sich CUNE die Vernetzung der Nordeuropäischen Comicszene auf die Fahne geschrieben und das in Form von Festivals, gemeinsamen Comicprojekten und eben dieser Art-Residence.
Wie ist das Pure Fruit Team darauf aufmerksam geworden und was versprecht Ihr Euch von diesem Zusammenschluss?
Pure Fruit verspricht sich davon vor allem eine Stärkung der lokalen Comicszene in Schleswig-Holstein, da diese momentan noch wenig selbstbewusst und zerstreut auftritt, trotz vieler toller Talente. Wir wollen durch den Blick eines externen Zeichners das eigene Bild von unserer Szene verändern und durch Inspiration von außen gute Arbeiten hervorbringen. Im Grunde hat Schleswig-Holstein ideale Voraussetzung um als gutes Beispiel für die Comickultur in Deutschland eine Lanze zu brechen. Markus Huber unterrichtet hier an der Kunsthochschule, Wernercomics haben hier ihre Wurzeln, es gibt frische Aktivitäten durch Pure Fruit und eben viel Platz in der Kunst- und Kulturszene, der noch besetzt werden will. Ich glaube auch das Comic Manifest (www.literaturfestival.com/news/das-comic-manifest-comic-ist-kunst) gab uns noch einmal Aufwind und hat unser Selbstbewusstsein gestärkt. Wir wollen nun unseren Teil beitragen, um Comics nicht nur auf dem Papier zur neunten Kunst zu machen. Schon, dass unser Comicmagazin Pure Fruit kostenlos verteilt wird und somit alle Bevölkerungsschichten trifft, zeigt was wir uns vorgenommen haben. Die Zusammenarbeit mit CUNE ist einfach ein weiterer Schritt.
Welche Aktionen, resultierend aus CUNE, sind in Deutschland geplant?
Konkret bezieht sich unserer Arbeit mit CUNE erst einmal nur auf die Art-Residence, aber natürlich fördert das die Zusammenarbeit der baltischen Länder und wir sind uns sicher noch viel mit unseren nordischen Nachbarn durch gemeinsame Ziele auch in Deutschland auf die Beine zu stellen. Die Weichen sind gestellt. Explizit wird man sich beim nächsten Treffen in Leipzig beim THE MILLIONAIRES CLUB (www.themillionairesclub.tumblr.com/) wieder sehen und wir freuen uns schon auf dieses tolle Festival.
Welchen Mehrwert gibt es für den Comicleser?
Für den deutschen Comicleser ist der größte Mehrwert die noch größere Vielfalt, die es durch internationale Austauschprogramme und Festivals geben wird. Die Auswahl beschränkt sich dann in den Läden oder eben auf den Festivals nicht nur auf französische, amerikanische und ein paar deutsche Titel, sondern es kommen auch die baltischen Länder dazu. Natürlich kommt man in bestimmten Läden jetzt schon an diese Autoren heran, aber oft nur in der Muttersprache des Autors oder auf Englisch. Durch Förder- und Austauschprogramme wird es Übersetzungen und einen besseren Vertrieb geben und natürlich kann man die Autoren häufiger auch auf nationalen Festivals treffen.
Du schreibst, dass es 2014 zwei COMIC-IN-RESIDENCE Programme in Deutschland geben wird. Was beinhalten diese und nach welchen Kriterien werden die Künstler ausgesucht?
Es wird eine Residence in Kiel geben und eine in Leipzig bei unseren Kollegen vom THE MILLIONAIRES CLUB. Wir in Kiel wollen den Comicjournalismus fördern und haben dahingehen klar unsere Forderung für die Bewerber gesteckt. Leipzig steht im nächsten Jahr erst einmal nur den Finnen offen. Es wird eine allgemeine experimentelle, künstlerische Ausrichtung geben. Nach den eigenen Schwerpunkten sucht jeder Standort seine Bewerber ganz unabhängig aus. Diese Art-Residence beinhaltet dann, dass pro Aufenthalt ein Zeichner die Anreise, den Arbeitsplatz, den Unterhalt und die Unterkunft bezahlt bekommt. So haben die Besucher ideale Voraussetzungen zum Zeichnen und wir erhoffen uns tolle, ganz eigene Arbeiten.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und viel Erfolg mit COMIC-IN-RESIDENCE! Mehr unter: www.cunecomics.net www.purefruit-magazin.de http://themillionairesclub.tumblr.com |