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Comic-Besprechung - Ogregod 1: Die Schiffbrüchigen

Geschichten:

Ogregod, volume 1- Les Naufragés

Szenario: Alejandro Jodorowsky
Zeichner: Zoran Janjetov


Story:

Willkommen! Mein Name ist Otto-6. Ich bin Robottrainer auf dem Raumschiff Sloughi, einer Spezialanfertigung für einen besonderen Anlass. Acht junge Diplomaten der ehrenwertesten Familien des Planeten Okkar, darunter sogar die Tochter des erhabenen Diktator Generalissimus Hizatte, begeben sich auf eine Reise die Galaxie Rosebund zu erforschen. Als Robottrainer ist es mir lediglich gestattet Ratschläge zu erteilen, obwohl die egozentrischen und arroganten Sprösslinge manches Mal eine härtere Hand bräuchten. Allein der Vierfüssler Zeland scheint etwas mehr Verstand zu besitzen. Der wird nach dem Schiffbruch auf einem Planeten des Ogregod auch dringend gebraucht. Es scheint fast, als wären wir bewusst hier gelandet. Gar nicht auszudenken, was auf Okkar passiert, wenn sie erfahren, dass wir dem Feind in die Hände gefallen sind.




Meinung:
Alejandro Jodorowsky und Zoran Janjetov  arbeiten nicht das erste Mal zusammen. Erst vor kurzem brachte Ehapa eine Gesamtausgabe ihrer gemeinsamen Arbeit Die Techno-Väter heraus und auch bei John Difool erschufen sie gemeinsam neue Welten. Während die genannten Werke in demselben Universum spielen, wird in Ogregod (bisher) ein ganz eigenständiger Kosmos auf die Beine gestellt. Der in einem ersten Band natürlich seine Bandbreite noch nicht ausschöpfen kann.

Die Verhältnisse scheinen zu Anfang jedenfalls ziemlich klar. Ein faschistisches Regime beherrscht die Galaxis, erkennbar an den eindeutigen Anlehnungen an den Faschismus und die Symbolik des Dritten Reichs. Selbstverständlich in abgewandelter Form. Statt eines Hakenkreuzes, sind es gekreuzte Fäuste. Statt eines „Heil!“ heißt es nun „Höher! Weiter!“. Und dieses Regime unterdrückt die größtenteils friedlichen, aber technisch äußerst versierten blauhäutigen Vierfüßler. Ihnen verdankt das Militär sämtliche Raumschiffe und jede fortgeschrittene Technik. So gelang es den Zweifüßlern die Galaxis zu erobern. Bis auf Ogregod.

Es ist aber schnell klar, dass man es hier mit der Karikatur einer Diktatur zu tun hat. Der Diktator ist ein vielleicht mal eben halber Meter großer Stups und im Gegensatz zu den Vierfüßlern, die bis auf ihre vier Beine halbwegs realistisch gezeichnet sind, werden die Bürger der faschistischen Galaxie ziemlich verzerrt und karikierend dargestellt. Und ihre Blagen, die sie auf die Sloughi entsenden, machen diesen Eindruck lediglich schlimmer. Egoistisch, selbstbezogen, opportunistisch und arrogant, sind sie wohl die dysfunktionalste Mannschaft, die ein Raumschiff jemals gesehen hat. Ein Wunder, dass das Schiff überhaupt abgehoben hat. Kaum aus der Atmosphäre fangen sie nämlich bereits einen Streit darüber an, wer das Schiff steuern darf. Sympathiefigur ist da eindeutig der Sklaven-Vierfüßler Zeland, der ebenfalls mit an Bord ist und für die ganze Maschine zuständig ist, da die Zweifüßler von den Mecha-Organismen nichts verstehen.

Es kommt, wie es kommen muss. Die überheblichen Kinder übernehmen sich und geraten in die (ihnen feindlich gesinnte) Galaxie Ogregod. Von mehreren Kometen getroffen, müssen sie auf einem fremden Planeten notlanden. Wie sich herausstellt war genau das geplant. Der Planet ist ein großes Testgebiet für die Jugendlichen, an denen der Ogregod die charakterlichen Qualitäten der Besten der verfeindeten Galaxie austesten will. Fallen sie durch, muss ihre Heimat dafür büssen. Kann man also der Galaxie Rosebund schon auf Nimmerwiedersehen sagen? Hilfe kommt da von recht unerwarteter Seite. Der Vierfüßler Zeland ist der erste seines Volkes, der über die Fähigkeit des Transgradierens verfügt. Und damit leistet er einiges, wenn auch im Verborgenen. Denn von seinen Kräften darf niemand etwas erfahren.

Angelehnt beziehungsweise inspiriert ist die Geschichte von Jules Verne „Zwei Jahre Ferien“, wo eine Gruppe Kinder auf einem abgeschiedenen Eiland landet und dort Abenteuer bestehen muss. Trotz der immer wieder auftauchenden Parallelen kocht Jodorowsky bestimmt bald sein eigenes Süppchen und reichert es mit allerlei ungewöhnlichen SF-Kreationen seiner anscheinend unermüdlichen Vorstellungskraft an (wer hat schon mal etwas von in Würfelform komprimierten Hunden gehört). Mit Janjetov steht im dabei ein fähiger Zeichner zur Seite, der schon fast als heilig gesprochen gelten darf, wenn man ihn bereits als Nachfolger von Moebius handelt/sieht. Mehr braucht man kaum hinzuzufügen, denn auch in Ogregod zeigt er seine außerordentliche Befähigung.

Ein wenig unschärfer sind da eher ein paar Aspekte der (sich erst im Anfangsstadium befindenden) Handlung. Jodorowsky bleibt nicht konsequent bei der Verachtung, die die Zweifüßler gegenüber den Vierfüßlern empfinden. Die Jugendlichen sind während des Notfalls recht schnell und ohne wirklich spürbaren Widerwillen bereit sich unter Zelands Fittiche zu ducken und seine aufmüpfige Art zu tolerieren. Dann behandeln sie ihn wieder wie Dreck, nur um sich im nächsten Augenblick bei ihm artig zu bedanken, als wäre er eine gleichgestellte Person. Seltsam auch, dass die Jugendlichen ihre Rettung aus einem sturmumtosten Meer nicht stärker hinterfragen, schließlich hat sich mitten in den übelsten Wellen, dank Zelands heimlichen transgradieren, eine schnurgerade ruhige Strecke gebildet. Schön ist dagegen, wenn der Autor die Vorkommnisse auf der Militärwelt Okkar nicht außer Acht lässt. Dort braut sich nicht nur unter den Vierfüßlern, sondern inzwischen auch unter den Roboterdienern eine Revolution an. Wer weiß, ob die Heimat der gestrandeten Jugendlichen am Ende noch dieselbe sein wird.

Ogregod 1 hat genug Potential, um einen länger bei Laune zu halten. Neben den offensichtlichen Spannungselementen (werden die Jugendlichen den Test meistern?) gibt es auch einige Elemente, deren weitere Auswirkung und Bedeutung gänzlich unbekannt ist und die das Geschehen sicherlich noch komplexer gestalten (zum Beispiel Zelands geheimnisvolle Fähigkeit zu transgradieren). Vielleicht ist man da auch schon zu sehr Science-Fiction-Nerd, wenn man das letzte Bild des Bandes, ein rotes Roboterauge, sogleich mit HAL aus Stanley Kubricks 2001–Odysee im Weltraum in Verbindung bringt. Sollte da ein Fingerzeig verborgen sein, so verheißt er nichts Gutes für die Diktatur der Zweifüßler. Der zweite Band und alle weiteren dürfen also erstmal gerne kommen. Ein warmes Plätzchen im Bücherregal ist ihnen sicher.

Vielleicht löst sich dann mit der Zeit auch das Rätsel, um den anderen Zoran Janjetov, der anscheinend die Vorlage für den Vierfüßler Zeland war. Dieselbe Nationalität und Heimatstatt, wie die des Zeichners. Und der Zeichner bringt sich selbst auch noch als Vater von Zeland zeichnerisch ein. Müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die Ähnlichkeit, die Verbindung und die Vater-Sohn-Assoziation zufällig sind. Unter Umständen hat man sich gerade als totaler Ignorant der Thematik entlarvt, weil man den Zusammenhang nicht erkennt. Vielleicht sieht man ja auch bereits Gespenster. Aber ist doch immer wieder interessant, worauf man beim rumgooglen alles stößt.


Fazit:

Im Fahrwasser einer Geschichte von Jules Verne macht Jodorovsky in Ogregod 1 ganz offensichtlich sein eigenes Ding. Der Band baut genug interessante Elemente ein, die einen auch später bei Laune halten können. Wer mehr Gründe für einen Kauf braucht, der sei auf Janjetovs klasse Zeichnungen verwiesen, die dem SF-Comic erst sein unverwechselbares Gesicht geben. Immer her mit dem zweiten Band!




Ogregod 1: Die Schiffbrüchigen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ogregod 1: Die Schiffbrüchigen

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 13,99

ISBN 13:
978-3-7704-3496-1

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • interessante Story-Ansätze
  • klasse Zeichnungen
  • Jodorovsky und Janjetov halt
Negativ aufgefallen
  • kleinere Wehwechen bei den Figuren
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 21.06.2011
Kategorie: Ogregod
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