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Comic-Besprechung - Ultimate Spider-Man 1

Geschichten:
The New World According to Peter Parker, Part 1 - 6
Autor: Brian Michael Bendis; Zeichner: David Lafuente; Inker: Danny Miki, Allen Martinez, Dexter Vines; Colorist: Justin Ponsor

Story:
Sechs Monate sind vergangen, seit die von Magneto hervorgerufene Flutwelle New York in ein Trümmerfeld verwandelte. Peter Parker arbeitet jetzt in einem Schnellimbiss, während zuhause Gwen Stacy auf ihn wartet, die jetzt mit ihm zusammen bei Tante May wohnt. Die beiden sind ein Paar, nachdem sich MJ von Peter getrennt hat.

Unterdessen tritt der neue Mysterio auf den Plan und startet seine Verbrecherkarriere mit einem Paukenschlag, indem er den Kingpin aus dem Fenster eines Hochhauses wirft und tötet. Mit Hilfe eines Gases, welches Illusionen hervorruft, verbreitet er daraufhin Panik in New York, um die Goldschätze der Federal Reserve in seine Hände zu bekommen. Als Spider-Man seinen Plan vereitelt, sinnt er auf fürchterliche Rache an dem Wandkrabbler.

Als hätte Peter nicht schon genug Probleme, nachdem Tante May nicht nur Johnny Storm Obdach anbietet. Auch Bobby Drake, bekannt als Iceman, sucht bei Peter Unterschlupf nachdem ihn seine Mutter rauswarf, weil er ein Mutant ist. Überhaupt sind Menschen mit besonderen Kräften, allen voran die Mutanten, wieder ein Problem und an Peters Schule nicht gerne gesehen. Wird es ihm und seinen Freunden weiterhin gelingen, ihre Geheimidentitäten für sich zu behalten? Und wer ist eigentlich der mysteriöse neue Vigilant, der den Verbrechern New Yorks Beine macht? Vielleicht ein alter Bekannter Spider-Mans?

Meinung:
Wieder einmal der Neustart einer bekannten Serie. Diesmal bietet er sich ausnahmsweise sogar an, denn er geht mit einer Neukonzeption beziehungsweise Neudefinition des Ultimativen Spider-Man einher. So weit, wie damals beim Start des Ultimativen-Universums, ist man jedoch nicht gegangen. Die Geschichte um Spider-Man wird nicht gänzlich neu erzählt, sondern lediglich das bereits gewachsene Ganze ein wenig getrimmt und zurechtgestutzt.

Dabei greift Autor Brian Michael Bendis auf einen kleinen Zeitsprung von sechs Monaten zurück, um den Leser gleich in den neuen Status Quo einzuführen. Peter und MJ sind getrennt, nachdem sie Schluss gemacht hat. Er ist seit kurzem in einer neuen Beziehung mit Gwen Stacy. Sein Job beim Daily Bugle existiert nicht mehr und fortan muss er seinen Lebensunterhalt mit der Arbeit in einer Burgerbude bestreiten. Peter Parker ist einmal mehr der sympathische Verlierertyp mit dem Spinnenkostüm im Schrank geworden.

Doch nicht nur sein Berufsleben gerät aus den Fugen. Kein geringerer als Johnny Storm sucht bei ihm Unterschlupf und auch Bobby Drake alias Iceman findet bei Tante May ein neues Zuhause. Und währenddessen treibt ein geheimnisvoller unbekannter Held sein Unwesen in den Straßenschluchten New Yorks und rettet nicht nur Spidey vor größerem Unbill.

Spidey, die Fackel und Iceman unter einem Dach?? Das ist mal was Neues, und die so gegründete Superhelden-WG und die daraus folgenden Verflechtungen der Protagonisten werden in den nächsten Ausgaben für reichlich Szenen im Sinne einer Soap-Opera sorgen. Das diese Ausrichtung so gewollt ist, gibt nicht nur der Klappentext her, sondern allein schon die Verwicklungen im ersten Band. Denn natürlich bereut MJ inzwischen ihren Schritt, Johnny Storm hat so seine Schwierigkeiten mit der häuslichen Arbeit und darf, ebenso wie Iceman, in der Schule nicht erkannt werden. Bei alledem mischt auch die ebenfalls frisch von ihrem Freund getrennte Kitty Pride mit, die Bobby Drake zu den Parkers brachte und es sicherlich nicht ihren letzten Besuch gewesen sein lässt.

Die Kombination der Hauptcharaktere erinnert bestimmt nicht von ungefähr an die aus den 90ern bekannte Serie „Spider-Man und seine außergewöhnlichen Freunde“. Zwar fehlt Firestar, doch übernimmt ihren Part die Fackel. Entsprechend locker und auch alberner wird in Ultimate Spider-Man agiert. Es steht eindeutig der Spaßfaktor im Vordergrund. Die Dialoge sind temporeich und von Brian Michael Bendis vielfach auf augenzwinkernde Pointen zugeschnitten. Hier zeigt sich einmal mehr das Talent des Autors. Die Konsequenz ist jedoch ein Überfülle an kleinen Sprechblasen, die wie Luftballons an einer Schnur über den Figuren hängen. Sie sind glücklicherweise so gesetzt, dass die Panels dabei nicht überladen wirken.

Leider geht bei dieser spaßbetonten Herangehensweise einiges an Komplexität und Tiefe der Charaktere verloren, da alles auf oberflächliche Dramen und Action zugeschnitten wird. Dadurch rückt Ultimate Spider-Man vom Stil her ein wenig mehr in Richtung auf die kurzlebige „Spider-Man zur TV-Serie“, bzw. das „Spider-Man Magazin“, beide ebenfalls bei Panini. Anscheinend versucht man mit Ultimate Spider-Man einen Spagat zu machen, zwischen den klassischen Superhelden-Geschichten und den erfolgreichen Manga-Serien mit ihren Teenie-Dramen. Ob vielleicht Marvels Fusion mit Disney etwas mit der neuen Ausrichtung auf ein jüngeres Publikum zu tun hat?

Taufpate des Neustarts und Antagonist ist Mysterio, der gleich zu Beginn den Kingpin tötet. Beim Start der Marvel-Knights-Reihe im regulären Marvel-Universum war es ebenfalls Mysterio, der für eine Auffrischung der Daredevil-Serie herhalten musste. Wer jetzt allerdings denkt, der Ultimate Mysterio könnte ebenso gefährlich für Spidey werden, wie derjenige in der klassischen Geschichte von Kevin Smith, der irrt. Autor Brian Michael Bendis gelingt es nicht den ultimativen Mysterio bedrohlich wirken zu lassen, geschweige denn, ihn auch nur mit dem Hauch eines Motivs auszustatten. Zwar schafft es Mysterio mühelos einen der größten Verbrecherbosse New Yorks umzubringen, sein Plan die Federal Reserve Bank auszurauben ist dagegen jedoch so durchschaubar und nach Schema F, dass man verwundert den Kopf schüttelt. Und dafür soll er sich auch noch wochenlang vorbereitet haben?

Damit kommen wir auch gleich zu einem weiteren Problem der Figur: der Logik. Anscheinend vermag es nur Spider-Man die von Mysterio hervorgerufenen Illusionen zu durchschauen ... jedoch wie? Er erkennt es meist daran, dass Gegenstände durch sie hindurch ragen. Das Problem ist aber, dass Bendis den Bösewicht so etwas wie „Furchtgas“ bzw. eine illegale Droge benutzen lässt, die anscheinend auf den Verstand der Betroffenen einwirkt und sie Dinge sehen lässt. Wenn die Illusionen also keine Hologramme sind, sondern Wahnvorstellungen, wie können dann Spideys Netze durch sie hindurch fliegen? Müsste sich dann nicht lediglich seine Vorstellung an die neuen Verhältnisse anpassen? Und wie können die Illusionen Dinge tatsächlich zerstören, wenn sie eingebildet sind?

Solcherlei Ungereimtheiten trüben das Bild schon sehr stark, zumal eigentlich ein erfahrener Autor am Schreibpult sitzt. Insgesamt fügen sie sich jedoch in die allgemein flache Story nach standardisiertem Held/Bösewicht-Schema und den weitgehend zurückgeschraubten Tiefgang. Man sollte also nicht auf den Nägeln kauen, bei dem Umstand, dass Mysterio etwas Blut von Spider-Man gefunden hat und ihn so vielleicht aufspüren könnte. Eine bessere Ausarbeitung der Figur wäre für die Zukunft jedenfalls wünschenswert.

Auch die Ermordung des Kingpins selbst ist erstaunlich bedeutungslos für den Fortgang der Story und dient augenscheinlich bloß als Vorwand um Mysterio als „gefährlichen“ Verbrecher einzuführen. Und die daraus gezogene Schlussfolgerung, Mysterio sei jetzt der neue Crime-Boss von New York, muss sich noch bewähren. Momentan sieht diese Episode allerdings mehr nach einem sinnlosen Nebenhandlungsstrang aus. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

Der aus einer Talentsuche von Marvel hervorgegangene Zeichner David Lafuente macht seine Sache insgesamt gut. Vor allem, da Ultimate Spider-Man mit seine erste fortlaufende Serie ist. Die Zeichnungen sind dynamisch und verbergen nicht ihre Anleihen beim Manga-Stil. Die Panelaufteilung erfolgt oft über zwei Seiten, was so etwas wie einen 16:9-Effekt bewirkt. Seine Darstellungsweise steht von ihrer Atmosphäre her im genauen Gegensatz zu Stuart Immonens zuletzt recht düsteren Bildern, fügt sich aber in die Neukonzeption der Serie nahtlos ein.

Lediglich das Coloring enttäuscht an manchen Stellen. Seien es nun Ungenauigkeiten bei Haarfarben (Reed Richards mit blondem Haar) oder plumpe Anwendung von Photoshop (Gwens Lidschatten lässt sie manchmal aussehen, wie die Figuren aus Coraline, die Knöpfe statt Augen haben).

Mit dem Neubeginn gehen auch ein anderes Format und eine andere Erscheinungsweise einher. Zwar bekommt man sechs Hefte im Bündel geboten, allerdings zu einem entsprechenden Preis von 16,95 €.  Eine kleine Preiserhöhung gab es damit auch gleich. Außerdem erscheint die nächste Ausgabe erst ab November. Ob die angepeilte neue oder die gewachsene alte Zielgruppe diesen Wechsel mitmachen (man vergleiche vorher: zweimonatlicher Erscheinungsrhythmus und Preis von 4,95 €), wird sich noch zeigen müssen.

Fazit:
Nicht nur der Spider-Man-Movie wird rebootet, sondern auch die (ultimative) Comic-Serie. Dabei bietet Ultimate Spider-Man 1 einen guten Einstieg für Neuleser, läuft jedoch unter Umständen Gefahr durch die Neuausrichtung bisherige Stammleser zu verprellen. Die Geschichten machen aber insgesamt viel Spaß und sind leichte Kost, ohne allzu komplexe Szenarien oder Charaktere. Die Erzählweise ist geradlinig und schnell und eignet sich hervorragend für ein flüssiges Durchlesen. Alles in allem eine gute Lektüre für heiße Sommertage, an denen der Kopf nicht allzu sehr rauchen soll.

Ultimate Spider-Man 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ultimate Spider-Man 1

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-86201-043-1

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen dynamisch und actionreich
  • Spider-Man als Teenie-Drama
  • Superhelden-WG
Negativ aufgefallen
  • Story oberflächlich und ohne Tiefgang
  • typisches Held/Bösewicht-Schema, von Bendis besseres gewohnt
  • Coloring von Gwen Stacy
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 17.07.2010
Kategorie: Spider-Man
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