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Comic-Besprechung - Iron Man 6: Der Eiserne Krieg

Geschichten:

War of the Iron Men Part 1 - 5

Autor: Fred Van Lente
Zeichner: Steve Kurth
Tuscher: Allen Martinez, Victor Olazaba
Farben: John Rauch, Chris Chuckry




Story:

Die Stark’schen Waffenfabriken schweigen und alle Anstrengungen des Unternehmens werden in die Entwicklung sauberer Energien für die Welt gesteckt. Mit der Erfindung der Iron Man-Rüstung hat Tony Stark jedoch eine Waffe geschaffen, die bei den Nationen der Welt einige Begehrlichkeiten weckt. Und Geheimnisse kommen nun einmal irgendwann ans Licht. Das muss auch Tony Stark erfahren, als mit Hilfe seiner Technologie in Osteuropa muslimische Minderheiten verfolgt und ausgelöscht werden. Das Erbe seines Vaters, SEIN Erbe entzieht sich immer mehr seiner Kontrolle. Es gibt für ihn daher nur eine Möglichkeit, er muss als Iron Man die Dinge selbst in die Hand nehmen. Aber internationale Konflikte, Genozid, der Kampf um Ressourcen und politische Interessen bilden bald einen Sumpf, in dem jemand in einer eisernen Rüstung schnell versinken kann.



Meinung:

Iron Man steht unter Strom, was nicht nur durch die Filme, sondern allein schon durch das Cover bestätigt wird. Oder sollen die großen Hände vielleicht zuviel Cannabis-Konsum andeuten? Als Multi-Multi-Megamilliardär wird Tony Stark längst auf Kokain umgestiegen sein, obwohl er ja auch dem schnöden Alkohol nicht abgeneigt war. Doch inzwischen kann man den Eisernen Rächer ja beinahe als geläutert betrachten. Den Waffengeschäften seines Vaters hat er eine Absage erteilt und er möchte stattdessen lieber den Planeten mit sauberer Energie retten. Nur leider hat er mit der Iron Man-Technologie eines der effektivsten Waffensysteme der Welt geschaffen und so trifft es ihn wie ein eiskalter Schlag in die Magengrube, als auf einmal mit Hilfe genau dieser Technik in einem (fiktiven) osteuropäischen Land Minderheiten systematisch gemeuchelt werden.

Im Grunde werden im sechsten Iron Man mit dem Titel Der Eiserne Krieg die Filme konsequent fortgedacht. Mit seiner Erfindung der Rüstung öffnete Tony Stark die Büchse der Pandora. Bei einmal entwickelten Waffen ist es dann genauso, wie mit Gegendarstellungen in der Presse. Es ist der Versuch die Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken, soll heißen ihre Anwendung und Verbreitung lässt sich nicht aufhalten. Diese Einsicht wird auch den werten Herrn Milliardär getroffen haben, als er per Live-Schaltung mit ansehen muss, wie muslimische Roma von kruden Iron Man-Rüstungen systematisch hingerichtet werden. Was rät ihm die Regierung, was raten ihm seine engsten Vertrauten? – Halt dich raus! Denn jedwedes Eingreifen von Iron Man könnte entweder Russland oder China (die haben eine Ölpipeline durch das Land laufen; mit den Geographiekenntnissen des amerikanischen Autors scheint also noch alles in Ordnung zu sein) provozieren und diverse internationale Abkommen brechen. Und wurde schon erwähnt, dass das (fiktive) Land Transia direkt an Latveria grenzt, der Heim- und Wirkungsstätte von keinem geringeren als Dr. Doom?

Aber wenn Tony Stark eines ist, dann belehrungsresistent. Also begibt er sich nach Europa und verwickelt sich dabei immer mehr in einen Konflikt, den er weder gewinnen noch beherrschen kann. Und just in diesem Augenblick, wo man alles richtig Ernst nimmt und man dem Schreiber zu seiner realistischen Annäherung an die Problematik gratulieren möchte, taucht plötzlich ... Dreadknight auf!? Who the fuck!? ... mögen jetzt manche fragen, allerdings macht die illustre Origin dieses C- bis D-Bösewichts alles nur noch schlimmer. Um hier bloß die Eckdaten zu nennen: eigentlicher Name Bram Velsing, eine zeitlang unter der Obhut von Dr. Frankensteins Urenkelin Victoria von Frankenstein und Besitzer des (fledermaus-)geflügelten Pferdes von Black Knight. Mit Dreadknight hört es dann leider nicht mehr auf, denn der chinesische (nicht der simpson’sche) Radioactive Man spielt auf einmal ebenso mit, wie Titanium Man und der Crimson Dynamo.

Kapitel drei und vier sind mit den übermenschlichen Vollidioten vollgestopft, von denen Radioactive Man’s Anwesenheit hauchdünn den meisten Sinn macht. Eigentlich ist er auch lediglich deshalb da, weil Tony Stark, als ihm die Situation allmählich aus den Händen glitt, auf den glorreichen Gedanken kam die Situation weiter eskalieren zu lassen. Interessant zu sehen mit welch begrenztem Horizont der Mann hinter Iron Man auf Drucksituationen reagiert. Überhaupt agiert der Eiserne nicht allzu weitsichtig, schließlich verliert er einen Großteil seiner Ausrüstung ausgerechnet an Dr. Doom und letzten Endes fragt man sich wirklich, warum er sich einmischen musste. Für die Roma? Für die USA? Für den Weltfrieden? Reines Gutmenschentum? Die Antwort liefert Iron Man selbst, als eines der Opfer ihn auffordert eine Seite zu wählen: „Ich habe eine Seite gewählt“, antwortet er. „Meine.“ Und fliegt davon. Ihm geht es gar nicht mehr darum Menschen zu helfen, sondern um sein Image und das Erbe, welches er erhalten hat. Entlarvender hätte die Geschichte nicht sein können.

Wirklich viele, viele gute Ansätze sind in Iron Man 6 zu finden, die einiges von der Selbstverständlichkeit des Superheldentums hinterfragen. Was nicht passt ist der Rückgriff auf drittklassige Schurken. Es passt noch weniger, wenn man bedenkt, dass der Band die ersten Bände der neuen Serie Iron Man Legacy enthält, welche diejenigen Kinozuschauer ansprechen soll, die als potentielle Leser nicht mit der überladenen Continuity von Iron Man überfordert werden sollen.

Dazwischen verstrickt sich Autor Fred van Lente in den üblichen Schemata, die man eigentlich eher in den Zeiten des Kalten Krieges angesiedelt hätte. Dazu gehört auch eine von Titanium Man und Crimson Dynamo initiierte Live-Fernsehübertragung nach Moskau, die die Menschen in Osteuropa davon überzeugen soll, dass nur Russland die Menschen im Osten und Westen schützen kann. Wie hirnrissig kann es werden? Wenn man dann bedenkt, dass die beiden Russen nach ein paar Seiten wieder ausgedient haben und nichts mehr zum Kampf gegen Dr. Dooms Bot-Armee beitragen, verliert die Episode jegliche Existenzberechtigung. Selbst wenn sie lediglich symbolisch für die Mächte jenseits des früheren eisernen Vorhangs (wie passend) stehen sollen, es funktioniert so leider nicht.

Mit dem Eingreifen Dr. Dooms flammt dagegen erneut ein Fünkchen auf, welches die Geschichte wieder amüsanter gestalten und sie in Richtung von mehr Komplexität führen könnte. Leider ist auch diese Auflösung wieder zu sehr der oberflächlichen Konfliktlösung des Genres verpflichtet und allein die letzte Seite macht Hoffnung, dass da aus allem ein wenig mehr herauszuholen bleibt. Zurück in den Staaten plant Stark nämlich seinen nächsten Zug. Am Ende tritt an die Stelle seiner früheren Sucht der Wahn des ewig Machbaren, der ewigen Wiedergutmachung. Aber Tony Stark hat gar nicht soviel Hände, um immer und überall das Schlimmste zu verhindern. Und so folgt dem beginnenden Kontroll- wohl auch bald der Größenwahn. Aber das ist erstmal eine andere Geschichte, die zu erzählen sich allerdings lohnen würde.

Ob sich das alles so nahtlos in den normalen Zeitablauf der Marvel-Serie eingliedert, steht dabei auf einem anderen Blatt. Angeblich spielt das Geschehen einige Zeit vor Civil War, weshalb Tony Stark auch nicht das schmucke Lämpchen in der Brust hat, welches er im letzten Band verabreicht bekam. Günstiger wäre es gewesen in Iron Man Legacy eine gänzlich selbständige Geschichte zu erzählen. Denn so wird es über kurz oder lang irgendwann zu Reibungen mit dem sonstigen Marvelverse kommen. Dreadknight und Radioactive Man lassen ja bereits grüßen.

Zeichner Steve Kurth wird zwar als Newcomer angekündigt, hat aber schon an Serien wie G.I. Joe und Dragonlance gearbeitet und kam bei Ultimate Comics Armor Wars bereits mit dem Eisernen in Kontakt. Seine Zeichnungen sind bei einigen menschlichen Protagonisten etwas hölzern, sind aber sehr um Realismus bemüht und haben so gut wie keine cartoonhaften Überzeichnungen. Selbst bei einigen der Massenszenen sind keine Qualitätsverluste festzustellen und davon gibt es zum Ende hin einige. Als besonderes Schmankerl präsentiert Steve Kurth in seinem Blog manche seiner originalen Bleistiftzeichnungen, darunter auch von Iron Man Legacy. Wirklich einen Blick wert.



Fazit:

Band 6 von Iron Man hätte beinahe als Vorlage für den dritten Iron Man-Film herhalten können. Doch das anfänglich realistische Setting wird zwischendurch zugunsten der üblichen albernen Superheldenkonflikte beiseite geschoben. Vielversprechend, aber wieder um Zentimeter das Ziel verfehlt.



Iron Man 6: Der Eiserne Krieg - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Iron Man 6: Der Eiserne Krieg

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 14,95

ISBN 10:
4-197977-414957-06

124 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • realistischer Grundton
  • Probleme wachsen Iron Man über den Kopf
Negativ aufgefallen
  • Rückfall in plumpe Superheldenaction
  • unpassend simple Auflösung des Konfliktes in Transia
  • es werden wieder die Stereotype aus den Zeiten vor 1989 bedient
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 31.01.2011
Kategorie: Iron Man
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