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Comic-Besprechung - Hicksville

Geschichten:

Hicksville

Autor / Zeichner: Dylan Horrocks



Story:
Der Comicjournalist Leonard Batts reist in das kleine neuseeländische Städtchen Hicksville, um Hintergrundinformationen über den neuen Star des amerikanischen Comics, Dick Burger, zu finden. Doch alle Einwohner reagieren auf den Namen sehr feindselig. Je länger Batts aber in dem Städtchen ist, desto mehr kann er über Burger herausfinden und muss feststellen, dass Hicksville in der Geschichte des Comics eine besondere Bedeutung zukommt.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Hicksville von Dylan Horrocks ist ein wundervoller Comic über Comics. Dabei ist das nicht so zu verstehen, als ob die Graphic Novel ein Sachcomic wäre. Weit gefehlt. Stattdessen thematisiert Horrocks die Liebe zu dem Medium ohne mit der Kritik zu sparen.

Die Liebe zur Kunst des Mediums durchzieht jedes Panel, aber auch die Kritik ist zu spüren. Da kommen vor allem die US-Verlage recht schlecht weg. Allen voran DC, Marvel und, dieses nur angedeutet, Image. Das liegt wohl vor allem an den Erfahrungen von Horrocks selber. Nachdem Hicksville in den englischsprachigen Ländern ein großer Erfolg geworden war, kamen, wie man es oft so findet, die großen US-Verlage auf den Zeichner und Autor zu und engagierten ihn für Superheldenserien. Horrocks illustrierte und schrieb unter anderem Batgirl, war aber mit seiner Tätigkeit extrem unzufrieden.

Alles dieses thematisiert und illustriert er in dem sehr schönen und sehr persönlichen Vorwort, welches er für englische Neuauflage des Bandes geschaffen hat. Dabei sind nicht alle Aspekte, die in diesem Band vorkommen, fiktiv. Viele reale Personen und Ereignisse des Comicbetriebes, sowohl des amerikanischen als auch des europäischen, kommen hier vor. Manchmal persönlich, etwa Stan Lee, aber häufig werden sie auch nur erwähnt. Hier ist vor allem Jack Kirby zu erwähnen. Vor einigen Jahren gab es einen heftigen Rechtsstreit, weil Marvel die Originalzeichnungen ihres prägendsten Künstlers nicht an Kirbys Familie herausgeben wollte. Die Wut darüber ist in diesem Band zu spüren, da es auch generell um die Ehrlichkeit und vor allem die Integrität des Künstlers geht. Ein leichter Hang zu Konservatismus ist da durchaus auszumachen, wenn den naiven Zeiten der Superhelden (eindeutig Gutes  gegen eindeutig Böses)nachgetrauert wird und die aktuellen Fassungen als zu modern angesehen werden.

In einer wichtigen Szene werden Comics als Karten bezeichnet. Diese Karten bezeichnen aber nicht geographische Orte und Entfernungen, sondern vielmehr Räume, die auf unterschiedlichste Art und Weise verstanden werden können. Diese Räume entstehen nämlich zwischen zwei Orten und vor allem zwischen Personen, welche in den Karten der Comics ausgelotet werden. Das ist eine Entdeckungsreise zu zwischenmenschlichen Dimensionen, welche einen in unbekannte Gefilde führen kann.

Horrocks gelingt da mit dem Leuchtturm als zentrales Symbol ein schönes Bild. Als vielschichtiges Symbol bezeichnet der Leuchtturm nicht nur das Fernweh, die Sehnsucht nach der Ferne, welche man von der Spitze her sehen kann, sondern neben der Neuerung auch die Beständigkeit im Alten. Sowie die Hoffnung. Von einem Leuchtturm aus sticht man in See, aber wenn man auf der See ist, zeigt er einem an, wo der sichere Hafen und die Heimat ist. Aufbruch und Beständigkeit in einem. Wie im Grunde jede Kunst, denn jeder Autor und Zeichner baut auf dem auf, was ein anderer bereits geschaffen hatte und versucht nun, seine eigenen Spuren zu hinterlassen. Der Leuchtturm zeigt an wo man ist, wohin es geht und woher man kommt. Kein Wunder das er auch inhaltlich eine zentrale Bedeutung in diesem wunderschönen Band bekommt.

Die Liebe zum Medium, zu den Künstlern und auch den Fans (hier durchaus ironisch gebrochen) ist überall spürbar und der ganze Band strotzt nur so vor Hinweisen und Zitaten. Kaum eine Seite, auf der nicht eine kleine Hommage versteckt ist. Manchmal ist das sehr offensichtlich, wenn etwa Figuren, Verleger und Künstler namentlich erwähnt werden oder gar persönlich vorkommen. Und sei es auf dem großen Fest gegen Ende, wenn sich jeder Besucher als eine Comicfigur verkleidet. Manchmal sind aber die Verweise etwas dezenter. Etwa wenn der Held aus dem Bett fällt und dabei die selbe Pose einnimmt wie weiland Little Nemo von Winsor McCay.

Dabei sind die Zeichnungen bisweilen durchaus klobig und kommen eher unauffällig daher. Man merkt deutlich die Independentherkunft des Zeichners und doch sind sie sehr passend, da es der Stil erlaubt, die verschiedensten Variationen einzubauen. So werden häufig Hefte von Figuren in dem Band gelesen und es wird deutlich, dass diese Bücher im Buch zwar von Horrocks stammen, aber dennoch so vom eigentlichen Stil abweichen, dass man es glaubt das sie von fiktiven Zeichnern stammen. Das ist sehr geschickt und sehr gelungen. Durch den roh erscheinenen Stil atmet der Band auch eine große Ehrlichkeit weil eine Unmittelbarkeit der Zeichnungen und damit ein direkter Ausdruck der Gefühle suggeriert wird. Toll.



Fazit:
Ein wunderschöner Band über die Liebe zum Medium Comic. Spannend, ironisch, voller Zitate, aber auch Kritik, erforscht Horrocks in Hicksville wie sehr Comics das Leben beeinflussen können. Und gegen Ende wünscht sich wohl jeder Leser, das es einen Ort wie Hicksville geben möge.

Hicksville - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hicksville

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 24,00

ISBN 10:
3943143333

ISBN 13:
978-3-943143-33-1

264 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Thema
  • ironische Brechungen und die Liebe zum Medium
  • Zitate und Verweise
  • Charaktere
  • Überlegungen zum Medium und zur Integrität
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 04.11.2012
Kategorie: One Shots
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