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Interview mit Helmut Schulz
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Am Anfang stand die Romanidee:
Die Fantasy-Erzählung Telaya & Dioman von Helmut Schulz sollte ursprünglich ein Stück Prosatext werden und kein Comic!

Helmut_SchulzTelaya & Dioman von Helmut Schulz hat viele Inspirationsquellen, ist aber auch eine kleine Hommage an J.R.R. Tolkiens Werke: da gibt es eine ganze Reihe von „unmöglichen“, Rasse- bzw. Artgrenzen niederreißenden Liebesgeschichten: Beren und Luthien, Melian und Thingol, Arwen und Aragorn … Telaya & Dioman ist die Legende einer solchen Liebe aus der Krieg um Mel-Mythologie, einer vom Autor selbst entwickelten fiktiven Roman-Welt.
Helmut Schulz, geboren 1970 in Fürth/Franken, machte am Gymnasium Hohenschwangau im Sommer 1989 sein Abitur. Danach stand kurz ein Kunststudium im Raum, aber zunächst siegte naturwissenschaftliches Interesse und führte ihn nach Würzburg. Nachdem er dort diverse Fächer studiert hatte – unter anderem Chemie, Philosophie, Islamwissenschaften, Geologie, Informatik, und ein wenig Sport – wurde er während der Boomjahre vor der Dotcom-Krise als Softwareentwickler selbständig. Das hat ihn aber zu keiner Zeit davon abgehalten, an der Welt und Mythologie zu basteln, in der letztlich auch die Geschichte von Telaya und Dioman zum Leben erwachen sollte. Geographisch hat es Helmut über eine Reihe von Zwischenstationen, unter anderem Seelbach im Schwarzwald, wo im Frühjahr 2014 die „Release Party“ für Diesseits der Nacht stattfand, nach Eppingen im Kraichgau verschlagen. Seinen ersten Comic hat er im Alter von 11 Jahren auf Karopapier gezeichnet, nachdem er im Schulkino Kampfstern Galactica gesehen hatte. Helmut ist Quereinsteiger in den Grafikbereich. 2007 hat er Illustration als zusätzlichen Geschäftszweig ergänzt.

Helmut, wie entstand die Idee zu Telaya & Dioman – Diesseits der Nacht?
Die Frage sollte ich vielleicht getrennt beantworten: einerseits für die übergeordnete Erzählung Telaya & Dioman, andererseits für Diesseits der Nacht als eigenständiges Buch. Telaya & Dioman (T&D) als Ganzes kann ich nicht auf „eine“ entscheidende Idee zurückführen.
Die Geschichte entstand irgendwie, quasi als Nebenprodukt, im Verlauf einer sich über Jahre ziehenden Arbeit an der fiktiven Welt und Mythologie des Krieges um Mel, vor dessen Hintergrund sich letztlich all meine Comic- und Romanideen bewegen (ja, ich habe noch mehr davon ?).
Rückblickend betrachtet sind während dieses diffusen Prozesses sicher eine Menge Inspirationsquellen meiner Jugendzeit mit in die Geschichte „reinverdaut“ worden: das beginnt mit den Weltraum-Opern Star Wars und Kampfstern Galactica und endet irgendwann bei Herr der Ringe und Silmarillion, gabelt vorher aber noch den Der Wüstenplanet, Stargate, Conan, Zeit der Asche und wahrscheinlich noch eine Reihe anderer Film-/Roman- und Comicvorlagen auf, an die ich mich jetzt schon überhaupt nicht mehr bewusst erinnere.
Eine Grundidee, die in Diesseits der Nacht noch nicht so anklingen wird, war aber von vorneherein, eine eigenständige Variante des Klischees der unsterblichen, andersartigen Elben-/Elfenvölker der klassischen Fantasy zu schildern. Mich selbst haben an menschlichem Verhalten schon immer die Kollektivismen irritiert: Gruppenverhalten, Gruppenzwang, Korpsgeist, „wir“, „ihr“ … und alles, was daraus erwächst. Die „Spitzohren“ in meinen Geschichten kennen so etwas daher nicht – sie sind Einzelgänger, die lediglich individuelle Beziehungen eingehen, denen Begriffe wie Macht, Autorität und Unterordnung völlig fremd sind, und die sich dementsprechend in den typisch menschlichen Hickhack um Prestige und Rangordnung mit all ihren hässlichen Konsequenzen niemals verheddern würden … die aber auch in der Konfrontation mit Arten, denen diese Dinge eben nicht fremd sind, gnadenlos ins Schleudern geraten, weil sie einfach nicht in der Lage sind, deren Motive zu verstehen.
Ich versuche also, über das Gesamtwerk auch ein kleines bisschen versteckte Gesellschafts- oder eher „Menschheits“-Kritik anzubringen, wenn man das so sagen kann.
Mit Diesseits der Nacht ist es, wie schon angedeutet, ein bisschen anders. Obwohl es als Einstieg in die Gesamthandlung gedacht ist, steht es auch für sich allein und erzählt einen kleinen eigenen Handlungsbogen fertig. Dieser Aspekt des Buches geht auf sehr konkrete persönliche Erfahrungen der letzten Jahre zurück. Ich habe damit ein Versprechen erfüllt, das ich vor vier Jahren gegeben habe.
Die schriftliche Form der Mel-Mythologie entstand übrigens kurz nach der Jahrtausendwende, soweit ich mich erinnere. Die allerersten Ideen zu Telaya (noch ohne Dioman) hatte ich noch VOR der Jahrtausendwende: sie tritt als Nebencharakter im Rahmen einer noch fertig zu schreibenden anderen Geschichte auf ... wen es interessiert: als Schurkin.

Telaya

Du berichtest von diversen Romanideen. Hast Du schon Romane publiziert?
Nein, publiziert ist noch nichts. Das steht quasi alles in den Startlöchern. Die Romanideen spielen letztlich alle in der Welt, in der auch T&D angesiedelt ist, und greifen - wie T&D - Einzelaspekte aus der fiktiven Historie auf und arbeiten sie aus. Einiges ist angefangen und erstmal zurückgestellt, weil es in einer Zeit nach T&D spielen wird.
Die gesamte Hintergrundgeschichte ist, wie erwähnt, schon in Romanform geschrieben, sozusagen das Silmarillion der Mel-Mythologie. Ich wollte sie auf keinen Fall zu früh veröffentlichen, weil sie doch vieles vorwegnehmen würde, was in T&D Stück für Stück rückwirkend enthüllt werden soll. Momentan überarbeite ich sie noch mal sprachlich und will sie auch neu illustrieren. Da sich an T&D im Lauf der Zeit sehr viel geändert hat,  ist das Spoilerrisiko nicht mehr ganz so groß: die in Mel enthaltene T&D-Version sehe ich nun eher als im Lauf der Zeit geformte Legende, die nicht immer und überall der „Wahrheit“ entsprechen muss und von daher vielleicht sogar ihren eigenen Reiz entfachen könnte, durch die zunehmende Diskrepanz zwischen „Sage“ und „Wirklichkeit“ im Comic. Mal sehen - es kann also sein, dass ich nicht mehr sooo sehr lange warte mit der Verlagssuche für Mel. Ursprünglich sollte übrigens auch T&D kein Comic werden, sondern ein Roman.

Wie bist Du zum Epsilon-Verlag gekommen?
Na ja, das war eigentlich furchtbar einfach: Ich schrieb Epsilon, ich hätte einen fertigen Comic auf meinem Schreibtisch liegen und fragte nach, ob Interesse an mehr Informationen zum Thema bestünde. Man sagte ja, ich schickte diese Informationen, Epsilon zeigte sich interessiert, man besprach Details und wurde sich einig.
Ein wenig ausführlicher liest sich das so: Ursprünglich wollte ich das Buch (und seine Nachfolger) auf Englisch und Deutsch im Selbstverlag veröffentlichen, und auch frei verfügbar im Web, wie es Erik mit seinen Deae auch macht - kam aber dann ziemlich schnell zum einen zur Erkenntnis, dass ich mich da übernommen hätte, sowohl vom Arbeitsaufwand her, als auch von den „mentalen“ Ansprüchen, die einem daraus entstehen - Selbstvermarktung und so weiter – und zum anderen, dass Diesseits der Nacht, konzipiert als eher langsam erzählte, stark von ihrem Rhythmus lebende Geschichte, sich überhaupt nicht für eine episodenweise Veröffentlichung eignet. Es einfach en Block freizugeben, dazu konnte ich mich nicht durchringen. Ich kam daher ziemlich schnell zum Entschluss, einen Versuchsballon steigen zu lassen, um eventuell einen deutschen Verleger für Diesseits der Nacht zu finden, jemanden, der mehr Erfahrung in oben genannten Bereichen mitbringt als ich, und der auch wirklich Lust darauf hat, das Buch zu veröffentlichen. Von den drei angeschriebenen Verlagen hat Epsilon am schnellsten und enthusiastischsten reagiert, und die weiteren Gespräche verliefen so angenehm, dass die Entscheidung für mich nicht schwer war.

Telaya_farbe

Seit wann bist Du als zeichnender und schreibender Comic Künstler tätig? Was waren Deine bisherigen Arbeiten?
Diesseits der Nacht ist mein erster langer Comic. In die Öffentlichkeit gegangen bin ich mit dem Projekt im Frühjahr 2014 – es gab eine kleine „Release Party“ mit Ausstellung, in erster Linie für diejenigen, die als „Beta“-Leser am Projekt beteiligt waren und es teilweise seit seinen ersten Ansätzen verfolgt haben. Meine einzigen beiden klitzekleinen sonstigen Veröffentlichungen hatte ich vor einigen Jahren mit dem Kurzcomic Der Putsch in der Anthologie 11xFussball von Inkplosion, und im Web mit dem experimentellen Kurzcomic Don‘t Fear the Chimneyman.

Worum geht es inhaltlich in Band 1?
Einerseits ist es die Geschichte von Cin‘Theles ersten Schritten in einer ihr unbekannten Welt - ihr Versuch, sich darin zurecht- und sich zugleich selbst wieder zu finden, und gleichzeitig die Konfrontation mit einer für sie ungewohnten Vergänglichkeit der Dinge.
Zum anderen erzählt Diesseits der Nachtdie Erlebnisse von Ulog, einem heranwachsenden Krieger vom Stamm der Anukhai, seiner Wölfin Nokha und seinen Freunden, dem Strudel des heraufziehenden Krieges, der sie erfasst, und wie sein Weg und der Cin‘Theles sich am Ende kreuzen.

Weiter geht es in ZACK # 185 ...

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Special vom: 02.11.2014
Autor dieses Specials: Michael Hüster
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Editorial von Georg F. W. Tempel
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