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Comic-Besprechung - Jeff Jordan Gesamtausgabe 2
Geschichten:Band 2: 1960 - 1063
Originaltitel: „Gil Jourdan: L‘intégrale – tome 2”
Text: Maurice Tillieux, Zeichnungen: Maurice Tillieux
- Story: Durch die Hölle von Massacara („L’enfer de Xique-Xique“)
- Story: Die Nacht des schwarzen Hundes („Surboum pour 4 roues“)
- Story: Die roten Mönche („Les moines rouges“)
- Story: Tötet Jeff Jordan („Les 3 taches“)
- Story: Die Jagd auf Teddy Bär („La poursuite“)
Bonus-Material:
- Artikel: Einführendes Textmaterial von José-Luis Bocquet
Story:
Dieser Band beginnt mit Durch die Hölle von Massacara, dem ersten richtig exotischen Abenteuer von Jeff Jordan und seinem Kumpel Teddy Bär. Leon Loewe taucht auf im Detektivbüro und berichtet von seinem Bruder Ludwig, dem Erfinder einer speziellen Ultraschall-Waffe, der in die südamerikanische Bananenrepublik Massacara gereist ist und seit dem nicht wieder gesehen wurde. Ein chiffrierter Brief hat Alarm geschlagen: „Bin in großer Gefahr, bitte helfen.“ Das kleine Land liegt irgendwo zwischen Brasilien und Französisch-Guyana, wird von einer Militär-Junta regiert und besticht ansonsten durch bedrückende Armut, riesige trostlose Sand- und Steinwüsten, tropische Regenwälder, unwirtliche Hochebenen und abgrundtiefe Schluchten. Das „ideale Urlaubsland“ wie Teddy meint, als er hört, dass im Dschungel auch noch Kopfgeldjäger leben sollen.
Ein reizvolles Ambiente lockt Helden und Leser. Nur zwei Tage später fliegen Jeff und Teddy nach Bahia und begeben sich auf eine Busfahrt nach Massacara, wo sie den verschollenen Ingenieur zwar finden, aber relativ schnell selbst in Gefangenschaft geraten. Ein Ausbruch ist nicht die kleinste Herausforderung, die sich ihnen stellt, schließlich gilt es eine Wüste und einen Dschungel zu durchqueren.
Im nächsten Abenteuer, Die Nacht des schwarzen Hundes, verschlägt es unsere Helden in völlig konträre Gefilde, genauer gesagt sie fahren aufs heimische, französische Land (wobei der Ort natürlich eingedeutscht wurde: Schönbrunn). Dort lebt Barney Basker. Dieser hat in der ländlichen Idylle nach dreissig Jahren Fremdenlegion ein Haus mit großem Anwesen gekauft und bekommt seit seinem Einzug anonyme Drohbriefe mit Botschaften wie „Wenn du nicht bis zum 15. April das Feld geräumt hast, erledigt dich der schwarze Hund!“.
Ein Fall, so richtig nach dem Geschmack des charmanten Detektivs. Ein Fall, der umso interessanter wird, als sich herausstellt, dass es Verbindungen zu einer mysteriösen Diebstahlserie zu geben scheint, bei welcher seit Wochen im ganzen Land immer wieder Lieferwagen verschwinden.
Auch die dritte Geschichte mit dem Titel Die roten Mönche spielt in einem gottverlassenen, toten Winkel des Landes. Doch lassen wir diesmal den Comic selbst sprechen: „Das kleine Dorf Winkelhausen liegt ungefähr dort, wo die Welt mit Brettern vernagelt ist, wo sich die Füchse und Hasen Gute Nacht sagen würden, wenn es ihnen dort nicht zu einsam wäre. Bis zum Meer sind es nur ein paar Schritte, aber angeblich verirren sich selbst die Fische nur selten in diese Gegend.“
In ebenjenem verschlafenen Winkelhausen gibt es jedoch das Kloster der roten Mönche. Der Bürgermeister Hyazinth Federkeil und sein Assistent Sven de Merian nehmen Kontakt auf zu Jeff Jordan und behaupten, das Kloster sei verhext. Doch spukt es dort wirklich?
In Tötet Jeff Jordan! spielt das depperte Gauner-Duo Kalle und Bubi die erste Geige. Bei der Firma Werner & Co. wird ein Tresor aufgebrochen. Die dort gelagerten geheimen Dokumente, Luftaufnahmen und Karten vom Iran, dem Jemen und von Dahomey, sind spurlos verschwunden. Auch der Fotograf wurde von Kalle und Bubi entführt. Im Verlauf der Geschichte versuchen die beiden Verbrecher Jeff und Teddy aus dem Weg zu schaffen, da sie den Drahtziehern hinter dem Diebstahl und dem Geheimnis, dass ihn umgibt, immer näher kommen.
Den Abschluss des zweiten Bandes bildet die Kurzgeschichte Die Jagd auf Teddy Bär, eine zwölfseitige Story, die in einer SPIROU-Sonderausgabe zum Abdruck kam und die Vorgeschichte von Teddy und Inspektor Stiesel erzählt. Diese Geschichte fällt optisch etwas aus dem Rahmen, weil sie als Faksimile der Originalveröffentlichung wiedergegeben wird.
Meinung:
Der zweite Band bringt die nächsten vier Abenteuer. Die Gesamtausgabe ist in den 60er Jahren angelangt. Jeff Jordan besteht sein erstes Abenteuer außerhalb Frankreichs. Durch die Hölle von Massacara kann als weiterer Höhepunkt innerhalb der Serie angesehen werden, denn die Geschichte vereint alles, was EIN FALL FÜR JEFF JORDAN ausmacht: ein exotischer Auftrag, witzige Interaktion der Charaktere, ausweglose Situationen für Jeff und Teddy und viel Action. Tillieux scheut sich auch nicht davor, seine Vorliebe für Automobile jeglicher Art gekonnt in Szene zu setzen. So fahren die Helden mit einem alten Militärlastwagen durch Geröllwüsten und auf Seite 41 lässt er das Fahrzeug einen Hang abstürzen, sich nach allen Regeln der Kunst mehrfach überschlagen und schließlich in Flammen aufgehen.
Auch Die Nacht des schwarzen Hundes ist ein kleines Juwel der Krimi-Funny-Schule. Auf der einen Seite haben wir die Erpressung des Hauseigentümers Basker und das Rätsel des schwarzen Hundes. Auf der anderen Seite stehen die seltsamen Diebstähle von Lieferwagen. Beides hat letztlich miteinander zu tun, und das überzeugende Szenario liefert dem Leser Stück für Stück Hinweise, die ihm bei der Lösung des Falls helfen.
Bei diesem und auch beim dritten Abenteuer, Die roten Mönche, wirkt sich das gnadenlose Eindeutschen der Handlung etwas negativ aus, schließlich sind Szenerie des Geschehens und Kleidung der einfachen Leute sehr auf das geruhsame französische Volk auf dem Lande zugeschnitten. Aber die charmante Art des Settings überzeugt auch ohne Worte. Tillieux ist nicht umsonst ein Meister seines Fachs.
Die letzte lange Geschichte Tötet Jeff Jordan! fällt storymäßig etwas ab. Die beiden tumben Ganoven sind irgendwie zu dominant und obendrein nicht wirklich lustig. Der Humor kommt oftmals mit der kleinen Brechstange daher, wenn zum Beispiel Kalle dem Bubi immer wieder ein Paar vor den Latz knallt (wie Bud Spencer in seinen besten Tagen). Dennoch hat auch diese Geschichte ihre Reize und witzige Momente.
Grafisch schwankt Maurice Tillieux in dieser Phase der Serie zwischen der École Marcinelle und der Ligne Claire. Das liegt daran, dass er eher ein Freund der klaren Linie war, aber von seinem Verleger Dupuis dazu gedrängt wurde, doch mehr den Zeichenstil von André Franquin zu imitieren. Blickt man auf die ersten acht Alben bis 1963, so kann man José-Louis Bocquet beipflichten, der in seinem Sekundärbeitrag das Fazit zieht, dass Tillieux in einer Reihe mit den großen Zeichnern des Hauses Dupuis zu sehen ist und für die Goldene Ära des Magazins SPIROU steht. Maurice Tilleux ist im Pantheon der Funny-Altmeister der franco-belgischen Schule angekommen und trifft dort auf Franquin, Morris, Peyo und Roba.
Die Aufmachung dieser Gesamtausgabe ist nahezu perfekt. Druck und Papier sind adäquat. Es gibt rund 14 Seiten Bonus-Material: zusätzliche Texte zu den einzelnen Geschichten mit seltenem Bildmaterial. Darüber hinaus gibt es Daten zur Veröffentlichungshistorie jeder Geschichte sowie die Original-Titelbilder der belgischen Alben und die Rückseiten dieser Erstveröffentlichungen.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es auch bei Band 2: Die Vorlagen der Carlsen-Ausgaben wurden scheinbar ohne redaktionelle Bearbeitung übernommen. Es finden sich immer noch vereinzelte Tippfehler, und auch die in die Handlung eingebauten versteckten Hinweise auf den Carlsen Verlag wurden nicht überarbeitet. Aber das ist natürlich Jammern auf extrem hohem Niveau.
Fazit:
JEFF JORDAN ist ein wirklicher Klassiker der franco-belgischen Funny-Schule. Die Geschichten sind zeitlos. Dies kann man nach 40 Jahren Reifezeit mit Fug und Recht behaupten. Die Figuren sind sympathisch, viele der Gags zünden auch 2010 noch, die Zeichnungen sind überzeugend.
Was für Band 1 gilt, das gilt auch für Band 2. Wer JEFF JORDAN gar nicht kennt, der sollte jetzt zu schlagen. Ein dicker Hardcoverband mit vier Alben plus Zusatzmaterial in dieser Aufmachung zu diesem Preis ist fast schon ein Schnäppchen. Es gilt ein Stück franco-belgischer Comic-Kultur zu entdecken, die begeistert. Das Gleiche gilt für all die, die JEFF JORDAN bereits kennen, aber nicht vollständig besitzen. Und all die, die bereits alle Carlsen-Alben besitzen, dürften trotzdem nur schwerlich einen Bogen um diese Ausgabe machen können, denn diese Werkausgabe macht mächtig Lust darauf, sich alle Fälle des Privatdetektivs Jeff Jordan erneut zu Gemüte zu führen. Unterhaltung par excellence!
Jeff Jordan Gesamtausgabe 2
Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann
Verlag:
Egmont Comic Collection
Preis:
€ 29.95
ISBN 13:
978-3-7704-3309-4
240 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- chronologische Veröffentlichung mit Extras
- exzellenter Gesamteindruck
- sehr schöne Aufmachung
- absoluter Klassiker im Funny-Bereich
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 07.03.2010 | ||||||
Kategorie: | Jeff Jordan | ||||||
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